AboAbonnieren

Wir wollen alle nur noch hier rausVersöhnt uns die Pandemie mit dem Dschungelcamp?

Lesezeit 4 Minuten
1815528

Harald Glööckler nimmt an der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" teil.

Der größten Dschungelprüfung muss sich RTL in diesem Jahr im Vorfeld seiner Realityshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ stellen. Bei der 15. Staffel soll das Motto lauten: Leopard und Löwe statt Koala und Känguru. Die Show, die abgesehen von 2020 immer aus Australien gesendet wurde, zieht nach Südafrika um. Zumindest ist das der Plan. Doch Omikron dürfte die Verantwortlichen zuletzt ordentlich ins Schwitzen gebracht haben.

Die Virus-Variante breitete sich Ende 2021 ausgerechnet dort besonders rasant aus, wo ab 21. Januar zwölf C- bis Z-Promis um die Dschungelkrone kämpfen sollen. Doch zuletzt besserte sich die Lage wieder, am 4. Januar wurde Südafrika vom Virusvariantengebiet zum Hochrisikogebiet herabgestuft. Das ist natürlich längst noch keine Entwarnung, aber eine gute Tendenz, und so hält RTL fest an seiner Planung.

Harald Glööckler trainiert medienwirksam

Als Teilnehmer wurden bisher Designer Harald Glööckler, Sänger Lucas Cordalis, Reality-TV-Teilnehmer Filip Pavlovic und Schauspielerin Tina Ruland bestätigt. Glööckler steht schon seit vergangenem Jahr als Teilnehmer fest und trainiert gerade medienwirksam. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte keine Manschetten“, räumt er ein.

„Aber ich mache das jetzt und überlege nicht lange.“ Man dürfe sich nicht provozieren lassen. „Das ist das eigentliche Geheimnis. Wenn die mir ein Glas Gnu-Pisse hinstellen, denke ich nicht lange nach. Sonst kommt der Ekel. Und man sollte höflich bleiben“, sagt der 56-Jährige und beweist damit eine durchaus gesunde Einstellung. Glööckler weiß schließlich selbst, dass seine Konkurrenten und das Publikum nur darauf warten, dass er seine Maske fallen lässt – im wahrsten Sinne.

Die in diesen Fragen stets bestens informierte „Bild“-Zeitung vermeldete zudem unter anderem Schauspielerin Anouschka Renzi und Dieter-Bohlen-Ex Jasmina Youseffian als weitere Teilnehmerinnen.

Der Star war immer auch die Kulisse

Aber eigentlich ist auch egal, wer genau da um das Lagerfeuer sitzt, das im trüben Januar zum Fernseh-Lagerfeuer der Nation werden soll. Der Star war bei „Ich bin ein Star – Holt mich raus!“ immer auch die exotische Kulisse.

Deshalb ging das Konzept des vergangenen Jahres, das Camp aufgrund der Pandemie aus Australien ins triste Hürth zu verlegen, grandios in die Hose. Niemand wollte Frank Fussbroich und die anderen Ruhmsüchtigen in einem TV-Studio vor den Toren Kölns sitzen sehen.

Sendetermine der 15. Staffel

Die 15. Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" startet am 21. Januar um 21:30 Uhr bei RTL. Insgesamt gibt es 17 Folgen des Dschungelcamps – täglich live aus Südafrika. Im Anschluss läuft die Aftershow-Party mit Angela Finger-Erben und Olivia Jones bei "Die Stunde danach". Das Finale der Staffel ist am 5. Februar.

Je näher das Format an die Lebenswirklichkeit der Zuschauer heranrückte, desto uninteressanter wurde es für viele. Nach Hürth schafft man es sogar in Corona-Zeiten noch selbst, in die Ferne hingegen meist nicht.

Kann das gutgehen?

Bei der 15. Ausgabe geht es nun also nach Südafrika. Kann das gut gehen? RTL verspricht, mit strikten Hygiene- und Quarantäne-Regeln für bestmögliche Sicherheit zu sorgen.

Das ins Auge gefasste Camp, in dem normalerweise die australische Ausgabe der Show produziert wird, befindet sich nahe einer der schönsten Routen auf dem Weg zum Krüger-Nationalpark: dem Blyde River Canyon.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die 15. Staffel wird in der spektakulären Savannenlandschaft nahe dem Canyon gedreht. Da gibt es jede Menge schöner und auch gefährlicher Tiere und Landschaften für Mut- und Ekelproben aller Art - allerdings überhaupt keinen Dschungel. Aber so eng sehen das vermutlich weder RTL noch die Zuschauer.

Menschen in Extremsituationen

Über die Gründe für den langanhaltenden Erfolg des Dschungelcamps haben schon viele nachgedacht. Neben der Gelegenheit, soziologische Studien darüber anzustellen, wie Menschen in Extremsituationen reagieren, welche Gruppendynamik bei Dauerbeobachtung und Essensmangel entsteht und natürlich auch, welche Ekel-Prüfung sich RTL nun wieder ausgedacht hat, war ein Grund, warum so viele einschalten, eine Gefühlsmelange, die wir zwar nicht gerne zugeben, die uns aber heimlich gute Laune macht: Schadenfreude und vermeintliche Überlegenheit.

Es war immer leicht, auf die herab zu blicken, die ihre 15 Minuten Ruhm offenbar so sehr herbeisehnen, dass sie bereit sind, sich dafür komplett zum Affen zu machen.

Ein unbekanntes Gefühl stellt sich ein: Neid

Doch bei manchen Zuschauern stellt sich zwei Wochen vor dem Start der Sendung vermutlich ein Gefühl ein, das ihnen bisher fremd war, wenn sie an das Dschungelcamp dachten: Neid.

War der Gedanke mit völlig Fremden an einem herausfordernden Ort eingesperrt zu sein, früher eine Horrorvorstellung, wirkt diese plötzlich ganz verlockend.

Wir treffen schließlich seit fast zwei Jahren meist dieselben Menschen, bewegen uns in äußerst vertrauten Bahnen. Die Sehnsucht danach, etwas Neues zu sehen, zu erleben, neue Bekanntschaften zu machen, ist übermächtig.

Überwinden wir die Schadenfreude?

Plötzlich stellt sich beim Gedanken an Südafrika der „Traumschiff“-Effekt ein. Da möchte man selbst gerne hin, aber es geht ja gerade nicht. Wir sind zwar keine Stars – aber wir wollen doch auch alle einfach nur noch hier raus.

Werden wir uns als plötzlich denen verbunden fühlen, die wir bisher belächelten? Überwinden wir die Schadenfreude? Möglich ist es. Alle Menschen werden Brüder (und Schwestern), wo dieses verfluchte Virus weilt. Eigentlich ein schöner Gedanke.