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Lesermeinungen zur Derby-ChoreografieMesser-Transparent beim 1. FC Köln? „Nä, Effzeh: Su nit!“

Lesezeit 8 Minuten
Ein Transparent, das Kölner Fans im Rhein-Energie-Stadion entfalteten, zeigt eine Comic-Figur, die einer Frau mit verbundenen Augen ein Messer an den Hals hält. Die Frau ist der Göttin Fortuna nachempfunden und schüttet Gold aus einem Füllhorn.

Dieses Transparent entfalteten Kölner Fans vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf.

Leserinnen und Leser distanzieren sich von der Choreografie der Kölner Ultras beim Derby gegen Fortuna Düsseldorf – und fordern Konsequenzen.

Zu Beginn der Begegnung von 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf entrollten Mitglieder der Kölner Ultra-Fanszene ein riesiges Transparent mit Messer-am-Hals-Motiv. Der 1. FC Köln hatte die Präsentation genehmigt und begleitete sie musikalisch per Stadionlautsprecher. Diese Choreografie sorgte für Empörung, auch bei Leserinnen und Lesern:

1. FC Köln: Den Kompass verloren

Ultras entrollten mit Genehmigung der Verantwortlichen des 1. FC Köln im Rahmen einer sogenannten Choreografie ein Motiv der Ultras, das einen Messerangriff darstellt und damit den eigentlich harmlosen Sport Fußball radikalisiert. Der FC-Geschäftsführer Keller erklärte nach Protesten in einem Statement lapidar, dass er mit kritischen Bewertungen und Einschätzungen dieses Vorfalls „leben“ könne. Es verschlägt einem den Atem.

Da bemühen sich kleine Vereine auf ihren Plätzen, Werte wie Gewaltlosigkeit und Fairness auf Postern wieder populär zu machen, und ein Verein wie der 1. FC Köln mit seiner Bedeutung für die Stadt und die Region tritt diese Werte großformatig mit Füßen. Die Geschäftsführung versucht sich nun damit herauszureden, dass man gewaltsame Ausschreitungen habe verhindern wollen und daher das gewaltverherrlichende Machwerk zugelassen habe. Das ist eine Bankrotterklärung.

Dieser Verein scheint seinen Kompass endgültig verloren zu haben. Eine fünfstellige Strafsumme des DFB wäre eine zusätzliche Verharmlosung dieses Vorfalls. Ich bin mit Sohn und Enkel gerne zum FC gegangen. Es war schön und ich habe das genossen. Eine Identifikation mit diesem Verein ist nicht mehr möglich. Ich werde das vermissen. Wolfgang Strauß Köln

FC-Vorstand muss sich von Messer-Choreo distanzieren

Als jahrzehntelanges Mitglied und Dauerkarten-Inhaber des FC bin ich von der Genehmigung der Choreo durch Herrn Keller entsetzt. Das hat weder mit Fußball noch mit Fankultur zu tun. Und das am Wahltag, vor dem alle demokratischen Parteien und der FC sich gegenseitigen Respekt versprochen hatten. Bis zur Stunde hat weder Herr Wolf noch einer seiner Vorstandskollegen zum unerträglichen Vorfall Stellung genommen.

Sie haben die abgelaufenen 45 Stunden ungenutzt verstreichen lassen. Daher erwarte ich eine umgehende öffentliche Stellungnahme mit deutlicher Distanzierung vom Genehmigungsverfahren durch Herrn Keller, was im Übrigen als Kündigungsgrund reichen dürfte. Die „Hörigkeit“ von Vorstand und Geschäftsführung gegenüber (fast) allen Aktivitäten der Ultras muss endlich ein Ende haben. Wiederwahl-Wünsche reichen nicht aus, solche Aktionen gutzuheißen. Karl Schmitz Köln

Messer-Choreo: „Nä, Effzeh: Su nit!“

Wozu die ganze Empörung und Aufregung über diese „beeindruckende Darstellung“ der Mentalität dieser Menschen, die vor der Verhöhnung der vielen Opfer und ihrer Angehörigen nicht zurückschrecken? Und diese Menschenverachtung wird vom FC-Führungspersonal auch noch gutgeheißen. Auch die nachgereichten Erklärungen sind einfach nur erbärmlich.

Aber vor diesem Hintergrund bekommt das Motto des Clubs eine besondere Bedeutung: „Spürbar anders!“ Wenn die Oberbürgermeisterin, bekanntlich selbst Opfer eines Messerattentats, das sie mit viel Glück überlebte, sich nochmals mit FC-Schal im Stadion blicken lässt, dann weiß ich es auch nicht mehr! Nä, Effzeh: Su nit! Fritz Tönnies Hennef

FC-Choreo: „Man muss Bilder lesen können“

Man muss Bilder auch lesen können. „Der Joker sticht“, lautet eine beliebte Reporter-Phrase, wenn ein Einwechselspieler ein Tor erzielt. Auch in der Choreo der Südkurve wird mit dieser Phrase gespielt. Das Messer des Jokers geht zurück auf Christopher Nolans Film „The Dark Knight“ (2008), in der Heath Ledger als Joker – meines Wissens erstmals – mit einem Messer erscheint. Der Joker ist zudem ein immer wiederkehrendes Identitätsmerkmal der Wilden Horde.

