Während FC-Sportchef Keller die Aktion der Fans verteidigt, zeigt sich Fortunas Sportvorstand Allofs empört. Auch der DFB ist eingeschaltet.
„Geschmacklose“ FC-ChoreoDFB-Kontrollausschuss prüft Vorfall – Fortuna-Boss Allofs empört

Die Choreo zeigt den „Joker“, eine Figur aus der Kölner Ultra-Szene, wie er der Glücksgöttin Fortuna ein Messer an den Hals setzt.
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Für rund 300 Fans der Düsseldorfer Fortuna endete der Derbysonntag früh – und weit entfernt vom Kölner Stadion. Die Anhänger waren mit Bussen zum Bahnhof Weiden-West gereist, wo sie sich nach Angaben der Polizei vermummten. Außerdem sei die Gruppe mit Pyrotechnik ausgerüstet gewesen. Auch Kölner Fans, berichtete die Polizei, hätten sich in der Umgebung gesammelt.
Die Ordnungskräfte verhinderten ein Aufeinandertreffen der Fangruppen; später wurden die Düsseldorfer auf Höhe der beiden Tankstellen an der Aachener Straße kurz hinter dem Kreuz Köln-West festgesetzt und zurückgeschickt. Die Aachener Straße war zwischenzeitlich gesperrt, es gab ein Verkehrschaos. Auch am Bahnhof Ehrenfeld gab es einen Polizei-Einsatz, weil Düsseldorfer Fans, die mit dem Entlastungszug anreisten, schon auf der Fahrt Pyrotechnik abgebrannt und für Sachschäden gesorgt hatten. Als die Polizisten die Identitäten der Fans festellen wollten, kam es zu einem Angriff auf einen Beamten.
Umstrittene Choreo der FC-Fans: „Joker“ bedroht „Fortuna“ mit Messer
Vor dem Anpfiff präsentierten die Kölner Fans auf der Südtribüne eine Choreographie. Das Motiv zeigte den „Joker“, eine Figur aus der Mythologie der Kölner Ultra-Szene, wie er einer Darstellung der Glücksgöttin Fortuna ein Messer an den Hals setzt. Dazu standen die Worte: „Glück ist kein Geschenk der Götter“ – über Lautsprecher lief dazu ein hämisches Lachen.
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Kölner Choreo mit dem Namen „Messer am Hals“.
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Eine Metaphorik, die grundsätzlich, vor allem aber angesichts der aktuellen Lage in Deutschland indiskutabel ist. Zumal das Motiv „Messer am Hals“ in Köln besonders belastet ist: Im Jahr 2015 wurde die Kölner OB Henriette Reker von einem Rechtsextremisten am Tag vor der Oberbürgermeisterwahl mit einem Messer schwer verletzt. Entsprechend betreten waren die Reaktionen im Stadion auf die zwar aufwendig gestaltete, in ihrer Botschaft jedoch geschmacklose Aktion.
Christian Keller spricht von „Zugeständnissen“, um Sicherheit zu gewährleisten
Der Verein hatte das Motiv zuvor genehmigt, das bestätigte Christian Keller nach dem Spiel. Das Ressort Fankultur fällt in Kellers Geschäftsführerbereich. Der 46-Jährige begründete die Genehmigung damit, dass man den Fans „Zugeständnisse“ habe machen müssen, um einen sicheren Ablauf des Derbys nicht aufs Spiel zu setzen, „unabhängig davon, ob es einem gefällt oder nicht. Man kann über das Motiv trefflich streiten, für mich ist das die Rivalität zwischen zwei aktiven Fanszenen, die in dieser Kultur normal ist. Wenn ich mir ein Motiv wünschen würde, wäre ein anderes drauf. Aber wenn das die einzige kritische Beanstandung nach so einem Derby ist – da gab es schon ganz andere Vorfälle“, sagte Keller.
Fortuna-Boss Allofs: „Geschmacklos und völlig unangebracht“
Bei Fortuna Düsseldorf sorgte die Choreo für Empörung. „Rivalität kann gerne mit einem gewissen Augenzwinkern ausgetragen werden. Aber diese Choreographie - das Messer an der Kehle - war auch im Kontext der jüngsten Ereignisse in unserem Land nicht nur geschmacklos sondern auch völlig unangebracht“, teilte Fortunas Sportvorstand und einstige FC-Profi Klaus Allofs am Montag auf Anfrage dieser Zeitung mit.
DFB-Kontrollausschuss prüft Vorfall
Auch eine Reaktion des Deutschen Fußball-Bundes dürfte demnächst folgen. „Der DFB-Kontrollausschuss hat Kenntnis von dem Vorfall und prüft diesen momentan“, teilte der Verband auf Anfrage mit. Mehr könne man im Augenblick allerdings noch nicht zu dem Thema sagen.
Während der Partie hatte es Ausschreitungen im Oberrang der Nordtribüne gegeben; Leuchtfackeln waren geflogen und Böller gezündet worden. Außerdem hatten Fans an den Zäunen einander attackiert. Die Polizei war im Block eingeschritten. Keller bezeichnete die Vorkommnisse bei der Anreise sowie die Gewalt auf der Nordtribüne als „Theater“. Man habe „nichts Diskriminierendes gesehen und auch keinen Aufruf zur Gewalt. Wir konnten mit dem Motiv leben. Schön haben wir es nicht gefunden. Wir haben uns aber entschieden, es zu genehmigen.“ (red)