Warum auf Indianer-Kostüme und -Songs im Karneval verzichten, wenn damit Wertschätzung und Respekt gegenüber indigenen Völkern ausgedrückt wird?
Leserbriefe zur Indianer-Debatteim Karneval „Wat ne Quatsch!“
Brings spielt „Indianer“-Lied nicht mehr (11.11.)
Sprachregelung im Karneval: Nie mehr Indianer-Ehrenwort?
Ach, wie war das doch noch schön, als wir uns das Indianer-Ehrenwort und auch ein Indianer-Küsschen geben konnten, ohne dass wir uns schämen mussten! Und was ist eigentlich mit Gus Backus’ „Da sprach der alte Häuptling der Na-Sie-wissen-schon“? Als Biologin bin ich auch um die Indianernessel, die Indianer-Seidenpflanze, die Indianer-Schlangenwurzel, die Indianer-Banane, das Indianerblässhuhn und die Indianerdommel besorgt. Friederike Naroska Bergisch Gladbach
Brings-Verzicht: „‚Arsch huh‘ trällern, aber keinen in der Hose“
Vieles, was für mich, Baujahr 1951, ganz normal war und in keiner Weise als diskriminierend empfunden wurde, wird heute infrage gestellt. Als ich in der Zeitung las, dass die Band Brings den Song „Indianerland“ streicht, konnte ich nur schmunzeln. „Arsch huh“ trällern, aber keinen in der Hose. Bloß nicht das Maul verbrennen, könnte Auftritte kosten. Da lobe ich mir die Föös.
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Es scheint modern zu sein, auf jeden Zug aufzuspringen. Für mich und mein Umfeld gilt das nicht! Winnetou bleibt ein Indianer und Häuptling der Apachen, ich genieße auch weiter M-Köppe und N-Küsse. Meiner Enkeltochter, die zwei Jahre alt ist, werde ich aus dem Original-„Struwwelpeter“ vorlesen. Sie wird damit genauso wenig ein Problem haben, wie wir früher nach vernünftiger Aufklärung. Und wenn sie sich Karneval mal als Winnteous Schwester Nscho-Tschi verkleiden möchte, besorge ich die Federn für den Kopfschmuck. Gerhard Held Gummersbach
Sprachregelungen im Karneval: „Päpstlicher als der Papst“
Ein grundlegendes Problem dieser Debatte ist es ja wohl, wie die als ‚Indians‘ bezeichnete Bevölkerungsgruppe diesen Begriff selbst wahrnimmt. Tatsächlich gibt es indigene Amerikaner, die die Vokabel Indian nicht auf sich bezogen wissen wollen und Alternativen bevorzugen, wie Native Americans, oder spezielle Bezeichnungen, wie Mohawk. Andererseits ist „Indian“ in den USA als Eigenbezeichnung nach wie vor weit verbreitet: Die Native American Association of Germany listet 574 offiziell anerkannte indigene Gruppierungen auf, und schon unter den Buchstaben A, B, C finden sich 35, bei denen das Wort „Indian“ Bestandteil ihres Namens ist.
Zudem existieren in den USA ein ‚National Museum of the American Indian‘, ein ‚National Congress of American Indians‘ sowie ein ‚American Indian Movement‘, und an einigen Universitäten kann man sich mit ‚American Indian Studies‘ befassen. Es kann also überhaupt keine Rede davon sein, dass das fragliche Wort in den USA und von den Betroffenen generell als diskriminierend empfunden wird. Wenn im Deutschen das Wort Indianer als nicht mehr benutzbar gilt, verhält man sich also sozusagen päpstlicher als der Papst.
Den Vogel schießen dabei allerdings nicht die Kölner Musiker, sondern die Berliner Sänger ab, die bei der Wiedergabe von Udo Lindenbergs ‚Sonderzug nach Pankow‘ den zweiten Teil des Wortes ‚Oberindianer‘ angeblich durch ein langgezogenes „I“ ersetzen wollen. Dieser Laut gibt in der deutschen Alltagssprache Empfindungen des Ekels und Abscheus wieder, vergleichbar dem kürzeren ‚Bäh‘ - wahrhaftig ein wertvoller Beitrag im Kampf gegen den alltäglichen Rassismus und Kolonialismus! Prof. Dr. Helmut Schmiedt Köln
Indianer-Debatte: Mehr Bewusstsein für „wohlmeinenden“ Rassismus schaffen
Ich, Jahrgang 1965, bin auch damit groß geworden, dass „Indianer keinen Schmerz kennen“, wollte unbedingt zu Karneval als „Nscho-Tschi“ gehen und habe nach heutigen Bewertungen zweifelhafte Kinderlieder gesungen und ebensolche „Indianerfilme“ gesehen. Aber ich hatte die Chance, dazuzulernen. Besonders dank der Inspirationen und Impulse meiner drei erwachsenen Töchter bin ich aufmerksam geworden auf Themen wie sensible Sprache, Gendern und wohlmeinenden Rassismus. Mit viel Neugierde und einigem Staunen bin ich eingetaucht in diese Themen und konnte vieles verstehen und manches schon umsetzen.