Eine Figur aus Comics des Verlags DC duelliert sich hier also mit einer Figur der römischen Mythologie. Die Glücksgöttin Fortuna leert im Zuge des Angriffs ihr Füllhorn, Reichtum und Überfluss ergießen sich über die Südtribüne: „Das Glück ist kein Geschenk der Götter“. Das alles hat sehr wenig bis gar nichts mit den schlimmen Messer-Attentaten zu tun. Eine Verbindung entsteht nur dann, wenn man seinen Assoziationen freien Lauf lässt, ohne sie in die entsprechenden Kontexte einzubetten. Jürgen Nielsen Köln

FC-Geschäftsführung: Kein Gespür für Angst vor Messerattentaten

Es ist zum Verzweifeln. Randale, Zuschauer gefährdende Pyrotechnik im Stadion unter den billigenden Augen von Vorstand und Geschäftsführung! Daran hat man sich fast schon gewöhnt. Aber was da am Sonntag passiert ist, setzt allem die Krone auf. Herr Keller als Geschäftsführer des Vereins nimmt eine Choreo in der Südkurve zustimmend zur Kenntnis, die an Peinlichkeit nicht zu übertreffen ist.

Und findet sogar noch, dass man denen, die sich so eine Geschmacklosigkeit haben einfallen lassen, entgegenkommen müsse. Vermutlich hat Herr Keller nicht realisiert, welche Bedeutung Messer in der öffentlichen Wahrnehmung in den vergangenen Wochen bekommen haben. Das spricht nicht für seine Kompetenz. Kein gutes Zeichen für den 1. FC Köln. Jochen Stöcker Pulheim

„Die Bosse schauen tatenlos zu, wie der Fußball-Profisport verroht“

Ist das noch Fußballkultur? Dem FC-Vorstand müsste es die Schamesröte bis in die Haarspitzen treiben, wenn er so etwas nicht unterbinden kann oder will. Ist es nicht genug, wenn sogenannte Fans sich beleidigen und prügeln wie die Irren? Bengalos zünden und die Luft verpesten? Die Gewaltexzesse häufen sich und die Bosse schauen tatenlos zu, wie der Fußball-Profisport verroht und vor die Hunde geht. Roland Kierspel Köln

FC-Führung: Klare Kante gegenüber Gefährdern erforderlich

Jetzt ist es dem FC-Geschäftsführer Sport Christian Keller also herausgerutscht: Der Verein hat das widerliche Banner abgenickt, um weitere von den Ultras angekündigte Eskalationen, wie Pyrotechnik und Schlägereien, zu verhindern. Ich nenne das schlichtweg Erpressung. Das Abschießen von Raketen, Rauchtöpfen usw. in der Vergangenheit, das den Klub schon eine Menge Geld gekostet hat, erscheint jetzt auch in einem ganz anderen Licht. Das Hineinschmuggeln solcher gefährlichen Gegenstände wird also wahrscheinlich mit Duldung und Billigung der Vereinsspitze geschehen sein. Wann distanziert sich der Verein glasklar von denen, die sich selbst als Fans bezeichnen, in Wahrheit aber nur Randalierer sind? Rolf Krügermeyer-Kalthoff Köln

FC-Choreo: „Öffentlicher Aufruf zu Gewalt gegen Frauen“

Mir ist der Appetit auf einen Stadionbesuch vergangen. Das ist nicht nur an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten, sondern auch ein öffentlicher Aufruf zu Gewalt gegen Frauen. So sieht es also aus, wenn Gewaltbereitschaft „kanalisiert“ wird. Das ist unterste Schublade, Herr Keller! Gabriele Schon Köln

Porträt des FC-Geschäftsführers Dr. Christian Keller.

FC-Geschäftsführer Christian Keller verantwortet den Geschäftsbereich Fußball- und Fankultur.

„Banner der Schande“: Imageschaden für den 1. FC Köln

Ich bin 73 Jahre alt, seit Kindheit an Fan des Effzeh, wohne im Veedel, aus dem der Club hervorgegangen ist und bin seit Jahren „Mitglied e lävve lang“. Ich habe schon viele Aktionen der Ultras mit Missfallen ertragen. Aber ich bin entsetzt über das an Dummheit, Brutalität und Menschenverachtung kaum zu überbietende „Banner der Schande“ vom letzten Samstag, das die vorgeblichen Werte des Vereins desavouiert und einen ungeheuren Imageschaden für ihn nach sich zieht.

