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Häme aus Russland und von Orban„Christentum verspottet“ – Katholische Kirche kritisiert Olympia-Eröffnungsfeier

Lesezeit 3 Minuten
Der französische Liedermacher und Schauspieler Philippe Katerine bei seinem Auftritt bei der Eröffnungsfeier in Paris. Auch ein „queeres Abendmahl“ war dabei zu sehen – und sorgt nun für Kritik.

Der französische Liedermacher und Schauspieler Philippe Katerine bei seinem Auftritt bei der Eröffnungsfeier in Paris. Auch ein „queeres Abendmahl“ war dabei zu sehen – und sorgt nun für Kritik.

Die Eröffnungsfeier in Paris sorgt für Begeisterung – Kritik gibt es am „queeren Abendmahl“. Auch Russland und Ungarn ätzen gegen die Zeremonie.

Während die Eröffnungszeremonie bei den Sportlern, Organisatoren und beim TV-Publikum ein Erfolg war, wird am Tag danach auch scharfe Kritik an der pompösen Show in Paris laut, insbesondere aus der katholischen Kirche. In einer Szene sei das Christentum verspottet und verhöhnt worden, hieß es in einem am Samstag veröffentlichten Schreiben französischer Bischöfe.

Olympia-Eröffnungsfeier: Kritik an „queerem Abendmahl“

Kritik kam auch aus Deutschland. „Das queere Abendmahl war allerdings ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig“, postete der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Oster, im sozialen Netzwerk X.

Bei der umstrittenen Szene hatten Dragqueens gemeinsam mit Tänzern und Performern auf einer Brücke über die Seine offenbar das letzte Abendmahl Christi mit seinen Jüngern in der Version von Leonardo da Vinci nachgestellt – und zwar parodierend als Transgender-Party und Modeschau.

Bischöfe: Christen durch Provokation und Übertreibung verletzt

Prominenteste Darstellerin war Nicky Doll, bekannt für die Moderation des Drag Race France, die bereits im Vorfeld der Spiele die olympische Fackel ein Stück getragen hatte.

Laut Einschätzung der französischen Bischöfe wurden Christen auf allen Kontinenten durch die Provokation und Übertreibung verletzt. Abgesehen davon lobten die Bischöfe den Auftakt und schrieben, es habe wunderbare Momente der Schönheit, der Freude und des Glücks gegeben.

Die Wortmeldung der Bischöfe stieß in den sozialen Netzwerken am Samstag unterdessen schnell auf Kritik. Das „Letzte Abendmahl“ sei in der Vergangenheit bereits auf diverse Arten nachgestellt worden, ausgerechnet die „queere“ Darstellung zu kritisieren, sei homophob, hieß es von den Kritikerinnen und Kritikern.

Hohn und Spott aus Russland: „Kultureller Selbstmord“

Scharfe Kritik und viel Hohn und Spott für die pompöse Eröffnungsfeier in Paris kam unterdessen am Samstag auch aus Russland. Außenamtsprecherin Maria Sacharowa machte sich in ihrem Telegram-Kanal über die Feier auf der Seine lustig, die im russischen Fernsehen nicht live übertragen wurde, und führte dabei eine lange Mängelliste auf.

„Ich hatte nicht vor, mir die Eröffnung anzusehen. Aber nachdem ich die Fotos gesehen hatte, konnte ich nicht glauben, dass es sich nicht um ein Deepfake oder Photoshop handelte“, schrieb Sacharowa. Die „lächerliche Eröffnungszeremonie unter freiem Himmel“ habe die Gäste gezwungen, „stundenlang im strömenden Regen zu sitzen“, spottete die russische Diplomatin, die sich seit Kriegsbeginn immer wieder mit schrillen, anti-westlichen Statements zu Wort meldet.

Putin-Verbündeter Viktor Orbán wettert gegen Eröffnungszeremonie

Sacharowa verhöhnte zudem den „Verkehrszusammenbruch“, den Anschlag auf das französische Schienennetz, und echauffierte sich wortreich über die Auftritte verschiedener queerer Künstler. Ein Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche schrieb in diesem Zusammenhang, dass es sich um „kulturellen und historischen Selbstmord“ handele. Sacharowa hingegen sprach von einer „Gay-Pride-Parade“ in Paris, bei der Christen verspottet worden seien.

Olympische Spiele in Paris eröffnet

Die besten Bilder zur Eröffnungsfeier

Rauch in den Farben der französischen Flagge erscheint über der Seine.

Rauch in den Farben der französischen Flagge erscheint über der Seine.

Dennis Schröder und Anna-Maria Wagner sind die Fahnenträger für Deutschland, hier zu sehen bei der Eröffnungszeremonie auf der Seine.

