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Kölner Toleranz?So debattiert das Netz über das abgebrochene Philharmonie-Konzert

Lesezeit 3 Minuten
Cembalist Esfahani

Cembalist Mahan Esfahani.

  1. Im Netz wird nach dem abgebrochenen Philharmonie-Konzert eifrig debattiert.
  2. Die Philharmonie hat ein Statement auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht.

Köln – Das extreme Missfallen des Publikums beim Konzert des iranischen Cembalisten Mahan Esfahani stößt bei vielen Kulturinteressierten auf Unverständnis. Die Kölner Philharmonie hat inzwischen ein Statement zu der abgebrochenen Veranstaltung auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht.

Warum es allerdings keine Einführung in das Thema gab, wird nicht erklärt. Zumal der Musiker sich nur auf Englisch verständigen konnte und ihm viele Konzertbesucher offensichtlich nicht folgen konnten.

Netzdiskussionen

Im Netz wird der Auftritt derweil eifrig debattiert. Die einen sprechen von „Kulturbanausen“ und werfen den Zuhörern vor, sich vorab nicht ausreichend im Prgramm informiert zu haben. Ein Facebook-Nutzer schreibt: „Wäre es eine Uraufführung des besagten Stückes gewesen, fände ich so Publikumsreaktionen noch grenzwertig putzig. Es war aber keine Uraufführung und daher: zum Fremdschämen!“ „Wenn ich ein Konzert besuche, kenne ich das Programm. Wenn dann dort Piano Phase von Reich steht, müsste einem Musikkenner klar sein, worauf er/sie sich einlässt. Es ist ein Unding, sich dann trotzdem so zu verhalten“, stimmt eine andere Nutzerin zu.

Andere begegnen der Darbietung mit Unverständnis: „In einem Konzert, für das ich per Ticket und per Steuersubvention doppelt bezahle, möchte ich mich entspannen und die Musik genießen, mich aber nicht mit den Ergüssen neurotischer Komponisten zwangsweise auseinandersetzen müssen.“ Ein anderer Nutzer weist darauf hin, dass Neuartiges in der Kultur häufig heftige Reaktionen auslöst: „Also ich fand das extrem faszinierend! Aber Massengeschmack ist sicher etwas anderes ... Auf der anderen Seite: Wie oft haben sich Leute lebhafte Pro und Contra Reaktionen zurückgewünscht, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts bei Schönberg, Strawinsky & Co. noch üblich waren. Damals war wirklich noch was los in den Konzertsälen, bis hin zu handgreiflichen Auseinandersetzungen.“

Sind die Kölner nicht tolerant genug?

Das Verhalten der Konzertbesucher stößt allerdings den meisten Kommentatoren sauer auf. Mangelnde Toleranz, Ungeduld und Beschränktheit wird den Philharmonie-Gästen vorgehalten. „Die Leute lassen sich auf nichts mehr ein, was sie nicht kennen. Noch viel schlimmer ist es dann wohl für sie, wenn sie sich fünf Minuten etwas ausgesetzt fühlen, was man nicht wegklicken kann. Ich ziehe den Hut vor der Reaktion von Mahan Esfahani: Why are you afraid?“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Unter die empörten Reaktionen mischt sich außerdem viel Mitgefühl für den Künstler: „Ich könnte verstehen, wenn er nicht mehr in Köln auftreten würde. Ich würde auch nicht zu Leuten gehen, die sich nicht benehmen können.“

Esfahani selbst hat sich inzwischen nochmals zu dem Auftritt geäußert. Dem Magazin Slipped Disc sagt er: „Ich konnte das Publikum nicht gut hören und dachte zunächst, die Leute würden klatschen. Ich fühlte mich angespornt und spielte weiter. Dann vernahm ich Pfiffe und Rufe. Ich hörte mitten im Stück auf und nahme die Kopfhörer heraus. So etwas habe ich in einem klassischen Konzert noch nie erlebt."