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Mehr als nur „I Left My Heart in San Francisco“
Zum Tod von Tony Bennett – Diese 11 Lieder sollten Sie kennen

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Lesezeit 6 Minuten
Tony Bennett auf der Bühne.

Tony Bennett auf der Bühne. (Archivbild)

Der legendäre Jazz-Sänger Tony Bennett ist am 21. Juli gestorben. Wir erinnern an 11 seiner bemerkenswertesten Lieder.

Frank Sinatra nannte ihn seinen Lieblingssänger. Die „New York Times“ nannte ihn den „Champion des ‚Great American Songbook‘“ und Lady Gaga einen „Mentor, Freund und Vaterfigur“. Tony Bennett starb am 21. Juli nach langer Krankheit. Im hohen Alter und bereits von Alzheimer gezeichnet, stand er noch bis zu seinem Bühnenabschied im November 2021 auf der Bühne und war neben Johnny Mathis einer der letzten klassischen Crooner der 50er Jahre.

Als einer der letzten Vertreter dieser goldenen Ära der Musik hat er Generationen mit seiner charismatischen Stimme begeistert. Blicken wir zurück auf elf seiner Lieder.

I Left My Heart in San Francisco (1962)

Tony Bennett war zwar ein waschechter New Yorker, genauer gesagt aus Queens, aber sein Herz hat er, zumindest musikalisch, in San Francisco verloren. Es ist wohl das Lied, das am meisten mit dem Sänger in Verbindung gebracht wird. Wenige Monate bevor die Beatles und ein neuer Sound die USA eroberten, war es 1962 ein großer Erfolg, brachte Bennett zwei seiner 19 Grammys ein und wurde zum Klassiker. Natürlich gehörte der Song auch zum Repertoire seines legendären „MTV Unplugged“-Auftritts, der als Album ein Millionenhit wurde. Im Jahr 2018 wurde das Lied von der Library of Congress als „kulturell, historisch oder künstlerisch bedeutsam“ für die Aufnahme in das „National Recording Registry“ ausgewählt.


Rags to Riches (1953)

Obwohl Tony Bennett gerne und oft coverte, ist dieser Klassiker von Richard Adler und Jerry Ross ein Bennett-Original. Er nahm den Song mit Percy Faith und seiner Band auf. Der großartige Bandleader trug maßgeblich dazu bei, dass Bennett ab 1951 zum Hitparadenstürmer und einem der erfolgreichsten Sänger der USA wurde. „Rags to Riches“ hielt sich 1953 acht Wochen lang auf Platz eins der US-Charts. Kinofans erinnern sich vielleicht auch daran, dass das Lied in der Eröffnungsszene des Films „Goodfellas“ von 1990 zu hören ist.


The Good Life (1963)

„The Good Life“ wurde ursprünglich 1962 unter dem Titel „Marina“ von Sacha Distel, einem französischen Chansonsänger und Gitarristen, als Instrumental aufgenommen. Das Lied wurde von Distel (Musik) und Jack Reardon (Text) geschrieben, die erste gesungene Version stammt von Bennetts Jazz-Kollegin Betty Carter. Tony Bennett nahm sich des Songs 1963 an, ein Jahr bevor auch Frank Sinatra seine gleichfalls berühmte Version aufnahm. Gut 40 Jahre später sang Bennett das Lied noch einmal – im Duett mit Billy Joel für das immens erfolgreiche Album „Duets: An American Classic“.


The Night That Heaven Fell (1958)

Vom Meister der epischen Pop-Melodie, Burt Bacharach, hat Tony Bennett einige Songs aufgenommen. Im Jahr 1958 erhielt er zum einzigen Mal eine Originalkomposition des im Februar 2023 verstorbenen Komponisten: „The Night That Heaven Fell“ erschien als B-Seite auf der Top-20-Single „Firefly“. Außerdem wurde das Lied für den französischen Thriller „Les bijoutiers du claire de lune“ mit Brigitte Bardot ausgewählt, der den Titel des Liedes für den amerikanischen Markt erhielt. Sicherlich nicht Bennetts beste Aufnahme, aber eine spannende Kuriosität, mit geisterhaften Klangspielereien im Hintergrund.


My Foolish Heart (1975, mit Bill Evans)

Tony Bennett hat zwei Alben mit dem Jazz-Pianisten Bill Evans veröffentlicht. Das erste, „The Tony Bennett/Bill Evans Album“ von 1975, gilt als eines der größten Vocal-Jazz-Alben aller Zeiten. Hier trafen zwei Meister aufeinander und schufen eine Musik, die so organisch war, wie sie nur sein konnte. Keine Orchestrierung, keine Spezialeffekte, nur ein Klavier und eine Stimme: Einer der größten Jazz-Pianisten arbeitete mit einem der größten Sänger aller Zeiten zusammen. Die bekannteste Aufnahme aus diesem Album ist der Jazz-Standard „My Foolish Heart“, von dem es weit über 700 Versionen gibt, aber nur wenige haben die intime Klasse von Bennett und Evans.


