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Rücktrittsforderungen nach „Zeit“-ArtikelSpringer-Chef Mathias Döpfner äußert sich zu Vorwürfen

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Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, hat ein Statement abgegeben, in der er auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in einem Artikel der „Zeit“ eingeht.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, hat ein Statement abgegeben, in der er auf die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in einem Artikel der „Zeit“ eingeht. (Archivbild)

Mathias Döpfner fühlt sich diskreditiert. Seine Werte ließen sich nicht in „aus dem Zusammenhang gerissene Textschnipseln“ ableiten.

Nach der Veröffentlichung eines „Zeit“-Artikels, in denen interne Chatnachrichten und Mails, die von Mathias Döpfner stammen sollen, zitiert wurden, steht der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlags massiv in der Kritik. Politiker verschiedener Parteien forderten am Donnerstag sogar den Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden.

Unter anderem Carsten Schneider (SPD), der Ostbeauftragte der Bundesregierung, und der Linken-Parteivize Lorenz Gösta Beutin zeigten sich ob der mutmaßlichen Textnachrichten des CEOs über Ostdeutsche schockiert und halten Döpfner in seiner Rolle für nicht mehr tragbar.

Nach „Zeit“-Bericht: Politiker kritisieren Mathias Döpfner aufgrund mutmaßlicher Aussagen zu Ostdeutschen

„Herr Döpfner ist nach dieser Veröffentlichung an der Spitze eines Verlages mit dieser publizistischen Macht und mit Blick auf die wichtige Rolle der Medien für unsere Demokratie endgültig nicht mehr tragbar“, sagte Schneider dem Nachrichtenportal t-online.

Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) reagierte im Tagesschau-Interview empört. „Es offenbart eine geistige Haltung, die man jeden Tag auch in diesen Blättern spüren kann“, so Ramelow. Die Springer-Zeitungen enthielten „viel Menschenverachtung“. Döpfner habe die deutsche Einheit nicht verstanden und wolle sie nicht.

FDP-Politiker bezeichnet angebliche Aussagen von Mathias Döpfner über Ostdeutsche als „peinlich“

Der ehemalige sächsische Landeschef, Holger Zastrow (FDP), bezeichnete die angeblichen konzerninternen Nachrichten von Döpfner über Ostdeutschland als „peinlich“ und als „fatale“ Fehleinschätzung.

Aus Springer-Kreisen verlautete nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur als Reaktion, der Artikel bestehe aus „manipulativen SMS-Fetzen“.

Springer-Chef Mathias Döpfner nimmt Stellung zu Vorwürfen in „Zeit“-Artikel

Mathias Döpfner selbst äußerte sich ebenfalls zu den Enthüllungen im „Zeit“-Artikel. In einer am Donnerstag im Intranet von Springer veröffentlichten Erklärung äußerte der Springer-Chef seine Sichtweise auf den Artikel, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Er bezeichnet die zitierten Chatprotokolle als „aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel“, die nicht als sein „wahres Denken“ verstanden werden dürften. Wie er denke, zeigten viel mehr seine über vier Jahrzehnte publizierten Artikel. In seiner Erklärung äußerte sich Döpfner nicht zu der Echtheit, der von der „Zeit“ veröffentlichten Zitate.

Er habe „natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands“. Er sei aber seit Jahrzehnten „enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind“. Der Erfolg der AfD beunruhige ihn. Vorurteile gegen Muslime zu haben, dementierte Döpfner ebenfalls. Vielmehr respektiere er die Religion des Islam, halte aber Islamismus „für eine Bedrohung demokratischer Werte und unserer Sicherheit“.

Mathias Döpfner wehrt sich gegen Vorwurf der Parteilichkeit

Auch den Vorwurf der Parteilichkeit bestreitet Döpfner in seiner internen Stellungnahme. Er sei „den Werten dieser Partei sehr nah“, heißt es in Bezug auf den Vorhalt, er hätte Mitarbeiter der „Bild“ angewiesen, die FDP in der Berichterstattung zu begünstigen, „aber unsere Journalistinnen und Journalisten lassen sich davon Gott sei Dank nicht beeinflussen“, so Döpfner. Am Ende werde immer von den Chefredakteuren bei Springer entschieden, was sie veröffentlichen. Laut dem „Zeit“-Artikel habe Döpfner zwei Tage vor der Bundestagswahl 2021 an seinen damaligen Chefredakteur Julian Reichelt geschrieben, er solle die FDP stärken.

Unterstützung erhielt der in Bonn geborene Manager unter anderem von Wolfgang Kubicki. Der FDP-Politiker bezeichnete die „Zeit“-Berichterstattung gegenüber „Table.Media“ als „rechtlich grenzwertig“ und „moralisch problematisch“. Er sehe aufgrund der Enthüllungen aber „keinen Handlungsbedarf in der Causa Döpfner“. (pst)