So war der Franken-TatortAm Ende gab es fast nur Opfer
Nürnberg – Am Sonntag lief mit „Wo Ist Mike?“ der nächste Tatort aus Franken. Die beiden Kriminalhauptkommissare Felix Voss und Paula Ringelhahn machten sich diesmal auf die Suche nach einem vermissten Jungen.
Der Fall
Der fünfjährige Mike sollte eigentlich das Wochenende bei seinem Vater verbringen. Als Mikes Mutter seinen Sohn abladen möchte, geraten die Eltern wieder einmal in einen lauten Streit – und bekommen nicht mit, dass ihr Sohn verschwindet. Im Gegenteil: Beide sind danach noch davon überzeugt, dass der Fünfjährige sich beim jeweils anderen befindet. Erst einige Tage später fällt das Verschwinden des Jungen auf.
Paula Ringelhahn und Felix Voss übernehmen den Fall und verstehen einfach nicht, dass niemandem etwas aufgefallen ist. Für Paula nimmt der Fall eine persönliche Wendung, als der Verdacht auf den Lehrer Rolf Glawogger fällt, zu dem sie seit kurzem eine innige und liebevolle Beziehung unterhält. Doch auch der verwirrte 17-jährige Titus scheint mehr zu wissen.
Die Auflösung
Die neue Tatort-Episode dauert eine gute halbe Stunde, bis der leblose Körper von Mike in einem Kellerschrank von Paulas neuem Freund Rolf gefunden wird. War an den Missbrauchsvorwürfen gegen den Lehrer doch was dran? Paula verlässt auf jeden Fall geschockt das Haus und ruft Verstärkung. Der Fall scheint klar…
Für „Tatort“-Fans
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Doch umso mehr sich Ringelhahn und Voss in die Ermittlungen stürzen, desto mehr neue Fragen ergeben sich. Als dann auch noch einer der Schüler zugibt, die Missbrauchsvorwürfe gegenüber Rolf nur erfunden zu haben, kommt neues Licht in die Sache. Am Ende kommt heraus, dass Titus – ein ehemaliger Schüler von Rolf – für die Entführung von Max zuständig ist, ihm eigentlich nur helfen wollte und im Kellerschrank von Rolf, der wie eine Vaterfigur für ihn ist, versteckt hat. Dort starb der Fünfjährige dann an den Folgen seines angeborenen Herzfehlers. Rolf wusste von all dem nichts, möchte nach der Hetzjagd gegen ihn, jedoch nichts mehr von Paula wissen.
Das Fazit
Das Drehbuch von Thomas Wendrich hält vor allem in den ersten 45 Minuten die Spannung extrem hoch und schafft es, den Verdacht immer wieder auf andere Figuren zu werfen. Allen voran die Figur von Rolf Glawogger bleibt fast durchgehend undurchsichtig – mit Schauspieler Sylvester Groth (vielleicht einem der besten deutschen Schauspieler zur Zeit) hat man hier aber natürlich auch einen absoluten Meister seines Fachs vor der Kamera stehen. Doch auch der Wiener Nachwuchsschauspieler Simon Frühwirth überzeugt in seiner Rolle als psychisch verwirrter Jugendlicher auf ganzer Linie.
Auch inszenatorisch ist „Wo Ist Mike?“ zumindest teilweise sehr ordentlich gelungen. Regisseur Andreas Kleinert probiert sich mit kleinen Kniffen von der Masse abzuheben. Das gelingt zum Beispiel dann, wenn Titus in der völlig überzeichnet dargestellten Klinik im sterilen weißen Raum sitzt und plötzlich von Halluzinationen übermannt wird. Es wirkt bisweilen aber auch hier und da zusammengewürfelt, wenn die Kamera plötzlich die POV-Perspektive einer dicken Hummel einnimmt. Dennoch: Der Versuch, die paranoiden Züge des Jugendlichen darzustellen, muss lobend erwähnt werden.
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Die Auflösung des Falls weicht dann ebenfalls vom klassischen Tatort-Muster ab und könnte für etwas Ernüchterung sorgen. Einen echten Täter gibt es nicht – viel mehr gehen fast alle Figuren am Ende als Opfer aus dieser Episode.