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Kontroverse DebatteDas sagen Kölner Bands über Indianer-Songs im Karneval – Eine Band will Lied spielen

Lesezeit 5 Minuten
Rosenmontag
zum 1. Mal von Deutz aus
Brings

Brings beim Rosenmontagszug im Jahr 2023. Zum Sessionsauftakt verkündete Peter Brings, man wolle den Song „Indianerland“ nicht mehr spielen

Während Brings „Indianerland“ nicht mehr spielt, wollen die Bläck Fööss nicht auf ihr Lied „Indianer kriesche nit“ verzichten. Kasalla bezieht derweil eine Zwischenposition.

Pünktlich zum Sessionsauftakt hat die seit Jahren geführte Debatte um „Indianer“ im Karneval wieder Fahrt aufgenommen. Peter Brings verkündete am Wochenende, dass seine Band den Song „Indianerland“ nicht mehr spielen würde – er könne missverstanden werden. Darin heißt es: „Denn mir sin Indianer / Rut-Wieß unsere Stamm“, was eine Anspielung auf die Kölner Stadtfarben ist. Brings ist nicht die erste Karnevalsband, die aufgrund potenziell diskriminierender Äußerungen einen Song aus dem eigenen Repertoire entfernt.

Die Höhner führen ihr Lied „Immer freundlich lächeln“ aus dem Jahr 2001 nicht mehr auf. Dort werden unter anderem Chinesen aufs Korn genommen. „Immer freundlich lächeln, immer vergnügt /Auch wenn du eins auf die Flesse kliegst!“, lautet der Refrain. Frontsänger Patrick Lück sagte Anfang 2023 dieser Zeitung: „Das passt aktuell nicht so richtig in die Zeit.“

Mirko Bäumer von den Bläck Fööss über Indianer-Song: „Spielen den weiter“

Wer die Titelhistorie großer Karnevalsbands durchforstet, stößt dabei schnell auf den Song der Bläck Fööss „Indianer kriesche nit“ aus dem Jahr 1980, der sich mit der Geschlechterrolle des Jungen auseinandersetzt, der nicht weinen darf. So singen die Fööss: „Ich möch su jän ens kriesche / Doch kriesche darf m’r nit / Schon als kleine Jung weed dir jesaat / Indianer kriesche nit / Ich möch su jän ens kriesche / Weil et mir manchmol donoh es / Mädche dürfe kriesche Indianer dürfe dat nit.“

Alles zum Thema Bläck Fööss

Hier geht es um die vor allem bei älteren Generationen weit verbreitete Redewendung, dass „Indianer nicht weinen“, wenn Jungen sich wehtun oder vor Wut am liebsten losweinen würden. Auch früher gängige autoritäre Erziehungsmethoden in der Schule, als Lehrer noch mit Prügel drohten und sogar austeilten, thematisiert das Lied. Aus heutiger Sicht kann der Text als Kritik an starren Geschlechterrollen und autoritären Systemen verstanden werden. „Das Wort ‚Indianer‘ ist hier nicht das größte Problem. Zum Glück hat sich in der Schule einiges verändert“, sagt Bläck-Fööss-Frontsänger Mirko Bäumer auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Wir werden ‚Indianer kriesche nit‘ weiterhin spielen und unser Publikum empfindet das als richtig.“ Als der Song 1980 in alter Fööss-Besetzung veröffentlicht wurde, sei Bäumer gerade einmal 12 Jahre alt gewesen, erzählt er. „Der Song hat mich eindeutig zum Fööss-Fan gemacht. Spätestens da bin ich gern als Indianer verkleidet durch die Gegend gelaufen und habe das immer bewundert. Diese Debatte finde ich schwierig“, so der Sänger. „Es gibt verschiedene Kulturen: Diese nicht mehr zu erwähnen, finde ich nicht richtig. Sonst stellt man diese als etwas Verbotenes dar.“

