Der deutsche Sommer 1998 hatte es in sich. Wir erinnern uns mit 11 der größten Sommerhits des Jahres.
Sommer vor 25 JahrenKennen Sie noch diese 11 Sommerhits aus dem Jahr 1998?
Im Jahr 1998 prägten Ereignisse wie das britische Friedensabkommen mit der IRA, der Friedensprozess im Nahen Osten, die Kosovo-Krise und das Amtsenthebungsverfahren von Präsident Bill Clinton das Weltgeschehen. Und dann war da auch noch die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Frankreich, bei der Deutschland im Viertelfinale sang- und klanglos gegen Kroatien rausflog.
Musikalisch war es aber ein besonderes Jahr, denn 1998 gab es einige Sommerhits, die auch 25 Jahre später noch oft gespielt werden und zu echten Klassikern der heißen Tage geworden sind. Wir erinnern an die 11 größten Sommerhits von 1998.
Loona – „Bailando“
Einer der größten Sommerhits der 90er Jahre war zweifellos „Bailando“ von Loona, der 1998 sechs Wochen lang auf Platz eins der Single-Charts stand. Viele wissen gar nicht, dass es sich dabei nicht um ein Original handelt, denn das belgische Musikprojekt Paradisio hatte den Song bereits 1996 aufgenommen und damit in Belgien, Skandinavien und Frankreich einen Riesenhit gelandet. Das fröhliche Dance-Stück handelt von einer Party, auf der die ganze Nacht getanzt wird und sich die Leute näher kommen.
Einmal Sommerhit, immer Sommerhit: Hinter Loona steckt die niederländische Sängerin Marie-José van der Kolk, die mit „Bailando“ noch heute jedes Jahr über sämtliche europäischen Sommerfestivals und Strandpartys fegt. 2021 gewann sie zudem den „Kampf der Realitystars“ und gab nach zehn Jahren Pause in El Arenal ein Jahr später als „alter Hase im Musikgeschäft“ („Bild“-Zeitung) ihr Comeback am Ballermann.
Lighthouse Family – „High“
Für alle Schmusekatzen kam im Frühsommer 1998 die Lighthouse Family mit ihrer sanften Soul-Pop-Hymne „High“ genau richtig. Wer nach Sangria, Ouzo oder Chianti eine Pause brauchte, schloss am Strand bei der warmen Stimme von Leadsänger Tunde einfach die Augen.
Dabei war der Entstehungsprozess des so leicht anmutenden Titels, so der Sänger, eine ziemlich anstrengende Sache, die sich über acht Monate hinzog. Am letzten Tag der Aufnahmen zum damals neuen Album zog Tunde die Notbremse. „In der Nacht davor habe ich einfach aufgeschrieben, was ich dachte: ‚Wenn du den Tränen nahe bist, denk daran, dass eines Tages alles vorbei sein wird‘. So habe ich mich gefühlt, ich wollte den Song einfach hinter mich bringen und beenden“, sagte Tunde 2021 dem britischen Chartsportal „officialcharts.com“.
Dario G – „Carnaval de Paris“
Ein Dance-Hit, der den Sommer 1998 im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft so richtig in Schwung brachte. Dario G ist ein Dance- und Trance-Musikprojekt des britischen DJs und Produzenten Paul Spencer, der sich für diesen Song von dem englischen Folksong „Oh My Darling Clementine“ aus dem 19. Jahrhundert inspirieren ließ.
In Deutschland wählte das ZDF den Song als Begleitmusik für die WM-Berichterstattung. Das reichte damals für einen Superhit hierzulande aus, verfehlte aber knapp die Chartspitze und landete auf Platz zwei.
