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Maus-Erfinder Armin Maiwald„Die erste Folge flog uns um die Ohren“

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Armin Maiwald 1997 mit der Maus: Seit 50 Jahren macht er Sachgeschichten für „Die Sendung mit der Maus“.

  1. Die Maus wird 50 Jahre alt – happy Birthday, wünschen wir da!
  2. Um auf die letzten 50 Jahre zurückzublicken, hat Anne Burgmer mit Maus-Erfinder Armin Maiwald über die Anfänge der Sendung mit der Maus und das Geheimnis ihres Erfolgs gesprochen – und darüber, warum man seine Neugier nicht verlieren darf.

Herr Maiwald, 50 Jahre alt wird „Die Sendung mit der Maus“. Sie sind seit Anfang an dabei. Haben Sie eine Erklärung, warum sie sich im schnelllebigen Fernsehgeschäft so lange halten konnte?Armin Maiwald: Ich glaube, weil wir immer versucht haben, ordentliches Programm zu machen und ehrlich zu sein. Weil wir nie ideologisch waren, weil wir nie eine Denkrichtung vorgegeben haben. Weil wir immer neutral waren. Und weil wir immer am Ende ein Stück Hoffnung gelassen haben, denn das brauchen die Kinder. Hoffnung auf eine andersartige Zukunft.

Wie ging das denn damals los mit der Maus?

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50 Jahre wird die Maus!

Die Entstehungsgeschichte ist sehr verworren und langwierig. Das ging schon so um 1965 mit ersten Überlegungen los. Das Programm für Kinder war da häufig so, dass Kinder im Sonntagskleidchen in einem Studio saßen und da war dann ein Onkel, der etwas bastelte oder eine Tante, die etwas vorlas. Man konnte den Kindern ansehen, dass sie sich nicht besonders wohlfühlten.

Was wollten Sie ändern?

Uns war klar, wir müssen raus aus dem Studio. Wir müssen den Kindern die Welt näher bringen, in der sie leben und ihnen Bilder zeigen von Dingen, die sie sonst nicht zu sehen bekommen. Wir haben überlegt, welches Kind, das nicht auf einem Bauernhof lebt, weiß schon, wie eine Kuh gemolken wird? Welches Kind, dessen Vater nicht Bäcker ist, weiß, wie ein Brötchen gebacken wird? Wie kommt das Ei auf den Frühstückstisch?

Und wie sind Sie es dann konkret angegangen?

Wir wollten nicht den klassischen Dokumentarfilm, der mit dem Urknall anfing und mit dem Statement des Generaldirektors von irgendwas aufhörte, sondern wir suchten nach einem Weg, Geschichten aus der Wirklichkeit zu erzählen ohne uns mit erhobenem Zeigefinger hinzustellen. Wir wollten auch unter gar keinen Umständen die Schule ersetzen. Unsere ersten drei Versuche Brötchen, Milch und Ei sind schon 1968 entstanden, also lange vor dem offiziellen Geburtstag. Wir haben immer auf dem Frühstückstisch angefangen, weil der bekannt war, und sind dann rückwärts gegangen bis zum Mehl und zum Anrühren des Teiges, bis zum Huhn und bis zur Kuh. Ohne Text. Und dann haben wir das alles noch mal vorwärts gezeigt.

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Armin Maiwald im Jahr 2020

Das kam aber nicht so gut an, richtig?

Das flog uns um die Ohren: „Ihr seid viel zu schnell, ihr macht das über die Köpfe der Kinder hinweg, ihr benennt die Dinge nicht, ihr zeigt nicht die ausgebeuteten Tiere, ihr zeigt immer nur das Produkt.“ Die Reaktionen haben uns dann noch mal zum Umdenken gebracht, dass wir vielleicht wirklich zu schnell waren und es doch das ein oder andere Stichwort braucht, weil sich nicht jedes Bild von selbst transportieren kann. In der zweiten Staffel haben wir dann alles ganz langsam gemacht und auch Stichworte gegeben. Der erste Satz, der je in der Maus gefallen ist, war „Hier soll eine Autobahn gebaut werden“. Das waren die schlechtesten und schlimmsten Filme, die ich je gemacht habe. Falls ich mal in die Hölle komme, werde ich die wohl als Dauerschleife immer wieder sehen müssen.

Und wann wussten Sie, jetzt funktioniert es?