Basti Campmann von Kasalla über Begriff „Indianer“: „Plädiere für Ausgewogenheit in der Diskussion“

Für Basti Campmann von der Band Kasalla sei der Begriff „Indianer“ noch in einem Graubereich einzuordnen. „Für mich ist das Z-Wort eindeutig ein Tabu. Aber bei Worten, die in die Grauzone fallen wie ‚Indianer‘, plädiere ich für Ausgewogenheit in der Diskussion. Man sollte stets bedenken, wann und in welchem Kontext ein Lied entsteht und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren.“

Dennoch würde Campmann zusammen mit seinen Band-Kollegen wohl kein Lied planen, das den Begriff „Indianer“ enthält. Die Entwicklung, dass „man mit Sprache sensibel umgeht, weil Sprache ein scharfes Schwert sein kann, das verletzt“, befürwortet Campmann jedoch grundsätzlich. Er könne daher jeden Kollegen verstehen, „der durch seine Diskografie geht und sich entscheidet, so manchen Song nicht mehr oder anders zu präsentieren“.

Festkomitee Kölner Karneval äußert sich diplomatisch

Die Debatte um Rassismus im Karneval betrifft nicht nur die Sprache, sondern auch die Kostümierung. „Indianer-Kostüm ja oder nein?“ Diese Frage will das Festkomitee nicht beantworten. Stattdessen äußert man sich diplomatisch: „Im Karneval sollte man sicher nicht immer alles bierernst nehmen. Man sollte aber wie überall, wo sich Menschen begegnen, darauf achten, sich anderen gegenüber nicht verletzend oder respektlos zu verhalten“, sagt Präsident Christoph Kuckelkorn. Dazu bedarf es seiner Meinung nach auch keiner Vorschriften „von oben“.

Kuckelkorn sagte weiter: „Die allermeisten kölschen Jecken haben ein sehr gutes Gespür dafür, wann Grenzen überschritten sind. Der Fastelovend bietet unendlich viele Lieder, unendlich viele Kostümideen. Wenn nun manches wegfällt, weil es einfach nicht mehr zeitgemäß ist, dann tut das dem Karneval keinen Abbruch.“

Während das sogenannte Blackfacing, also das schwarz Anmalen des Gesichts, in der gesellschaftlichen Debatte als eindeutig rassistische Praxis ausgelegt wird, gibt es bei der Indianer-Kostümierung gegensätzliche Ansichten. Auch die Kölner Kneipen-Szene beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie mit bestimmten Kostümen umzugehen ist.

Kölner Kneipen behalten sich vor Menschen mit rassistischen Kostümen abzuweisen

Während bei einigen Wirten Einigkeit darüber herrscht, dass etwa militärverherrlichende oder SWAT-Kostüme inakzeptabel sind, gibt es auch beim Indianer-Beispiel keine eindeutige Position. Clubs wie der Club Bahnhof Ehrenfeld fordern ihre Gäste auf ihren Social-Media-Kanälen indes auf, eine sensible Kostümauswahl zu treffen. Die Betreiber schreiben: „Bitte denkt dran, dass unser Türpersonal Kostüme abweisen kann, die als diskriminierend oder kulturell aneignend wahrgenommen werden. Respektvolles Feiern steht bei uns an erster Stelle – und wir hoffen, bei euch auch!“

Welche Kostüme damit gemeint sind, lassen die Betreiber hingegen offen. Auch die Ehrenfelder Bar Bumann & Sohn behält sich vor, Leute an der Tür auszusortieren, die „rassistische, diskriminierende oder gewaltverherrlichende“ Kostüme tragen. „Wenn du dich jetzt angesprochen fühlst, und dich fragst, ob dein geplantes Kostüm möglicherweise andere Menschen verletzt, beleidigt, verunsichert oder verängstigt, komm am besten einfach in einem anderen Kostüm.“ Auch hier nennen die Wirte nicht konkret, welche Kostüme damit gemeint sind.