Welchen Zacken wir uns dabei aus der Krone brechen, wenn wir Rücksicht auf „Minderheiten“ und betroffene Gruppen nehmen, will mir nicht einleuchten. Eine Debatte hierzu im Karnevalssong-Kontext als „schwierig“ zu bezeichnen und die solide, traditionsbewusste Fangemeinde zum Maßstab zu machen, scheint dagegen mir schwierig! Die verschiedenen Kulturen nicht zu erwähnen, ist nicht die Intention – vielmehr soll es mehr Verständnis und Bemühen geben, Kulturen nicht zu karikieren, sie nicht auf Klischees zu reduzieren, in Stereotypen darzustellen oder auf rein Dekoratives zu reduzieren.
Lasst uns überlegt und bedachtsam aufräumen mit „lieb gewordenen Traditionen“ auf Kosten bestimmter Kulturen und Minderheiten! Gerade Prominente und populäre Musikgruppen haben die Chance und Möglichkeit, Zeichen zu setzen und etwas zu bewegen! Offenbar haben das manche Bands verstanden. Die Bläck Fööss hätten dazu bestimmt auch noch die Möglichkeit. Sabine Hillerich Hennef
Indianer im Karneval: Entwertung schöner Kindheitserinnerungen
Wenn ich der Logik der Debatte folgte, müsste ich alle meine Bilder, auf denen ich oder meine Freunde als Kinder im Indianerkostüm zu sehen sind, aus den Familienfotoalben herausreißen und schreddern. Es gibt auch Bilder, auf denen ich mit meiner Schwester als Holländerpaar zu sehen bin. Ab in den Schredder! Damit meine Enkel vor solchen rassistischen Untaten ihres Opas geschützt werden, oder – noch schlimmer – nicht auf die Idee kommen, sich im nächsten Karneval als Indianer verkleiden zu wollen.
Wenn ich recht überlege, gibt es noch viele Begriffe, die das Potenzial haben, geächtet zu werden. Tünnes un Schäl! Der eine ist keine Leuchte und der andere hat ein Augenleiden. Warum haben Menschen mit Augenleiden noch nicht gegen die Figur des Schäl protestiert? Nur der Tünnes bliebe übrig – er steht nun mal für eine inzwischen immer größer werdende Bewegung. Helmut Schulz Erftstadt
Verzicht auf „Indianerland“: „Wat ne Quatsch!“
Als ich von der Entscheidung von Brings hörte, das Lied „Indianerland“ nicht mehr zu spielen, dachte ich zunächst: Wat ne Quatsch! In den USA gibt es doch Interessenvertretungen der indigenen Bevölkerung, wie das American Indian Movement, die selber für sich die Bezeichnung „Indianer“ verwenden. Aber dann dachte ich mir: Sei empathisch! Stell' dir vor, du gehörst dem Stamm der Apachen an, befindest dich, wie jeden Tag, in New Mexico in deinem Auto auf dem Weg zur Arbeit, hörst dabei, wie jeden Tag, Brings, Bläck Fööss und Udo Lindenberg im Radio und dann wird da ernsthaft gespielt: „Indianer kriesche nit“.
Dabei würdest du ab und zu auch mal gern weinen, aber weil die alten, weißen Karnevalsmänner aus Köln beschlossen haben, dass das absolut unindianisch ist, darf man das nicht mehr. Das macht sicherlich schon etwas mit einem Indianer und ist nicht ok. Und noch schlimmer: Als Nächstes hörst du dann noch, wie ein deutscher Rapper aus Ludwigshafen im Namen deines Stammes Gangster, heiße Bräute, Drogen und schnelle Autos besingt, sorry berapt.