Erst in der dritten Staffel haben wir die Form gefunden. Das war dann wieder sehr viel schneller. Wir haben musikalische Akzente gesetzt. Damit hatten wir dann die Form gefunden, die über viele Jahre zum Markenzeichen geworden ist. Diese Werkzeuge benutzen wir heute auch noch. Wir versuchen immer noch Dinge sichtbar zu machen, die man eigentlich nicht sehen kann und damit zur Klarheit beizutragen.

Wie sehr hat sich die Sendung trotz dieser Konstanten verändert?

Sie hat sich heftig verändert. Sie war am Anfang viel langsamer als sie heute ist. Die Sehgewohnheiten der gesamten Menschheit haben sich verändert. Dann haben sich die Themen sehr geändert. Als die Maus erfunden wurde, gab es im allgemeinen Gebrauch noch keine Computer oder Handys. Insofern sind auch die Fragen der jetzigen Kinder, die damit selbstverständlich umgehen, völlig anders. Die wollen wissen, woher das Handy genau weiß, wo sie sind oder wie ein Computerspiel animiert wird. Das versuchen wir zu zeigen. Aber das ist wahnsinnig schwierig, denn was etwa in der Mikroelektronik passiert, kann man nur sehr schwer zeigen. Da muss man schon lange Ideen wälzen, um Analogien zu finden, was in den einzelnen Schritten passiert.

Das macht es heutzutage schwieriger, die Geschichten zu erzählen?

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Armin Maiwald erklärt den großen und kleinen Zuschauern die kleinen Geheimnisse des Alltags – hier 2002 mit einer „Sendung mit der Maus“-Filmrolle.

Ja, es geht in zunehmenden Maße darum, komplexe Sachverhalte leicht verständlich darzustellen. Das sind mittlerweile oft hochphysikalische und wissenschaftliche Phänomene, so dass wir uns immer bemühen müssen, da die entsprechenden Experten zu finden, die uns erklären, wie das geht. Und wenn wir es dann selbst verstanden haben, müssen wir daraus eine Geschichte bauen. Die Fakten zu senden, ist noch keine Sendung und auch noch keine Geschichte – und schon gar keine Sachgeschichte. Es soll ja nicht langweilig sein, sondern die Kinder sollen bis zum Ende neugierig bleiben. Wir müssen versuchen, den Spannungsbogen zu halten. Das ist der weitaus schwierigere Teil, auch wenn die Recherche länger dauert.

Sie haben so viele Filme gemacht. Ist Ihnen einer besonders in Erinnerung geblieben?

Das stimmt, bei 1000 Filmen habe ich aufgehört zu zählen. Für mich ist der wichtigste Film immer der nächste, denn sonst wird nichts draus. Aber die Nachkriegsmaus war für mich sehr spannend und schwierig, weil ich da in meine eigene Kindheit eintauchen musste, die ich schon größtenteils vergessen hatte.

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Es war so schwierig, dass ich sie gar nicht fertig machen wollte, weil ich das Gefühl hatte, von der damaligen wirklich knochigen Zeit habe ich nur eine leichte Oberfläche berührt. Ich habe ihn zwar fertig gemacht, wollte ihn aber nicht mehr sehen. Erst als ich eine neue Cutterin eingestellt habe und sie sich den anschauen wollte, stellte ich fest, wie sie langsam in den Film rein kroch. Und wenn jemand, der so viele Filme geschnitten hat, sich da reinziehen lässt, scheint er ja doch nicht so verkehrt gewesen sein. Da habe ich meinen Frieden damit gemacht.

In der Nachkriegsmaus 1989 ging es um Ihre eigene Kindheit. Denken Sie grundsätzlich an das Kind, das Sie mal waren, wenn Sie Filme machen oder wie gehen Sie es an?

Nein, das Kind in mir würde ich streichen. Was ich nicht streichen würde, ist die Neugier, auf Dinge zu reagieren. Für mich gibt es einen Unterschied zwischen kindlich und kindisch. Kindisch ist, wenn ich mich auf gekünstelte Weise absichtlich klein machen würde, um auf „Augenhöhe“ dem sogenannten Kind zu begegnen. Kindlich ist für mich zu sagen, dieser kleine Mensch kann verschiedene Informationen noch nicht haben, also muss ich mit etwas anfangen, was er schon kennt, mit Erfahrungen, die er schon gemacht hat. Die Kinder müssen bei uns keine Verständnishürden überwinden. Sie begeben sich auf eine Reise durch unbekanntes Land, wobei jeder Schritt ein neuer, kleiner Schritt Erkenntnis ist.