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Tourist verletzt
Braunbär im Trentino soll nach Attacke getötet werden

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Bärin mit Jungen im Trentino 2014

Braunbären im Trentino (2014)

Nachdem ein Jogger am Dienstag (16. Juli) in Italien von einem Bären verletzt worden ist, soll das Tier abgeschossen werden. Tierschützer protestieren.

Im italienischen Trentino ist erneut ein Mensch von einem Bären angegriffen worden.

Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, war der Tourist am Dienstagmorgen (16. Juli) gegen 7 Uhr in Naroncolo auf dem Gebiet der Gemeinde Dro im Wald joggen, als der Bär ihn an Armen und Beinen verletzte.

Nach einer Erstversorgung durch Sanitäter sei der 43-jährige Franzose mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Trient geflogen worden. Wie die Provinzverwaltung mitteilte, sei das Opfer zu keinem Zeitpunkt lebensbedrohlich verletzt gewesen und sei zu jeder Zeit bei Bewusstsein gewesen.

Bereits am Dienstagabend sei der 43-Jährige zu den Umständen des Bären-Angriffs und zu der genauen Stelle im Wald befragt worden, so die Behörde.

Trentino: Bärin mit drei Jungen im Visier der Ermittlungen

Der Präsident der Provinz, Maurizio Fugatti, ordnete die Tötung an, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Es wird vermutet, dass es sich um eine Bärin handelt, die im Trentino unter der Kennung KJ1 bekannt ist. Sie soll derzeit mit drei Bärenjungen unterwegs sein und war nach Angaben der Provinz bereits zuvor durch ein „problematisches Verhalten“ aufgefallen. Das bedeutet in dem Zusammenhang, dass sie sich zu nah an von Menschen bewohnten Gegenden aufhielt oder auch schon Menschen zu nah kam. Fugatti ordnete den Forstkorps zudem an, das Gebiet um den Ort des Angriffs sicherheitshalber intensiv zu überwachen.

Tierschutzverbände kündigten bereits an, gegen Fugattis Anordnung gerichtlich vorzugehen. Der Verein LAV bezeichnete sie als sinnlose und gewalttätige Vergeltungsaktion. „Das Töten von Bären garantiert nicht die Sicherheit der Bürger, sondern gießt nur noch mehr unschuldiges Blut auf das bereits vergossene“, hieß es in einer Mitteilung.

Schweizerin trifft im Trentino mit ihren drei Kindern auf Bärin

Erst wenige Tag zuvor (10. Juli) war eine Schweizer Touristin am Lago di Bolveno im Trentino mit ihren drei Kindern im Trentino einer Bärin mit zwei Jungtieren begegnet. Sie hatte sich schützend über die Kinder gebeugt. Die Bärin berührte sie zwar an ihrem Oberteil, es wurde aber niemand verletzt.

Nachdem Bären im Trentino lange ausgestorben waren, wurden Ende der 1990er Jahre in dem Projekt „Life Ursus“ Braunbären im Trentino angesiedelt, mit dem Ziel, eine sich selbst erhaltende Population zu schaffen. Seitdem kommt es immer wieder zu Begegnungen zwischen Menschen und den Wildtieren, die in einigen Fällen tödlich verlaufen sind.

Trentino: 100 Bären unterwegs

Inzwischen gibt es etwa 100 ausgewachsene Bären dort, wie der Direktor des Wildtierdienstes, Alessandro Brugnoli, der dpa im Frühjahr dieses Jahres sagte. Eine genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, da die Tiere wanderfreudig sind. 

Nach Angaben des Wildtierdienstes sind seit 2014 acht Bärenangriffe im Trentino verzeichnet worden. Diese sorgten in der Bevölkerung für Aufregung. Die Forderungen nach härteren Maßnahmen zur Kontrolle der Bärenpopulation wurden lauter.

Vor knapp einem Jahr kippte die Stimmung vollends. Im April vergangenen Jahres hatte die Bärin JJ4, genannt Gaia, einen 26-jährigen Jogger bei Caldes im Val di Sole attackiert und getötet. Er war im Wald auf sie und ihre Bärenjungen gestoßen. Die Bärin konnte aufgespürt und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom Forstkorps gefangen werden. Der junge Jogger aus dem Trentino war der erste sogenannte Bärentote in Italien.

Gesetzt im Trentino: Acht Bären pro Jahr zum Abschuss frei

Seitdem hat sich die ohnehin schon emotionale Debatte um die Bären im Trentino weiter zugespitzt. Provinzpräsident Maurizio Fugatti ordnete die Tötung von JJ4 an. Bis heute streiten sich Tierschützer und die Provinz vor Gericht um die „Problembärin“, die sich in einem Tierpflegezentrum befindet.

Seit März ist es in der Region Trentino per Gesetz erlaubt, jedes Jahr bis zu acht Bären abzuschießen, wenn diese gefährlich geworden sind.

ARCHIV - 26.03.2008, Bayern, München: Der Braunbär «Bruno» ist ausgestopft als Honigdieb im Museum Mensch und Natur in München (Oberbayern) zu sehen. Der junge Bär war im Sommer 2006 aus dem italienischen Trentino nach Bayern eingewandert. Er war der erste Bär in Freiheit, der nach 171 Jahren wieder seine Tatzen auf deutschen Boden setzte.

Der Braunbär„Bruno“ ist inzwischen ausgestopft als Honigdieb im Museum Mensch und Natur in München (Oberbayern) zu sehen. Der junge Bär war im Sommer 2006 aus dem italienischen Trentino nach Bayern eingewandert.

Eigenes Gehege für „Problembärin“ Gaia im Schwarzwald

Der Alternative Wolf- und Bärenpark im Schwarzwald errichtet für „Problembärin“ Gaia ein eigenes Gehege. „Wir sind am Bauen der Anlage“, sagte ein Sprecher des Parks. Wann das Wildtier aus der Provinz Trentino kommt, ist nach wie vor unklar. Es laufen dem Sprecher zufolge noch Gespräche. Die Bärin hatte im April vergangenen Jahres in Italien einen 26-jährigen Jogger angegriffen und getötet.

Angst vor Bären in Deutschland kam in diesem Jahrtausend erstmals im Jahr 2006 auf, als ein Jäger im Ammergebirge bei Garmisch-Partenkirchen etwas fand, was auf einen Bären hindeutete: drei gerissene Schafe. Das danach als „Problembär Bruno“ bezeichnete Tier wurde schließlich trotz Protesten der Tierschützer auf Anweisung des bayerischen Umweltministeriums erschossen, obwohl es keinen Menschen angegriffen hatte. Bruno war der Bruder der Bärin Gaia. Heute steht „Bruno“ ausgestopft im Münchner Museum Mensch und Natur. (cba, dpa)