Bevor ich mir weiter über solche Dinge Gedanken mache, wo es sonst sicherlich gerade nichts Wichtigeres auf der Welt gibt, habe ich erst mal den 11.11. gefeiert. Als Matrose. Die haben hoffentlich nichts dagegen, die echten Matrosen. Kölle Alaaf! Heiko Breuer Köln
Diskussion über „vermeintlichen Rassismus“ lenkt ab von tatsächlichem Rassismus
Mit Befremden nehme ich die Diskussion um den „Oberindianer“ von Udo Lindenberg und jetzt um den Song „Indianerland“ von Brings zur Kenntnis. In Zeiten von gestiegenem Antisemitismus beschäftigt man sich mit vermeintlichem Rassismus, während Menschen, die in Bergisch Gladbach mit Mahnwachen wöchentlich für die Freilassung der israelischen Geiseln demonstrieren, regelmäßig beleidigt und bespuckt werden.
Juden haben sich seit 1945 noch nie in Deutschland so unsicher gefühlt wie in diesen Zeiten – als Reaktion gibt es hohle Worte, Betroffenheitsphrasen und Absichtserklärungen. Konkret wird zu wenig bis nichts unternommen. Stattdessen denkt man darüber nach, ob Indianer sich durch deutsche Songtexte gekränkt fühlen könnten. Dabei nennen sich Indianer in den USA selbst „Indians“, wie in der „Association on American Indian Affairs“. Unsere Gesellschaft sollte ihre Prioritäten überdenken. Danielle Simons Bergisch Gladbach
Indianer-Debatte: „Keine weitere Einschränkung unseres Kulturguts!“
Nein, ich finde es nicht gut, dass Brings das Lied „Indianerland“ nicht mehr spielt. Das ändert nichts an meiner Einstellung, Volksgruppen zu respektieren. Und keiner meiner Freunde in den USA und Europa mit indigenen Wurzeln sieht das als Verunglimpfung. Bitte keine weitere Einschränkung unseres musikalischen und sonstigen Kulturgutes! Ich esse auch Berliner oder beiße in einen leckeren, süßen Amerikaner und höre mir gerne den „Zigeunerbaron“ an, den auch meine verstorbene Schwägerin, gebürtig und aufgewachsen in Ungarn, geliebt hat. Elvira Frank Euskirchen
„Brings lassen sich vor den Karren von selbst ernannten Weltverbesserern spannen“
Ich finde es traurig, wie sich Brings so vor den Karren von ein paar selbst ernannten Weltverbesserern spannen lässt und lobe mir da die Föös, bei denen die „Indianer“ weiter „nit kriesche“ dürfen. Als Kind bin ich immer stolz im Indianerkostüm gegangen, weil ich Indianer toll fand. Mir gefällt das Gender- und Veränderungszeitalter nicht, in dem ein paar Personen, meist noch nicht mal Betroffene, meinen, dass Zigeunerschnitzel und Mohrenköpfe verboten werden müssen. Ich hoffe, sie haben die Zeit für diese Erkenntnis nicht noch aus Steuergeldern bezahlt bekommen. Dieter Poersch Köln
Kostümierung als Indianer signalisiert Wertschätzung und Respekt
Ich habe als Junge Karl May unter der Bettdecke gelesen und auch aus dieser Lektüre die Achtung vor anderen Kulturen gelernt. Wenn ich mich dann im Karneval als Indianer verkleidet habe, war das ein Ausdruck meiner Bewunderung für die als Inbegriff des Edlen beschriebene Figur des Winnetou. So kann jede Erwähnung einer Kultur Ausdruck von Achtung und Wertschätzung sein. Ich kann daran nichts Verwerfliches finden. Alexander Müller-Christmann Euskirchen
„Indianerland“-Verzicht: „Brings sollte Entscheidung überdenken“
Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass man sich derart einschränken lässt. Irgendwie feige! Der Begriff „Indianer“ stellt meiner Meinung nach keinerlei Diskriminierung dar. Brings sollte seine Entscheidung noch einmal überdenken. Marion Vogt Köln
Indianer-Debatte: Absurder Zensur- und Befindlichkeitswahn
Bandleader Peter Brings hat verkündet, dass seine Band den Song „Indianerland“ nicht mehr spielen werde. Zugleich verteidigt er in der Presse den Begriff „Oberindianer“ im Lied „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg. Ich finde Peter Brings an dieser Stelle mehr als widersprüchlich. Wenn ich mir das Lied „Indianerland“ noch einmal anhöre, etwa bei der Open-Air-Veranstaltung „Kölner Lichter“ im Juli 2015, von Brings behutsam und nachdenklich vorgetragen, kann ich daran absolut nichts Missverständliches und schon gar nichts Rassistisches erkennen.
