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Wenig Glanz, viele ProblemeDie Bilanz der Kölner Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach

Lesezeit 5 Minuten
Susanne Laugwitz-Aulbach

Die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach

Die Amtszeit von Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach geht im Herbst zu Ende. Mit einer Wiederwahl durch den Rat ist nicht zu rechnen, zu mager ist ihre Bilanz. Ein Überblick über die strittigsten Punkte.

Die Musikszene

Die Kulturdezernentin ist ein Fan klassischer Musik: In vielen Opernpremieren und Konzerten kann man sie antreffen. Dass sie der Musikszene energisch ihren Stempel aufgedrückt hätte, lässt sich freilich nicht behaupten. Das liegt nicht nur an ihr: Als sie kam, waren seinerzeit virulente Personalentscheidungen mehr oder weniger eingetütet – etwa die Berufung von François-Xavier Roth zum GMD. Laugwitz-Aulbach musste dann die Verträge von Roth und Opernintendantin Birgit Meyer kompatibel machen (die Konstruktion hielt bis zu Roths Verlängerungsvertrag 2020). Sodann war sie an der Etablierung des Staatenhauses als Dauer-Interimsspielstätte der Oper beteiligt. Während das Verhältnis von Roth und von Philharmonie-Intendant Langevoort zu Laugwitz-Aulbach wohl nicht das beste ist, gilt sie als Meyer-Freundin. Deshalb dürfte die Nicht-Verlängerung von deren Vertrag seitens der OB auch sie getroffen haben. Aus der Meyer-Nachfolgesuche hält Henriette Reker sie eingedenk der Maldeghem-Pleite heraus. (MaS)

Das Theater

Georg Quander, ihr Vorgänger im Amt, konnte mit Karin Beier und Stefan Bachmann gleich zweimal bei der Besetzung der Schauspiel-Intendanz punkten. Susanne Laugwitz-Aulbach blamierte sich dagegen gründlich, als sie Anfang 2019 den in der Theaterszene eher unbekannten Carl Philip von Maldeghem als designierten Chef des Schauspiel Köln präsentierte. Statt eine Findungskommission einzuberufen, war die Kulturdezernentin im Alleingang fündig geworden: Von Maldeghem hatte während ihrer Stuttgarter Zeit ebendort ein großes Privattheater geleitet. Nachdem die Kritik an ihrer Wahl einhellig und zum Teil auch sehr polemisch ausfiel, duckte sich die Dezernentin weg. Und ihr Kandidat sagte nur acht Tage nach seiner offiziellen Vorstellung ab, ohne sie vorher zu informieren. Erfreulicher fällt dagegen ihre Bilanz in der Freien Szene aus: Über den Kulturentwicklungsplan konnte sie die verstärkte Förderung der Freien Theater und Gruppen ein gutes Stück vorantreiben und lange gewachsene Strukturen stärken. (cbo)

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Die Kulturbauten

Der Name der Kulturdezernentin wird seit dem Sommer 2015 vor allem mit dem Desaster der gescheiterten Opernsanierung in Verbindung gebracht. Obwohl Laugwitz-Aulbach regelmäßig an den zentralen Baustellenbesprechungen teilnahm, erklärte sie sich nach Bekanntwerden nicht für zuständig. „Ich trage hier nicht den Oberverantwortungshut“, lautet ihr wohl bekanntestes Zitat zum Operndebakel, das sinnbildlich für ihre Gesamtbilanz im Bereich Kulturbauten steht. Die Kulturdezernentin stand dafür ganz eindeutig in der Verantwortung – das Referat war ihr zugeordnet. „Ich habe mich als Kulturfachfrau auf die Baufachleute verlassen“, sagte sie 2017. Damals war bekannt geworden, dass sich die Generalsanierung des Römisch-Germanischen-Museums erheblich verzögern würde. Der geplante Erweiterungsbau für das Wallraf-Richartz-Museum kam ebenfalls jahrelang nicht in die Gänge. Oberbürgermeisterin Henriette Reker zog schließlich die Reißleine und entzog Laugwitz-Aulbach die Zuständigkeit. (att)