Body and Soul (2011, mit Amy Winehouse)

Tony Bennetts lange Karriere hatte seit seinem Comeback mit „MTV Unplugged“ im Jahr 1994 immer wieder neue Höhepunkte erlebt, und es war sicherlich sein Gespür, junge, angesagte Musiker wie Amy Winehouse ins Studio zu bitten, das ihm immer wieder neue Erfolge bescherte. Die Aufnahme des Klassikers „Body and Soul“ für das Duett-Album „Duets II“, das 2011 in den USA Platz eins erreichte, ist eine bittersüße Erinnerung an Winehouse, die nur wenige Wochen nach der Aufnahme und Veröffentlichung verstarb. Es war ihre Letzte.


The Way You Look Tonight (1958)

Ein großer Klassiker des „Great American Songbook“: „The Way You Look Tonight“ ist im Original ein Song aus dem Hollywood-Musical „Swing Time“ von Jerome Kern (Musik) und Dorothy Fields (Text) aus dem Jahr 1936, den Fred Astaire im Film für seine Filmpartnerin Ginger Rogers singt. Bennetts Aufnahme ist eine der besten dieses Standards, der weit über 750 Mal aufgenommen wurde. Derzeit ist es auch eines der am häufigsten gestreamten Lieder von Bennett auf Spotify, mit fast 70 Millionen Plays.


Vieni Qui (1949, als Joe Bari)

Joe, wer? Sie lesen richtig, es handelt sich hierbei um die erste Aufnahme von Tony Bennett aus dem Jahr 1949, damals auf Schellack unter dem Künstlernamen Joe Bari mit einer Sängerin namens Pat Easton. Das schunkelnde, napoleonisch angehauchte Stück erinnert an jene Aufnahmen, mit denen Dean Martin später berühmt wurde („That's Amore“).

Im Gegensatz zu Bennetts späteren herausragenden Einspielungen von Jazz- und Pop-Standards ist das hier purer Kitsch, aber immerhin sehr selten, den man unbedingt einmal zum Schmunzeln gehört haben sollte. Den Namen Joe Bari legte Bennett übrigens im folgenden Jahr ab. Aus Anthony Dominick Benedetto, so sein bürgerlicher Name, wurde Tony Bennett. Beim Musik-Marktplatz wurde im Juli 2023 eine Schellack-Platte angeboten – für schlappe 100.000 Euro.


Because of You (1951)

Diese melancholische Ballade war Tony Bennetts erster großer Hit, der 1951 auf Platz eins der Billboard-Charts landete und sich dort zehn Wochen hielt. Der Song begründete Bennetts Ruhm und wurde bis zum Ende seiner Karriere immer wieder gespielt, sogar bei seinen letzten Konzerten 70 Jahre nach seiner Veröffentlichung. Eine kleine Sensation für seine Fans gab es im Dezember 2022, pünktlich zu Weihnachten, als der YouTube-Kanal der legendären „Ed Sullivan Show“ eine alte Live-Aufnahme mit dem Song aus dem Jahr 1951 präsentierte.


I Wanna Be Around (1963)

Der Song „I Wanna Be Around“, geschrieben Sadie Vimmerstedt und Johnny Mercer, war die erste Singleauskopplung aus dem gleichnamigen Album, das ebenso wie der Vorgänger „I Left My Heart in San Francisco“ zu seinen erfolgreichsten Alben der 1960er Jahre zählt. Das Lied swingt von Anfang an mit einem prägnanten Piano-Einstieg, der direkt in Tony Bennetts schwungvollen Text voller hoffnungsvoller Rache mündet. Es ist ein kurzes Stück, aber es kommt auf den Punkt und endet stimmlich brillant, wie so viele Songs von Bennett.


Cheek to Cheek (2014, mit Lady Gaga)

Tony Bennett war begeistert von Lady Gaga und für beide war das erste gemeinsame Album „Cheek to Cheek“ 2014 eine Win-Win-Situation. Bennett erschloss sich mit der damaligen Dance-Pop-Queen ein neues Publikum und Lady Gaga erhielt für ihre kraftvollen Gesangseinlagen Anerkennung von einem Publikum, das sich höchstens aus Versehen in eines ihrer Konzerte verirrt hätte. Zu den Höhepunkten des Albums, dem 2021 „Love for Sale“, eine Hommage an Cole Porter, folgte, gehört der mitreißende Titelsong von Irving Berlin. Das obere Video enthält nicht nur diesen, sondern gleich über 50 Minuten mit Bennett und Lady Gaga.