Ich sehe die Diskussionen um beide Songs als Beispiele für den absurden Zensur- und Befindlichkeitswahn in unserer Zeit. Und wie hat Wolfgang Niedecken von BAP vor ein paar Tagen im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: „Wir haben Cowboy und Indianer gespielt“, „nicht Cowboy und indigene Bevölkerung.“
Ich selbst habe das Bläck-Föös-Lied „Indianer kriesche nit“ schon lange vor den Ober-Indianer-Debatten als Einmarschlied dieser Karnevalssession für meine Büttenreden als „Döörper Prätscher“ ausgewählt, weil es gerade in dieser Zeit lokal, regional und international ganz viel zum „kriesche“ gibt, nicht zuletzt das hier diskutierte „Problem“. Vielen Dank ausdrücklich an Mirko Bäumer, dass die Bläck Fööss das über 40 Jahre alte Lied weiterhin spielen werden. „Weil unser Publikum das als richtig empfindet“, wie er zutreffend feststellt. Hans-Peter Hohn Ruppichteroth
Brings sollten mehr Rückgrat zeigen
Das American Indian Movement ist eine der wichtigsten Organisationen der indigenen Völker der USA. Die Menschen dort nennen sich selbst Indians. Jetzt gibt es Bleichgesichter in Europa, die glauben zu wissen, was diese Menschen jenseits des Atlantiks verletzt. Für mich ist genau das postkoloniale Arroganz.
Ich frage mich, auf wen nehmen die Brings Rücksicht? Auf indigene Völker, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen? Kann nicht sein. Sie haben Angst vor einem Shitstorm aus ihrer eigenen Blase. Rückgrat zeigen, liebe Brings! Rückgrat zeigen sollte allgemein gelten. Kölle alaaf! Hans Birkenbeul Köln
Karnevals-Debatte: Stolz auf Indianer-Kostüm
Ich habe für das Unterdrücken des Wortes „Indianer“ absolut kein Verständnis. Ich bin 84 Jahre alt und als Kind war ich stolz, mich nicht nur im Karneval als Indianer zu verkleiden, sondern auch des Öfteren beim Spielen mit Federn in den Haaren als Indianer aufzutreten.
Wir wollten weder als Kinder, noch später im Karneval, diese Völker verächtlich machen, sondern wir fanden sie einfach schön in ihrer Aufmachung und wollten genauso sein wie diese Menschen. Die, welche das heute anders auslegen und verbieten wollen, gehören für mich zu den ideologischen Weltverbesserern. Karl-Heinz Decker Hennef
„Indianerland“: Falsche Entscheidung von Brings
Nein, ich finde die Entscheidung von Brings nicht richtig und freue mich über die Bläck Föös! Die Streichung von „Indianerland“ ist genauso unnötig wie die Diskussion über das Ändern von Kinderbüchern aus der Vergangenheit! Der Karneval stirbt langsam, ich traue mich schon seit langem nicht mehr nach Köln an den tollen Tagen und bleibe im Dorf. Sehr traurig und schade. Christine Van de Vel Erftstadt
Indianer-Diskussion: Respekt für „unverbogene“ Bläck Föös
Der Begriff „Indianer“ ist Ergebnis eines historischen Irrtums, hat sich aber als Sammelbenennung für die verschiedenen Stämme der ehemaligen nordamerikanischen Bevölkerung über Jahrhunderte unwidersprochen gehalten, keineswegs rassistisch gemeint, wie man, nicht nur bei Karl May, aus den anerkennenden bis bewundernden Darstellungen in der Literatur sehen kann.
Demnach war dieser Begriff nie abwertend gemeint, sondern mit Blick auf die Schicksale dieser Menschen – Enteignung, Kasernierung in Reservaten, Entziehung ihrer physischen und kulturellen Lebensgrundlagen – geradezu als Ehrentitel verstanden werden sollte. Dass die Bläck Fööss die Welle heuchlerischer „Political Correctness“, die absolut kontraproduktiv ist, nicht mitmachen und ihren Song, in dem der tapfere Junge, der nicht weint, mit diesem Titel „geehrt“ wird, weiterhin unverbogen spielen wollen, ist aller Ehren wert. Bernhard Kohnen Köln
Indianer-Debatte: Gibt es keine „echten Probleme“ mehr?
