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Streit über Kölner KunstwerkKulturinitiative „Respekt“ sucht Mitstreiter gegen die Stadtverwaltung

Lesezeit 2 Minuten
Eine rote Stele steht in einer Verkehrsinsel.

Das Kunstwerk „Standortmitte“ am Verteilerkreis in Köln

Wird ein bedeutendes Kölner Kunstwerk durch die Stadt zerstört? Eine Initiative fordert mehr Respekt für die Kultur in Köln.

Seit zwei Jahren kämpft der Kölner Künstler Lutz Fritsch mit seiner Heimatstadt um den Erhalt seines wohl wichtigsten Kunstwerks: der „Standortmitte“ im Verteilerkreis zur Autobahn 555. Die rote Stele inmitten der Verkehrsinsel bildet das nördliche Ende einer gedanklichen Linie, die Fritsch mit zwei riesigen Stecknadeln zwischen Köln und Bonn gezogen hat. So verbindet die rheinischen Städte seit 2008 nicht nur der Asphalt, sondern auch ein unsichtbares Band der Kunst.

Die Initiatoren fordern von der Stadt „Respekt“ für die „Standortmitte“ und generell für die Kultur

Bedroht wird es durch die geplante Trasse der Stadtbahn Süd, die eine Brücke mitten durch den Verteilerkreis vorsieht – sie verläuft wenige Meter an der Stele vorbei. Für Fritsch wird dadurch der Gesamteindruck der „Standortmitte“ zerstört, die Stadt findet dies nicht. Auch eine von Fritsch erarbeitete Alternativlösung für die Trasse lehnt Verkehrsdezernent Ascan Egerer ab; die nötigen Umplanungen, beschied er, würden zu viel Geld und Zeit kosten.

Jetzt versucht eine Kölner Kulturinitiative, die Stadt zum Einlenken zu bewegen. Unter dem Motto „Respekt“ wirbt sie um Mitstreiter, wobei der städtische Umgang mit der „Standortmitte“ für die Initiatoren lediglich ein besonders prominenter Fall eines allgemeinen Dilemmas ist. „Respekt“ stehe für das, „woran diese Stadt generell krankt: fehlende Führung, fragmentarische, an den Augenblick geknüpfte Politik, Konzeptionslosigkeit, die im Ergebnis zu Beliebigkeit führt, von Plan oder Vision nicht zu reden“. Allein der Sachzwang regiere, heißt es weiter. „Die Standortmitte ist für uns ein herausragendes Beispiel für die vielen Respektlosigkeiten in der Stadt Köln.“

Visualisierung der geplanten Stadtbahntrasse am Kölner Verteilerkreis mit der „Standortmitte“ von Lutz Fritsch

Visualisierung der geplanten Stadtbahntrasse am Kölner Verteilerkreis mit der „Standortmitte“ von Lutz Fritsch

Zu den Unterstützern der Initiative gehören Birgit Mager, Design-Professorin der TU Köln, Bruno Wenn, Vorsitzender des Kölner Kulturrats, der Kurator Jochen Heufelder, Barbara Hosmann, Vorstand der Freunde der Artothek Köln, und der Historiker Ulrich S. Soénius. Letzterer kritisiert die Stadt scharf: „Moderne Stadtplanung achtet historische Strukturen, hält sich an Verträge und vermeidet Betonungetüme, die auf Jahrzehnte hinaus das Stadtbild verschandeln. Alles dies beachten die Brückenplaner und Verantwortlichen in der Stadt mit den vorgelegten Plänen am Verteilerkreis nicht.“

Auf der Internetseite www.respekt-koeln.de haben die Initiatoren zur Verdeutlichung zwei Visualisierungen veröffentlicht. Die eine zeigt den Alternativentwurf von Lutz Fritsch, der andere die mutmaßlichen Auswirkungen der städtischen Trasse auf die „Standortmitte“.