Puff Daddy & Jimmy Page – „Come With Me“
Teenie-Idol mit Weltkarriere im Visier trifft Led-Zeppelin-Legende aus Papas Plattenschrank: „Come with Me“ war eine Sensation und vereinte den Rapper Puff Daddy mit dem englischen Gitarrengott Jimmy Page. Aufgenommen wurde der Hit für den Soundtrack des Blockbusters „Godzilla“. Das Monster ist auch lautstark im Video zu bewundern. Der Song ist eine Coverversion des Led Zeppelin-Songs „Kashmir“ aus dem Jahr 1975. Jimmy Page und Produzent Tom Morello steuerten live Gitarrenparts bei (Morello spielte bei dem Song auch Bass).
Nek – „Laura non c'è“
Filippo Neviani alias Nek ist in seiner Heimat Italien seit gut 25 Jahren ein Superstar. „Laura non c'è“ markiert den Anfang seiner großen Karriere. Beim San Remo-Festival 1997 reichte es zwar nur für Platz sieben, doch der Titel wurde zum Superhit und kletterte auf Platz eins der nationalen Single-Charts.
Nach Deutschland kam die Single erst ein gutes Jahr später und wurde dann den ganzen Sommer über rauf und runter gespielt. Kein italienisches Eiscafé war vor dem Pop-Rock-Ohrwurm sicher, und spätestens als der Titel auch hierzulande die Top 10 erreichte, brach bei Kollege Eros Ramazzotti langsam Panik aus. Während Nek in Deutschland nie wieder einen solchen Hit feiern konnte, hatte er in Italien noch viele große Erfolge und ist dort bis heute eine feste Größe auf dem Musikmarkt. „Laura non c'è“ ist aber nach wie vor ein Radioklassiker.
Spice Girls – „Viva Forever“
Die spanisch angehauchte Ballade „Viva Forever“ war die letzte Single der Spice Girls mit Geri Halliwell, die auch einen Großteil des Textes geschrieben haben soll. Der frei übersetzte Text des Refrains klingt wie ein letzter Abschiedsgruß von Ginger Spice an die anderen Gruppenmitglieder: „Lebe für immer, ich werde warten, immerwährend wie die Sonne. Lebe für immer, für den Augenblick, ewig auf der Suche nach dem Einen“.
Das Thema des Liedes wurde von der Idee einer Sommerromanze während eines Urlaubs an der Costa Brava oder der Costa del Sol am spanischen Mittelmeer und von den Menschen inspiriert, die die Gruppe während dieser Ferien traf. Das brillant inszenierte Musikvideo, bei dem Steve Box Regie führte, zeigt Stop-Motion-Animationen der Gruppe als Feen und benötige fünf lange Monate bis zur Fertigstellung.
Die Ärzte – „Ein Schwein namens Männer“
Auch ein deutscher Titel gehörte zu den Sommerhits 1998: In „Männer sind Schweine“ singt Farin Urlaub auf ironisch-überspitzte Weise davon, dass alle Männer nur auf Sex aus sind und die wahre Liebe nicht kennen. Das begeisterte die Deutschen und „Ein Schwein namens Männer“ bzw. „Männer sind Schweine“ hielt sich 1998 ganze acht Wochen auf Platz eins der deutschen Single-Charts.
Den ganzen Juni über lief der Ohrwurm in allen Radios, was dazu führte, dass der Titel irgendwann auch den Ballermann erreichte und nach dem Sommer sogar das Oktoberfest eroberte. Da wurde es den Ärzten zu bunt und sie spielten den Titel immer seltener live. Nach 2003 verschwand er ganz von ihren Setlisten. Erst 2012 kehrte er für ein Konzert der Band zurück.
Brandy & Monica – „The Boy Is Mine“
Wenn sich zwei amerikanische R&B-Superstars und Teenie-Idole zusammentun, braucht es schon damals keinen Sommerurlaub und keinen Umweg über Strandpartys, um den Song zum Sommerhit zu machen. „The Boy Is Mine“ von Brandy und Monica, beide zu diesem Zeitpunkt bereits mit mehreren Hits gesegnet, wurde international fast zeitgleich veröffentlicht und lief dann den ganzen Sommer über auf allen Partys von den USA bis nach Deutschland. Einen Grammy gab es obendrein!
