Prominentester Gast bei Sandra Maischberger war am Mittwochabend Bundestagspräsident und Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble. Der 77-Jährige äußerte sich im Einzelgespräch zu ernsten Themen wie den Bundeshaushalt und die schwarze Null, gab aber auch Persönliches über sein Leben im Rollstuhl preis.
Er sei weit davon entfernt, seinem Nachfolger Olaf Scholz (SPD) irgendwelche Ratschläge zu geben, so Schäuble: „Wir haben uns nie gegenseitig in die Suppe gespuckt.“ Das „Gerede um die schwarze Null“ gehe an der Realität vorbei. Er plädiere noch immer für eine Reform der Unternehmenssteuer, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Schäuble lässt sich schwer aus der Reserve locken
Der Moderatorin fällt es nicht leicht, dem Politik- und Talkshow-Profi Schäuble auch Persönliches zu entlocken. Zu einer möglichen Kanzlerschaft sagt Schäuble, er sei „zufrieden“ mit dem, was er erreicht habe. Dann äußert sich der Bundestagspräsident, der seit 30 Jahren nach dem Attentat auf ihn im Rollstuhl sitzt, dazu, ob er das Amt mit der größten Verantwortung im Staat auch als „Behinderter“ hätte ausüben können. Diese Frage – vermutlich von Edmund Stoiber geäußert – sei damals völlig legitim gewesen, findet Schäuble und verbirgt, ob ihn dieser persönliche Angriff eines Unionskollegen verletzt hat.
Zur Causa Merz – Kramp-Karrenbauer, in der er sich klar für Friedrich Merz positioniert hatte, hält sich er bedeckt. „Herr Schäuble, ist das Land jetzt schlechter dran, weil es Friedrich Merz nicht geworden ist?“, will Maischberger wissen. Schäuble weicht auch nach mehrmaliger Wiederholung der Frage aus und sagt nur: „Dieses Problem ist gut gelöst worden.“
Leben im Rollstuhl ist „richtig scheiße“
Maischberger will wissen, ob bei Schäuble Erinnerungen geweckt werden, wenn über Gewalt gegen Politiker wie den Fall Walter Lübcke berichtet wird. Bekannte Menschen wie Sportler oder auch Politiker hätten einfach ein größeres Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, schätzt der 77-Jährige die Lage sachlich ein. Ob politisch motiviert, kriminell oder durch kranke Menschen wie in seinem Fall, sei am Ende egal.
Schäuble, der sich ansonsten sehr diszipliniert gibt, sagt dann über sein Leben im Rollstuhl: „Das ist richtig scheiße.“ Seine Mutter würde sich bei dieser Wortwahl zwar im Grabe umdrehen, aber es würde einfach stimmen. Er freue sich an den kleinen Dingen, beispielsweise über jeden neuen Tag.
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Dann gibt Maischberger Sätze vor, die der Gast beenden soll. Sie sagt: „Dass Günter Krause, mit dem ich vor 30 Jahren den Einigungsvertrag ausgehandelt habe, am Dschungelcamp teilgenommen hat…“ Schäuble ergänzt sichtlich betroffen: „hat mir weh getan“,
Schäuble hatte 1990 gemeinsam mit dem damaligen Parlamentarischen Staatssekretär den Einigungsvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik unterzeichnet. In der vergangenen Woche war Krause als Teilnehmer des RTL-Dschungelcamps erneut in die Schlagzeilen geraten. Er hatte in der ersten Sendung allerdings keine gute Figur gemacht und musste aus gesundheitlichen Gründen bereits am ersten Tag das Camp verlassen (cme)