Red Hot Chili Peppers im StadionWie auf einem LSD-Trip
Köln – Nachdem Schlagzeuger Chad Smith an seinem Arbeitsgerät Platz genommen hat, bevölkern Michael „Flea“ Balzary und John Frusciante die Bühne. Sie jammen munter drauf los und lassen zwischendurch das Thema des ersten Songs aufblitzen. Vor allem Balzary merkt man dabei eine diebische Freude an. Minutenlang ziehen die beiden ihr Spielchen durch, bis schließlich Gitarrist Frusciante das markante Riff von „Can’t Stop“ unter frenetischem Jubel des Publikums anstimmt.
Dieses Hineinsteigern von ersten zarten Saitenanschlägen in ein Klanggewitter bis hin zur Eruption des eigentlich Stücks ist ein roter Faden in der Show der Red Hot Chili Peppers im Rhein-Energie-Stadion.
Untermalt wird das Ganze von einer Orgie aus grellen Farben über eine gigantische LED-Wand, die wie ein Baldachin mittig über die Bühne ragt. Minutenlang werden die Bandmitglieder in an Warhol-Gemälde erinnernde Porträts gezeigt. Zeitweise bekommt der Betrachter das Gefühl eines LSD-Trips – projiziert auf LED.
Schrill wie die Lightshow sind auch die Outfits
Ähnlich schrill wie die Lightshow sind Sänger Anthony Kiedis – in einer Art gepunktetem Pyjama –, Balzary und Smith gekleidet. Lediglich Frusciante wirkt – rein optisch – vermeintlich unauffällig. Alles andere als bieder aber ist sein Gitarrenspiel.
Anfang des Jahrtausends wurde er vom „Rolling Stone“-Magazin noch unter die Top 20 aller Gitarristen weltweit gewählt. Diese Platzierung hat er in den letzten beiden Jahrzehnten zwar eingebüßt, doch mit den Fertigkeiten an seinem Instrument begeistert er mit scheinbarer Leichtigkeit in Müngersdorf die Massen.
Dem Gitarristen gilt beim Anhang derzeit eine besondere Aufmerksamkeit. Im Dezember 2019 kehrte er nach zehn Jahren bereits zum zweiten Mal zur Band zurück. Erstmals stieß Frusciante 1988 zur Gruppe, als er den Platz des verstorbenen Gründungsmitglieds Hillel Slovak einnahm. So hatte Frusciante auch maßgeblichen Anteil an dem für die Truppe wegweisenden Album „Blood Sugar Sex Magik“.
In die Drogensucht abgerutscht
Dem dadurch entstehenden Druck hielt der Künstler nicht stand und verfiel zusehends einer Drogensucht. Schließlich verließ er die Band. Nachdem er seine Abhängigkeit überwinden konnte, stieg er wieder ein. Wiederum nahm er großen Einfluss auf ein Erfolgsalbum („Californication“). Im Dezember 2009 verließ er erneut die Red Hot Chili Peppers um sich fortan seinen Soloprojekten zu widmen.
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Ein wenig mussten die Kölner um den Auftritt der Red Hot Chili Peppers bangen. Den Auftritt am 1. Juli in Glasgow hatte die Band noch wegen Krankheit abgesagt. Doch schon das folgende Konzert beim „Rock Werchter“-Festival in Belgien konnte wieder stattfinden.
In der mitreißenden Show in Köln lassen die US-Amerikaner kaum einen Hit aus. Von „Dani California“ über „Californication“ bis „Give It Away“ wird das Repertoire voll ausgeschöpft. Auch die Songs der aktuellen CD „Unlimited Love“ stoßen ganz augenscheinlich auf große Sympathie. So ist bei „Black Summer“ oder „The Heavy Wing“ keinerlei Stimmungsabfall zu verzeichnen.
Ein würdiger Abschluss des Open Air Sommers im Kölner Westen
Zu den Zugaben schließlich kommt Bassist Balzary auf den Händen auf die Bühne gelaufen. Dabei rutsch sein dunkler Kilt natürlich und gibt unter dem Gejohle des Anhangs den Blick auf die Unterwäsche frei. Nach dem etwas ruhigeren „I Could Have Lied“ holen Musiker und Fans noch einmal alles aus sich heraus.
Der Schlussakkord „By The Way“ lässt die Menge im Stadion noch einmal richtig Ausrasten. Sie tanzt, springt und wirbelt herum als gäbe es kein Morgen. Diese letzte Show ist ein mehr als würdiger Abschluss des Open Air Sommers im Kölner Westen.