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LeserbriefePassen Kohleausstieg und Microsoft-Rechenzentren zusammen?

Lesezeit 4 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Microsoft-Präsident Brad Smith auf dem Weg zu einer Pressekonferenz, in der die Investitionspläne des US-Konzerns im Rhein-Erft-Kreis vorgestellt werden. Im Hintergrund ist das Firmenlogo von Microsoft zu sehen, ebenso wie ein Teil einer farbigen Wandpräsentation.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Microsoft-Präsident Brad Smith stellten die Investitionspläne des Konzerns für den Rhein-Erft-Kreis vor.

Während Politiker die Microsoft-Investitionspläne für das Rheinische Revier durchgängig begrüßen, reagieren Leser skeptisch.

Microsoft baut Rechenzentren für Milliarden Euro in der Region (16.2.)

Microsoft-Ansiedlung: Steigender Stromverbrauch

Alles jubelt über die Milliardeninvestitionen von Microsoft im Erftland in zwei riesige Rechenzentren. Ist ja auch prima, diese extremen Stromverbraucher dort anzusiedeln, wo Kraftwerke und Energiegewinnung zurückgefahren werden. Hat mal wer gefragt, wie hoch der zusätzliche Stromverbrauch ist? Peter Knüppel Köln

Neue Rechenzentren: „Nur Microsoft profitiert“

Die von Microsoft geplanten Rechenzentren im Rheinischen Braunkohlegebiet (Bergheim und Bedburg) sollen den Datenknoten Frankfurt ergänzen und so das Outsourcen lokaler Rechenzentren von Firmen in Köln, Bonn, Düsseldorf und Leverkusen vereinfachen. Grundsätzlich schaffen diese Cloud-Rechenzentren keine Arbeitsplätze, sondern sie vernichten sie bei den Firmen, die gerade auf den aus Datenschutzgründen kritischen Zug der Auslagerung ihrer Rechenzentren aufspringen.

Alles zum Thema Olaf Scholz

Laut einer Studie des Branchenverbands Bitkom werden Rechenzentren bis 2030 bis zu 57 Prozent mehr Strom verbrauchen. Die politisch Verantwortlichen stehen jetzt vor dem Dilemma, den Energiehunger der neuen Microsoft-Rechenzentren zu stillen, ohne den Kohleausstieg zu gefährden. Laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages benötigen vergleichbare Rechenzentren extrem viel Energie, was beispielsweise die Stilllegung eines Kraftwerksblocks in Niederaußem gefährden könnte.

Die Frage, warum die Fehler der Vergangenheit dadurch besser werden, dass sie wiederholt werden, sollte erlaubt sein. Denn nur durch Abwärmenutzung der Rechenzentren vor Ort in den Städten – Stichwort Kühlung von IT-Komponenten – kann die zugeführte Energie direkt genutzt werden. Schade, aber davon ist in den Konzepten nichts zu lesen. Letztlich handelt es sich hier nur um die Ansiedlung stromintensiver Industrie, ohne positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Nur Microsoft profitiert. Peter Inden Windeck

Microsoft-Ansiedlung: Stromverbrauch versus Klimaschutz

Die von Microsoft geplanten zwei Rechenzentren in Deutschland werden die deutsche CO₂-Bilanz nicht gerade verbessern – im Gegenteil. Bekanntlich erfordern Streamingdienste, Rechenzentren und Kryptowährungen enorme Strommengen, die auf grünem Wege kaum lieferbar sein dürften. Das bestätigt nur, dass der Fetisch „Digitalisierung“ alle Klimaschutzbemühungen vergeblich machen wird. Helmut Sonnenberg Erftstadt

Rechenzentren-Bau: Chance nutzen

Von Politikenttäuschten nehme ich vor allem die Ängste vor Veränderungen wahr. Das kann und sollte aber nicht Triebfeder unseres Handelns sein. Bei allem Verständnis für das verlorene Vertrauen in Politik, es liegt an uns selbst, daran etwas zu ändern. Mich interessiert auch, inwiefern Microsoft die produzierte Abwärme in ein Fernwärmenetz leiten muss, wo doch überall die Rede davon ist. Bei Bestandsbauten ist das schwierig, wenn aber neu gebaut wird, sollte das von vorneherein mit bedacht werden.

Nichtsdestotrotz begrüße ich die Ansiedlung von Microsoft, auch wenn man keine „Wunder“ erwarten darf. Aber was ist denn die Alternative? Stehen andere Firmen und Konzerne gerade Schlange, um sich im Revier anzusiedeln? So günstig scheinen unsere Standortfaktoren offenbar nicht zu sein, als dass es breites Interesse an unserem Standort gäbe. Insofern muss man akzeptieren, dass wir in Konkurrenz zu anderen Standorten stehen. Auch wenn global insgesamt Arbeitsplätze durch Groß-Rechenzentren wegfallen, in unserer Region kommen einige hinzu. Und mir ist es lieber, wenn mehr IT-ler durch Microsoft in unsere Region kommen als Paketboten durch Amazon, deren Kaufkraft deutlich kleiner ist.

Es stimmt, dass Rechenzentren viel Strom verbrauchen. Aber wenn Microsoft das Rechenzentrum nicht bei uns baut, würde es woanders gebaut werden, die Nachfrage ist schlicht zu groß, als dass Microsoft auf den Bau gänzlich verzichten wollte. Dann ist es doch sinnvoller, so einen Großstromverbraucher in die Nähe von großen Windparks zu bauen, sodass diese besser ausgelastet werden können, ohne teure und aufwendige Leitungen durchs Land bauen zu müssen. Die Rechenzentren bieten eine Chance, nicht mehr, nicht weniger. Ob sich die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen, hängt auch davon ab, was wir daraus machen. Stephan Jee Bedburg

Microsoft-Rechenzentren: Zu viel Zukunftsgläubigkeit?

Man mag zur Aussage des Microsoft-Präsidenten zur KI stehen, wie man will, aber sie fordert zum Widerspruch heraus: „Wenn die KI das tut, was sie tun sollte, dann wird sie auch in allen anderen Bereichen der Wirtschaft unterstützen, innovativ und global wettbewerbsfähiger zu werden. Damit wird sie auch zu Beschäftigungswachstum beitragen.“ Und was ist, wenn die KI nicht tut, was sie sollte? Diese Frage wird vor lauter Zukunftsgläubigkeit gar nicht erst gestellt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Ich erinnere nur an das von Johann Wolfgang von Goethe 1797 geschaffene Gedicht „Der Zauberlehrling“. Wer es nicht kennt, kann es ja einmal mit der KI probieren oder sich an seine Schulzeit erinnern. Wenn KI so gut ist wie versprochen, schlage ich vor, sie zunächst bei den uns regierenden Politikern und ihren Aufgaben einzusetzen. Auf einen Versuch mehr oder weniger kommt es ja nicht an, wenn alles klappt, ist es gut und alle sind stolz, wenn es nicht klappt, ist es wieder keiner gewesen. Verantwortung hat ja die KI. Und Microsoft macht das alles umsonst – wer das glaubt, glaubt auch an den Osterhasen. Dieter von Lepel Erftstadt