Unsere heile Welt wird immer mehr von „Weltverbesserern“ zerstört, die nur Unheil, Rassismus oder Böswilligkeit in unseren Worten, Liedern oder Texten vermuten. Gibt es keine „echten Probleme“ mehr? Dieter Jochmann Köln
Sprachregelungen: Müssen Deutsche immer so pedantisch sein?
Vor über 50 Jahren sind wir aus Berlin nach Köln gekommen und von Freunden sehr schnell in den Karneval eingeführt worden. Wir haben nach kurzer Zeit die gängigen Karnevalslieder mitsingen können. Dabei haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, dass wir irgendjemandem in Amerika oder sonst wo auf der Welt auf den Schlips treten könnten. Wir haben uns als Indianer, Chinesen, Cowboys, Araber etc. verkleidet.
Wir sind als Koch, Krankenschwester, Mönch und Nonne, als Froschkönig oder als Gärtner gegangen. All diese Menschen haben wir unwissentlich diskriminiert, ohne dass wir auch nur annähernd ein schlechtes Gewissen gehabt hätten. Was bleibt den Jecken heute übrig? Sie können eigentlich nur nackt gehen, aber dann fühlen sich Adam und Eva auf die Schippe genommen. Gibt es für uns Deutsche eigentlich gar keine anderen Probleme, müssen wir immer den „Korinthenkacker“ hervorkehren? Brigitte Bernstiel Köln
Indianer-Debatte: Vieldeutigkeit kultureller Zitate beachten
Jeder Interpret muss für sich selbst entscheiden, ob er bestimmte Inhalte noch aufführen möchte. Das gilt auch für die Kölner Mundartgruppen. Gleichwohl bin ich der Meinung, dass Lieder mit Bezug zu den Ureinwohnern Amerikas nicht unbedingt rassistisch gemeint und tatsächlich auch nicht rassistisch sind. Wir sollten aufpassen, dass dieses Thema nicht grenzenlos ausufert.
Was ist beispielsweise mit dem Begriff „Schlawiner“? Glauben wir dem Lexikon, bezeichnet das Wort Slawen oder Slowaken, fahrendes Volk und ziehende Händler, also solche, vor denen man sich angeblich vorsehen sollte. Für mich war der Schlawiner bisher ein listiger, pfiffiger Mensch, bei Kindern ein liebenswerter Frechdachs. Darf ich den Begriff nun weiter verwenden oder beleidige ich damit Menschen aus Osteuropa?
Gesellschaft, auch die Sprache, entwickelt sich weiter, und das ist auch gut so. Und es gibt Wörter und Redewendungen, die ich noch nie benutzt habe. Ich möchte aber nicht, dass mein gesamtes Vokabular auf den Prüfstand gestellt wird. Frank Rösgen Pulheim
Indianer-Debatte: „Wollte immer lieber Indianer sein als Cowboy“
Die ganze Debatte, ob man das Wort Indianer in den Mund nehmen darf, geht mir auf den Keks, wie auch die Diskussion übers Gendern. Schon als kleiner Knirps wollte ich immer lieber Indianer sein als Cowboy. Meine Einstellung zu diesem Thema wird sich trotz aller Argumente, die ich geschichtlich nicht infrage stelle, nicht ändern! Volkmar Schrader Köln
Indianer-Diskussion beeinträchtigt Unbeschwertheit der Session
Wäre es eigentlich irgendjemandem aufgefallen, wenn Brings ihren Indianersong ohne viel Aufhebens einfach nicht mehr gespielt hätten? Wohl eher nicht. Aber nein! Die Streichung aus dem Repertoire muss groß angekündigt und dem hysterischen Affen weiter Zucker gegeben werden. Ein offizielles Dankesschreiben des American Indian Movement wird wohl ausbleiben, aber wenigstens werden die sogenannten Traditionalisten auf die Barrikaden gehen – genau was wir brauchen, damit der Karneval nicht allzu unbeschwert lustig wird. Claus Göbelsmann Köln
Verzicht auf „Indianerland“ dient nicht dem Wohl der Betroffenen
Kürzlich kam doch tatsächlich mal jemand auf die Idee, die Betroffenen selbst zum Thema zu befragen. Die „Native American Association of Germany“ wurde um eine Stellungnahme zur Debatte gebeten. Deren Vorsitzende, Carmen Kwasny, stellte in einem Beitrag der Katholischen Nachrichtenagentur klar: „Das Wort Indian als rassistisch zu bezeichnen ist sehr problematisch, da es von vielen Native Americans verwendet wird.“ Bei sehr vielen Stammesnationen und Communitys sei das Wort „Indian“ bis heute ein Teil ihres Namens.