Die Politik

Politisch angezählt ist die Kulturdezernentin bereits seit dreieinhalb Jahren. Damals hatten CDU, Grüne und FDP angekündigt, Laugwitz-Aulbach kurzerhand abwählen zu wollen – wegen mangelhafter Performance. Nur die SPD stellte sich quer und verteidigte die Dezernentin. „Für bloße Bauernopfer sind wir nicht zu haben“, so der damalige Fraktionschef Martin Börschel. Mangels der zur Abwahl erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit blieb Laugwitz-Aulbach im Amt, allerdings fortan ohne politische Unterstützung.Und auch in der Verwaltung traut man ihr anscheinend nicht mehr allzu viel zu: Selbst während des jüngsten Krankenhausaufenthalts von Henriette Reker nach Weihnachten betonte die Stadt, dass die OB nicht etwa dienstunfähig sei, sondern im Krankenhaus weiterarbeite. Anderenfalls hätte – da Stadtkämmerin Dörte Diemert in Urlaub war – gemäß der Vertretungsregelung die dienstälteste Dezernentin übernehmen müssen: Susanne Laugwitz-Aulbach. (chh)

Die Überstunden-Affäre

Im August 2020 enthüllte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ die so genannte Überstunden-Affäre bei der Stadt Köln, in deren Zuge die Staatsanwaltschaft seit kurzem gegen Susanne Laugwitz-Aulbach ermittelt. Der Vorwurf lautet: Anfangsverdacht der Untreue. Laugwitz-Aulbach soll einer Regelung des städtischen Personalamts zugestimmt haben, nach der Referenten von ihr monatlich pauschal Überstunden abrechnen konnten – womöglich, ohne diese geleistet zu haben. Gegen die beiden Betreffenden ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zur Untreue. Der Anwalt der Dezernentin weist den Vorwurf gegen seine Mandantin entschieden zurück. Sie sehe „angeblichen Ermittlungen gegen sie gelassen“ entgegen. Sie habe sich nichts vorzuwerfen, sondern ordnungsgemäß gehandelt. Einer Auszahlung von Überstunden habe sie zugestimmt, „weil sie darauf vertraute, dass der Referent, wie er es versichert hat, zusammen mit der Personalentwicklung eine tragfähige und zulässige Regelung gefunden hat“. Zudem habe der Referent die vergüteten Überstunden auch tatsächlich geleistet. Vor der monatlichen Auszahlung habe Laugwitz-Aulbach „aus Gründen der Transparenz und Rechtssicherheit das Personalamt, das Rechnungsprüfungsamt, die Gleichstellungsbeauftragte und den Personalrat in Kenntnis gesetzt“. (ts)

Die Museen

Susanne Laugwitz-Aulbach war noch nicht lange im Amt, als sie sich unverhofft um eine wichtige Museumspersonalie kümmern musste. Philipp Kaiser trat als Direktor des Museum Ludwig zurück, woraufhin die Dezernentin Yilmaz Dziewior zurück ins Rheinland lotste. Eine gute Wahl, wie sich rasch herausstellte, bei der er es auch nicht darauf ankommt, ob sie selbst auf Dziewior kam. Ansonsten ist ihre Bilanz für die selbst ernannte Kunst- und Museumsstadt Köln gemischt: Sie war bei Eröffnungen stets präsent und traf dort fast immer den richtigen Ton, und sie konnte eine Aufstockung der Mittel für die vernachlässigte Öffentlichkeitsarbeit der Museen erreichen. Allerdings ist hinter dieser Offensive keine wirkliche Strategie zu erkennen, und auch die Diskussion über eine größere Eigenständigkeit der Museen ist kaum vorangekommen. (KoM)


Nachtrag der Redaktion: Das Ermittlungsverfahren gegen die damalige Kölner Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach wegen des Verdachts der Untreue wurde von der Staatsanwaltschaft Köln am 27.01.2023 mit Zustimmung des Amtsgerichts Köln gemäß § 153 Absatz 1 StPO eingestellt.