Die Staatsanwaltschaft Vilnius hat indes ein Ermittlungsverfahren im Fall des Rammstein-Sängers Till Lindemann abgelehnt.
Kein Verfahren in LitauenStaatsanwaltschaft ermittelt schon länger gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt schon länger gegen Till Lindemann, als bislang öffentlich bekannt. Am 14. Juni hatte die Berliner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen den Rammstein-Sänger gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt. Am Freitag, den 23. Juni, erklärte sie auf Anfrage, dass die Ermittlungen bereits seit 7. Juni laufen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Information bewusst aus der Öffentlichkeit gehalten, wie der „Tagesspiegel“ am Freitag zuerst berichtete.
Berliner Staatsanwaltschaft hielt Information zu Ermittlungen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann zurück
Die Berliner Staatsanwaltschaft begründet das Vorgehen so, dass ein „Mindestbestand an Belegtatsachen“ gegeben sein müsse, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen könne. Laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft wurde die Auskunft gegenüber Presse und Öffentlichkeit auch zurückgehalten, um auch einer „Gefahr einer öffentlichen Vorverurteilung der Betroffenen“ zu entgehen.
Ermittelt wird gegen Lindemann nach „mehreren Strafanzeigen Dritter“, also nicht direkt beteiligter Personen. Die Tatvorwürfe stammen „aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
In den sozialen Netzwerken hatten mehrere Frauen, darunter auch die Nordirin Shelby Lynn und die deutsche Youtuberin Kayla Shyx, teilweise schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Lindemann erhoben. Im Fokus steht ein Fan-Castingsystem, das offenbar auch zum Ziel hatte, Till Lindemann Frauen zuzuführen. Innerhalb dieses Systems soll es laut den Vorwürfen zu Übergriffen und sexuellem Missbrauch gekommen sein.
Rammstein-Konzert in Vilnius: Staatsanwaltschaft lehnt Ermittlungsverfahren ab
Auch die Staatsanwaltschaft Vilnius hat sich zu möglichen Ermittlungen rund um Rammstein-Sänger Till Lindemann am Freitag geäußert. Demnach hat der Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren abgelehnt. „Die Entscheidung, die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abzulehnen, wurde getroffen, nachdem festgestellt worden war, dass zum Zeitpunkt der Tat kein Verhalten vorlag, das den Tatbestand einer Straftat oder eines Vergehens erfüllte“, teilte die Staatsanwaltschaft Vilnius dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mit.
Shelby Lynn hatte am 22. Mai das Rammstein-Konzert in Vilnius besucht und danach Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. Sie tauschte sich nach eigenen Angaben auch mehrfach mit der Polizei in Vilnius aus, etwa um untersuchen zu lassen, ob ein Drink, den sie mutmaßlich von Till Lindemann bekommen hatte, wirklich versetzt war.
Shelby Lynn wollte Untersuchungsverfahren gegen Polizei Vilnius erwirken
Nachdem die Polizei Vilnius nach Schilderungen Lynns von strafrechtlichen Ermittlungen abgesehen hatte, beschwerte sich Lynn und wollte eine Untersuchung des Falls durch die Staatsanwaltschaft erwirken. Diese wurde nun laut Staatsanwaltschaft Vilnius abgelehnt.
In der Begründung der Staatsanwaltschaft heißt es, dass die Polizisten die „erforderlichen Verfahrensmaßnahmen durchgeführt“ hätten – etwa Zeugen vernommen und Dokumente untersucht. Diese hätten ergeben, dass keine „objektiven tatsächlichen Anhaltspunkte festgestellt wurden, die die Tatsache belegen würden, dass die Antragstellerin (Shelby Lynn, Anm. d. Red.) tatsächlich körperlicher Gewalt oder psychischem Zwang oder gewaltsamen Handlungen sexueller Art ausgesetzt war oder dass sie gezwungen wurde, Betäubungsmittel zu konsumieren“, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit.
Rechtlich ist die Causa Lindemann in Litauen damit offenbar abgeschlossen. Das Ergebnis der Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft steht noch aus.
Rammstein ist aktuell auf Stadion-Tour durch Europa, die nach Informationen aus dem Umfeld der Band gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch zu Ende gespielt werden soll. Zuletzt hatte sich auch Rammstein-Drummer Christoph Schneider als erstes Mitglied der Band geäußert und sich von Lindemann distanziert. Rund um Rammstein-Konzerte, etwa in Bern oder München, kam es zu Protesten gegen Lindemann und die Veranstaltungen. Eine Petition gegen Rammstein-Konzerte in Berlin wurde bis Donnerstag, 22. Juni, mehr als 60.000 Mal unterzeichnet. (mab)