Das Lied handelt von zwei Frauen, die in denselben Mann verliebt sind. Es soll lose als Antwort auf die 1982er-Single „The Girl Is Mine“ von Paul McCartney und Michael Jackson gedacht gewesen sein. „The Boy Is Mine“ wurde in den USA zum meistverkauften Song des Jahres und hielt sich 13 Wochen an der Spitze der US Billboard Hot 100. Kein Wunder, dass die Musikbibel ihn später zu den größten Duetten aller Zeiten zählte.
Pras feat. Ol' Dirty Bastard & introducing Mýa – „Ghetto Supastar (That Is What You Are)“
Alle Muttis und Vatis der Nation wunderten sich, als dieses Lied damals im Sommerradio zum Hit wurde, denn das Stück kam ihnen seltsam bekannt vor. Aber mit dem Titel konnten sie nichts anfangen. Kein Wunder, denn die Melodie des Refrains ist eine Interpolation des von den Bee Gees geschriebenen Songs „Islands in the Stream“ der beiden Country-Legenden Kenny Rogers und Dolly Parton aus dem Jahre 1983.
Gekonnt als Hip-Hop-Song adaptiert, lieferten sich Pras und der Wu-Tang Clan-Star Ol' Dirty Bastard einen fetten Rap-Schlagabtausch. Hinzu kam die süßliche Stimme der Newcomerin Mýa. In den USA war der Song allerdings weit weniger erfolgreich als in Europa und vor allem in Deutschland, wo er Ende Juli 1998 eine Woche lang Platz eins der Charts belegte. Keine Hip-Hop-Party war vor dem Song sicher und vor allem Mýa, die im Refrain zu hören ist, feierte damit ihren Durchbruch.
Des'ree – „Life“
Fragt man in Großbritannien nach diesem Lied, erntet man wahrscheinlich mitleidige Blicke, denn der Sommerklassiker wurde dort wegen seines vermeintlich banalen Textes heftig kritisiert. Eine Kostprobe der Strophe? „Ich will kein Gespenst sehen, das ist der Anblick, den ich am meisten fürchte. Ich würde lieber ein Stück Toast essen, die Abendnachrichten sehen“. Dann die scheinbar ewige Wiederholung des Titels im Refrain, immer wieder „Life, life life“.
Als die BBC zehn Jahre später nach den schlechtesten Songtexten aller Zeiten fragte, landete Des'rees „Life“ auf Platz eins. Das hatte die begabte Sängerin, die mit „Feel So High“ oder „You Gotta Be“ noch weitere Soul-Pop-Hits hatte, wirklich nicht verdient. Trotz einer guten Stimme kam ihre Karriere nach „Life“ nicht mehr in Schwung, auch wenn der Song heute noch gerne im Erwachsenenradio gespielt wird. So ist das Leben!
Ricky Martin – „La copa de la vida / The Cup of Life“
Der unbestrittene Welthit des Sommers 1998 war Ricky Martins „The Cup of Life“ oder für die spanischsprachige Welt „La copa de la vida“. Der Latin-Pop-Song mit Samba-Rhythmus wurde von Martin für die Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich aufgenommen, nachdem er im Jahr zuvor mit „Maria“ seinen internationalen Durchbruch gefeiert hatte.
Die englische Version von „La copa de la vida“ machte ihn endgültig zum Superstar und Sexsymbol. Da ahnte die Damenwelt freilich noch nicht, dass der attraktive Ricky Jahre später sein schwules Coming-out feiern sollte. Schwamm drüber, alleine in Deutschland hielt sich der Song vier Wochen lang auf Platz eins. Martin löste damit eine regelrechte Latin-Pop-Hysterie aus, plötzlich klangen fast alle neuen spanischen Sänger wie Klone des Puerto-Ricaners.
Den wortwörtlichen „Cup of Life“ gewann übrigens Frankreich, die Brasilien im Finale der Fußball-WM mit 3:0 besiegten. Kein Wunder, dass der Song dann auch sechs Wochen bei unseren Nachbarn auf Platz eins stand.