Dass die Verantwortlichen, insbesondere Herr Keller, das Ganze gebilligt haben, macht daraus einen Skandal, der im öffentlichen Raum zu einem Rücktritt führen muss. Zumindest spreche ich Herrn Keller das moralische Recht ab, für mich und den Großteil der Mitglieder zu sprechen. Alfred Schäfer Köln

FC-Messer-Banner: Gewaltfreiheit endlich ernst nehmen

Ich habe mich immer wieder geärgert, wie kommentarlos die FC-Führung die ausufernden Pyros der Südkurve akzeptiert und Strafzahlungen hinnimmt, die im Gesamtvolumen natürlich auch in die Ticketpreise einfließen. Es gibt ja genügend Fans, die das „freiwillig“ zahlen. Doch jetzt duldet der FC auch noch eine gewaltverherrlichende Choreografie! Weiß man dort eigentlich nicht, wozu das führt?

Gebetsmühlenartig rufen Verantwortliche des FC vor explosiven Derbys die rivalisierenden Fans dazu auf, sich gewaltfrei zu verhalten. Das ist alles Makulatur. Ich habe lange Zeit die Kritik am Vorstand und auch im Besonderen an Herrn Keller, der hierfür mitverantwortlich sein soll, für überzogen gehalten. Aber jetzt hat man das Fass zum Überlaufen gebracht.

Wer so etwas duldet und statt zu deeskalieren, die Gewaltspirale noch mehr dreht, hat in einem gut geführten Unternehmen nichts zu suchen, weil er ihm Schaden zufügt und nicht nur die Reputation des 1. FC Köln beschädigt, sondern auch die Fans des FC in Verruf bringt. Als Fan des 1. FC Köln distanziere ich mich hiervon. Herold Rütter Niederkassel

FC-Choreo: „Rote Karte für Ultras“

Rote Karte für den Geschäftsführer, der so etwas durchwinkt! Rote Karte und lebenslanges Stadionverbot für sogenannte Fans, die so etwas ausbrüten! Reicht es nicht, dass kurz vor der Wahl Menschen in Deutschland mit Messern bedroht und getötet werden? So etwas im ach so toleranten Köln – auch noch kurz vor Karneval – zu sehen, ist unerträglich! Dieter Hammeran Waldbröl

FC-Messer-Choreo: Mangel jeglichen Taktgefühls

Zunächst meine Zustimmung zum Leitartikel von Gerald Selch! Dass das Thema FC-Choreo auf Seite 4 behandelt wird und nicht auf der rechten Kommentarseite im Sportteil, unterstreicht völlig zu Recht die Tragweite der Vorgänge um das Spiel des 1. FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf. Man muss sich spätestens jetzt die Frage stellen, wie lange die Verantwortlichen des Vereins sich noch von den sogenannten „Fans“ des FC am Nasenring in der Manege herumführen lassen wollen.

Die Auslassungen der Vereinsvertreter Keller und Türoff zu diesem Thema sind an Peinlichkeit nicht zu überbieten und lassen überdies einen Mangel jeglichen Taktgefühls erkennen. Für mich als Kölner, der sich für diese Aktion fremdschämen muss, bleibt nur der Appell: meine Herren, treten Sie zurück! Tom Fuchs Köln

FC: Kuschelkurs mit Ultras beenden

Es ist ungeheuerlich, wie Herr Keller diese Aktion verharmlost. Solche Aktionen sind mitnichten zu rechtfertigen, geschweige denn zu verharmlosen. Diese dann auch noch mit der Begründung kleinzureden, um Schlimmeres zu verhindern, habe man den Fans Zugeständnisse machen müssen, ist das allerletzte.

Herr Keller ist in der Vergangenheit schon mehrfach durch seinen Kuschelkurs mit den Ultras negativ aufgefallen, etwa mit Aussagen zur Pyro-Choreo beim Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin, die den FC einige hunderttausend Euro Strafe gekostet hat. Meiner Meinung nach hat dieser Herr beim FC und in Köln nichts mehr verloren. Peter Steffens Köln

FC: Kein Gespür für sensible Bereiche

Das Verhalten des FC halte ich für geschmacklos, unverantwortlich und skandalös. Durch die sinngemäße Äußerung, er habe nur die Wahl zwischen Pest und Cholera gehabt, das heißt Choreo genehmigen oder Zoff bekommen, hat sich FC-Geschäftsführer Christian Keller für ein Tätigwerden in sensiblen Bereichen disqualifiziert. Und mit solch einem Mann hat der Vorstand gerade erst verlängert. Heinz-Dieter Lützeler Köln