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Lesung im Kölner Musical DomeT.C. Boyle will mit Donald Trump wandern gehen

Lesezeit 4 Minuten

Aufgeräumt im Musical Dome: T.C. Boyle

Köln – Die Scheinwerfer gehen an und beleuchten den ausverkauften Zuschauerraum des Musical Dome. Doch statt der vielen Bodyguard-Schauspieler, die üblicherweise den Beifall des Publikums kassieren, stehen am Montagabend der Journalist Philipp Schwenke, die Schauspielerin Annika Schilling und Star-Autor Tom Coraghessan Boyle, besser bekannt als T.C. Boyle, auf der Bühne.

Zum vierten Mal und mit dem vierten Buch in Folge ist Boyle nach Köln gekommen. Als „Preview“ auf die anstehende lit.Cologne soll die Lesung dienen. Nach einer Lesung von Jonathan Safran Foer ist es die zweite Veranstaltung des Kulturevents in diesem Jahr. Unter tosendem Applaus läuft Boyle mit wenigen Minuten Verspätung auf die Bühne, wo drei rote Stühle für Schwenke, Schilling und Boyle stehen – dazu drei Tische, zwei Notenständer für die Bücher und zwei kleine „lit.Cologne“-Aufsteller.

Mehr ist nicht nötig, denn Boyle zieht von der ersten Minute an die volle Aufmerksamkeit auf sich. Mit lockerem Jackett, einer silbernen Kette und roten Sneakern bekleidet, setzt er sich lässig zu Philipp Schwenke, der für die Moderation und ein bisschen Konversation mit Boyle zuständig ist.

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„attraktives Experiment“

Zu Beginn geht es um Boyles neues Buch. Klar, deswegen ist er ja auch nach Köln gekommen. „Terranauten“ heißt es und spielt in den 90er Jahren. Wissenschaftler in den USA haben ein abgeschlossenes Ökosystem geschaffen, die „Ecosphere 2“. Hunderte Tier- und Pflanzenarten leben unter einer Glaskuppel zusammen, dazu acht Menschen, eben die „Terranauten“. Die Idee hatte Boyle nicht selbst. Tatsächlich gab es so ein Projekt in den 90er-Jahren in Arizona in den USA. „Biosphäre 2“ nannten die Wissenschaftler es damals.

Die Idee: 100 Jahre lang eine zweite „Welt“, eben diese unter der Glaskuppel, beobachten und erforschen. Alle zwei Jahre sollten dabei die acht Menschen in der „Biosphäre 2“ ausgetauscht werden. Doch nach der ersten Mission, den ersten zwei Jahren also, ging den Wissenschaftlern das Geld aus. Boyle setzt genau da in seinem neuen Roman an und berichtet von den vier Männern und vier Frauen der zweiten Mission.

Für ihn als Autor sei das ein attraktives Experiment gewesen, erzählt er im Musical Dome: „Die technischen Umstände, wie so eine Welt überhaupt funktionieren kann, waren interessant. Aber natürlich war es auch die Beziehung zwischen acht Menschen, die auf so engem Raum zwei Jahre lang zusammenleben sollen.“ Unter Gelächter erklärt er, dass er selbst niemals an so einem Experiment teilnehmen würde. Er liebe die Natur, aber sei da lieber alleine.

Schilling liest im Wechsel mit Boyle

Nach dieser kurzen Einführung liest Schilling, zurzeit unter anderem in „Ansichten eines Clowns“ im Schauspiel Köln zu sehen, im Wechsel mit T.C. Boyle. Man möchte sich gar nicht entscheiden, wer denn nun schöner, emotionaler, noch mehr in die Geschichte vertieft vorträgt. Für beide gibt es viel Beifall.

Doch die eigentliche Show des Abends beginnt erst jetzt. Boyle erzählt Anekdoten – aus den Bergen, von Begegnungen mit Bären. Moderator Schwenke fragte ihn, was er über Reality TV denke. Immerhin erinnere das „Biosphäre 2“-Projekt an Experimente wie „Big Brother“. Darauf Boyle: „Ich schaue kein Reality TV. Warum nicht? Weil ich lesen kann!“

Boyle über Trump: „Dieses Monster“

Dann geht es um den neuen US-Präsidenten Donald Trump. „Dieses Monster“, so Boyle, stehe für alles, was er selber nicht vertrete. Er berichtet von der Wahlnacht im November, als er nicht glauben konnte, wen die Vereinigten Staaten da zum Präsidenten gewählt haben. Boyle setzt sich für Frauenrechte ein, für Umweltschutz, für Multikulti. „Sollten wir nicht eigentlich unserem Präsidenten folgen, an statt gegen ihn zu sein?“, fragt er sich selbst. Die Antwort: „Doch, aber wir haben Angst.“

Er bezeichnet Trump dann noch als „riesigen, glühenden Kürbiskopf“ und „Clown aus dem Reality TV“, merkt dann aber an, dass er nicht vorhabe, über Trump oder die aktuellen Geschehnisse in naher Zukunft zu schreiben. „Ich will nicht, dass meine Kunst von der Politik beeinflusst wird.“ Die Boyle-Fans im Publikum klatschen.

Dann hat er keine Lust mehr, über Trump zu reden. Erzählt lieber noch eine Anekdote. In den Bergen sei er einmal fast von einem Puma gefressen worden, seine Frau habe ihm selbst die Schuld dafür gegeben. Da läuft Boyle dann ein Einfall über den Weg, der dann doch wieder mit dem US-Präsidenten zu tun hat: „Ich hab's. Ich rufe einfach meinen alten Freund Donald Trump an und lade ihn mal zum Wandern in den Bergen ein.“