Dennis Schröder und Anna-Maria Wagner sind die Fahnenträger für Deutschland, hier zu sehen bei der Eröffnungszeremonie auf der Seine.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, winken während der Eröffnungszeremonie.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, winken während der Eröffnungszeremonie.

Monacos Fürst Albert II und Fürstin Charlene kommen vor der Eröffnungsfeier an.

Monacos Fürst Albert II und Fürstin Charlene kommen vor der Eröffnungsfeier an.

Zuschauer der Eröffnungszeremonie schützen sich mit Ponchos vor dem Regen.

Zuschauer der Eröffnungszeremonie schützen sich mit Ponchos vor dem Regen.

Die olympische Fackel wird zum Start der Eröffnungszeremonie auf der Seine transportiert.

Die olympische Fackel wird zum Start der Eröffnungszeremonie auf der Seine transportiert.

Die griechische Delegation fährt während der Eröffnungszeremonie unter der Pont d'Austerlitz durch.

Die griechische Delegation fährt während der Eröffnungszeremonie unter der Pont d'Austerlitz durch.

Ein von Flugzeugen in den Himmel gezeichnetes Herz aus rotem Rauch schwebt über Notre-Dame in Paris.

Ein von Flugzeugen in den Himmel gezeichnetes Herz aus rotem Rauch schwebt über Notre-Dame in Paris.

Frankreichs berühmter Hochseilkünstler Nathan Paulin überquert während der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele die Seine

Frankreichs berühmter Hochseilkünstler Nathan Paulin überquert während der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele die Seine.

Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele, Thomas Bach (M), Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spricht während der Eröffnungszeremonie.

Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele, Thomas Bach (M), Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spricht während der Eröffnungszeremonie.

Ein Performer läuft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele über die Bühne.

Ein Performer läuft bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele über die Bühne.

Ex-Tennisspielerin Amelie Mauresmo trägt die olympische Fackel.

Ex-Tennisspielerin Amelie Mauresmo trägt die olympische Fackel.

240726 -- PARIS, July 26, 2024 -- Torchbearers Teddy Riner R and Marie-Jose Perec light up the Olympic cauldron during the opening ceremony of the Paris 2024 Olympic Games, Olympische Spiele, Olympia, OS in Paris, France, July 26, 2024. Photo by Xia Yifang/POOL/Xinhua PARIS2024 FRANCE-PARIS-OLY-OPENING CEREMONY XiaYifang PUBLICATIONxNOTxINxCHN

Teddy Riner und Marie-Jose Perec entzünden das olympische Feuer.

HANDOUT - 27.07.2024, Frankreich, Paris: Olympia, Paris 2024, Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele, dises von den Olympic Broadcasting Services veröffentlichte Foto zeigt die kanadische Sängerin Celine Dion bei einem Auftritt auf dem Eiffelturm während der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris, Frankreich, am Freitag, 26. Juli 2024. Foto: Uncredited/Olympic Broadcasting Services/AP - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Die kanadische Sängerin Céline Dion bei einem Auftritt auf dem Eiffelturm während der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris.

Céline Dion auf dem Eiffelturm.

Céline Dion auf dem Eiffelturm.

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Ähnlich äußerte sich auch Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, der als engster Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin innerhalb der EU gilt. Die Eröffnungsfeier habe „den moralischen Verfall des Westens“ veranschaulicht, befand der Ungar und prangerte am Samstag in einer Rede in Rumänien eine „Entledigung“ der „metaphysischen Bindungen an Gott, das Vaterland und die Familie“ in westlichen Ländern an.

Olympia-Macher weisen Kritik zurück

Dies habe zu „einem Mangel an öffentlicher Moral geführt, wie Sie sehen konnten, wenn Sie gestern die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele gesehen haben“, erklärte Orban in Aile Tusnad vor der dort lebenden großen ungarischen Gemeinde. „Westliche Werte, die lange Zeit als universell galten, werden von vielen Ländern auf der Welt zunehmend als inakzeptabel angesehen und abgelehnt“, sagte Orban, womit er sich auf Staaten wie China, Russland, Indien oder die Türkei bezog.

Die Olympia-Macher verwiesen auf die Kunst- und Meinungsfreiheit und wiesen die Kritik zurück. Organisationschef Tony Estanguet betonte, die Show habe zum Nachdenken anregen sollen und sei mit dem IOC abgestimmt worden. „Unsere Absicht war es nie, unverschämt zu sein“, sagte der Regisseur der Eröffnungszeremonie, Thomas Jolly. (das/dpa/kna)