Vor diesem Hintergrund sei es äußerst problematisch, Verbotsentscheidungen, wie die der Berliner Humboldt-Stiftung im Zusammenhang mit Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“, über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu treffen. Genau das sei während der Kolonialzeit geschehen und sei ein „Schlag ins Gesicht der Betroffenen“. Auch Brings sollten noch mal in sich gehen. Die Entscheidung, „Indianerland“ nicht mehr zu spielen, zeugt von einer allgemeinen Unwissenheit, wie sie offensichtlich weit verbreitet ist. Sie ist opportunistisch und dient keinesfalls dem Wohl der Betroffenen. Martin Geimer Köln
„Brings müssen konsequenterweise die Schottenröcke ausziehen“
Brings werden ihr Lied „Indianerland“, die Höhner ihren Song „Immer freundlich lächeln“ nicht mehr spielen. Konsequenterweise müssten Brings jetzt wegen sogenannter kultureller Aneignung die Schottenröcke ausziehen und die Höhner sich – aus Rücksicht auf ihre veganen Fans – umbenennen. Michael Arntz Pulheim
Indianer-Debatte: Militäruniformen im Karneval gefährdet?
Die Diskussion über die Bedeutung von Liedtexten und Verkleidungen ist zu einem Popanz geworden, der, wenn es nicht so traurig wäre, nur zum Lachen reizen könnte. Wenn ich mich in ein Kostüm kleide, nehme ich für den Moment eine andere Identität an. Ein Lächerlichmachen oder Verunglimpfen ist nicht gemeint. Nehmen wir das Dreigestirn: Glauben wir ernsthaft, dass der Prinz den Adel beleidigen will, der Bauer die Landwirte lächerlich macht oder die Jungfrau die Damenwelt dem Spott preisgibt? So ist es auch mit einer Verkleidung als amerikanischer Ureinwohner. Diese Menschen, ob Sioux, Crow, Nez Perce oder Apachen, bezeichnen sich selbst als „Indian People“ und sind stolz darauf.
Wenn ich dem nachgebe, was hier nur beispielhaft wiedergegeben werden kann, dann müsste ich grundsätzlich jede Maskierung verbieten, denn jeder könnte sich dadurch beleidigt oder angegriffen fühlen. Eine Persiflage ist eine Beleidigung auf noch annehmbarem Niveau. Oder doch nicht? Wenn wir das bejahen, dann müssten die Funken als Erste ihre Uniformen ausziehen, denn diese waren doch ursprünglich als Lächerlichmachen des preußischen Militärs gedacht. Na dann, Alaaf! André Hénocque Bergheim
Altes Liedgut nicht verfremden
Ich finde diese Diskussion nicht gut. Ich bin 73 Jahre alt und habe wie viele Andere Winnetou geliebt. Niemals hatten wir böse Gedanken. Das sollte so bleiben. Jede Band soll selbst entscheiden, ob sie alte Lieder noch spielt. Auch das Lied „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg sollte nicht verfremdet werden. Es war zu seiner Zeit genau richtig. Rosemarie Schultes Köln
„Indianerland“-Verzicht: Schlagzeilen für Brings?
Bei all dem in der grün-linken Szene so verbreiteten Betroffenheits- und Woke-Kult frage ich mich, wie denn die tatsächlich Betroffenen dazu stehen. Gerade bei dem Begriff „Indianer“ habe ich arge Zweifel, ob außer linken Aktivisten irgendjemand damit Probleme hat, bezeichnen sich Indigene doch selbst so, wie in „American Indian Movement“.
Aber gerade Brings tun sich ja schon lange damit hervor, jede noch so krude links-grüne Ansicht zu bejubeln. Immerhin kommen sie mit diesem Thema, passend zur beginnenden Karnevalssession, wieder in die Schlagzeilen. Ich bin es echt leid, von Musikern wie Campino, Grönemeyer oder Niedecken links-grüne Belehrungen zu erhalten. Im Übrigen, liebe Brings, wann zieht ihr denn eure Schottenröcke aus? Ist das nicht eine eindeutige kulturelle Aneignung? Friedhelm Rosch Lohmar