AboAbonnieren

Musks Sohn im Oval OfficeDie unheimliche Macht des kleinen Poplers

Lesezeit 3 Minuten
Der Tech-Milliardär Elon Musk, der von Präsident Donald Trump mit der Leitung der Bemühungen um Kostensenkungen auf Bundesebene betraut wurde, sagte, die Vereinigten Staaten würden ohne Haushaltskürzungen „bankrott“ gehen. Musk leitet die Bemühungen im Rahmen des neu geschaffenen Department of Government Efficiency (DOGE) und sprach im Weißen Haus mit Trump, der in den letzten Wochen eine Reihe von Anordnungen zur Kürzung der Bundesausgaben erlassen hat.

Elon Musk spricht, während sein Sohn X Æ A-Xii und US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses in Washington, DC, am 11. Februar 2025 zusehen.

Elon Musk doziert vor der Presse, Trump lässt sich von dessen vierjährigem Sohn X anraunzen. Eine enthüllende Szene.

Kurz nachdem sie 2018 mit Elon Musk zusammengekommen war, veröffentlichte die Musikerin Claire Boucher, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Grimes, eine Single mit dem Titel „We Appreciate Power“ („Wir schätzen Macht“). „Evolution: töte das Gen! Biologie ist oberflächlich, Intelligenz künstlich. Unterwerft euch!“, forderte sie darin zu sägenden Nu-Metal-Gitarren. Anderthalb Jahre später erblickte ihr erster, noch nach herkömmlicher Gen-Rekombinationsmethode gezeugter, gemeinsamer Sohn mit Musk das Licht der Welt. Sie tauften ihn X Æ A-Xii, kurz X.

Vor wenigen Tagen steht der vierjährige X im Oval Office zwischen seinem Vater – der anwesenden Journalisten erzählt, wie er den Staat zu demontieren gedenkt – und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Der sah selten zuvor so machtlos aus, er scheint langsam hinter dem eichenen Resolute Desk wegzunicken, als wolle er vor Kameras bestätigen, was der Knirps ihm gerade auf den Kopf zu gesagt hat: „Du bist nicht der Präsident, du musst verschwinden.“

„Du bist nicht der Präsident, du musst verschwinden“, sagt X zu Trump

Erst als X seinen immer noch dozierenden Vater nachäfft, reagiert Donald Trump mit einer schlaff ausgreifenden Armbewegung in Richtung des Kindes, wie ein vom quirligen Enkel überforderter Opa. Aber der Mini-Tyrann ist noch nicht fertig mit seinem unfreiwilligen Babysitter: „Ich will deinen Mund zum Schweigen bringen“, zischelt er dem angeblich mächtigsten Mann der westlichen Welt zu. Das klingt, als hätte er es in Putins Kindergarten gelernt. Er schätzt seine Macht.

Dann popelt X Æ A-Xii genüsslich in der Nase und wischt, zu Trumps sichtlichem Missvergnügen, sein Fundstück am Resolute Desk ab, übrigens ein Geschenk Queen Victorias.

Spiegelt der Vierjährige das Verhalten seines Vaters? Von der Präsidentschaft und was das Amt bedeutet, kann er noch kein realistisches Konzept haben. Wiederholt X also einfach Sätze, die Elon Musk hinter verschlossenen Türen sagt? Vor wenigen Monaten hatte der Tesla-Chef seinen Spross zu einem Interview mit dem Moderator und Verschwörungsanhänger Tucker Carlson mitgenommen. Dort grapschte sich X das Mikrofon und sprach im Namen von Vater und Sohn: „Wir sind SpaceX und wir machen leise, was auch immer wir wollen.“

Das wird er wohl ebenfalls bei seinem alten Herrn aufgeschnappt haben. Der gruselig-drohende Unterton dagegen klang ganz nach dem „Unterwerft euch!“ der Mama.

Die beklagt sich derzeit öffentlich darüber, wie ihr Ex-Partner das gemeinsame Kind vor der Öffentlichkeit herum paradiert. „Aber ich bin froh, dass er wenigstens höflich war!“, fügt Claire Boucher noch hinzu. Eine bezeichnende Fehleinschätzung. Oder übertreiben wir?

Es ist schließlich nur der sprichwörtliche Kindermund. Doch der kleine Popler tut seine Wahrheiten auf der Weltbühne kund. Und die sind nicht weniger staatszerrüttend als die Kürzungs- und Quasi-Korruptionsorgien seines ungewählten Vaters.