Der Hamburger Skipper zeigt bei der Weltumseglung erste Erschöpfungserscheinungen, gibt sich aber kämpferisch.
„Fühle mich nicht gut“Boris Herrmann erlebt Tiefpunkt bei Vendée Globe – und feiert „MacGyver“-Moment
Boris Herrmann hat derzeit wenig Freude an der Vendée Globe – im Gegenteil. Es ist keine leichte Zeit für den 43-Jährigen im rauen südlichen Indischen Ozean, denn vieles läuft gegen ihn. „Ich fühle mich nicht gut“, verriet er mit tiefen Augenringen am Mittwoch (3. Dezember) in seinem täglichen Videoblog überraschend.
Drei mental und körperlich herausfordernde Wochen hat der deutsche Hochseesegler bei der Vendée Globe mittlerweile in den Knochen. Das hinterlässt Spuren. Nach einer strapaziösen Nacht sprach er am Mittwoch sogar von einem „mentalen Tiefpunkt“, den der Hamburger Skipper auf seiner „Malizia-Seaexplorer“ am Morgen erlebt habe.
Boris Herrmann läuft bei der Vendée Globe den Erwartungen hinterher
Nicht nur die schlechten Windverhältnisse machten Boris Herrmann erneut zu schaffen, auch ein kaputtes Segel bereitete ihm Sorgen, denn unter diesen schwierigen Bedingungen sollte man kein gerissenes Segel reparieren. Seine wochenlangen Schlafprobleme erwähnte der Familienvater dabei fast nur beiläufig.
„Der Wind hat sich gegen uns gedreht“, lautete sein ernüchterndes Fazit. Über sein äußeres Erscheinungsbild machte er sich dann eher lustig. „Ich sehe verrückt aus“, sagte Boris Herrmann etwas verunsichert und fährt sich dabei durch seine zerzausten Haare. Dann wandte er sich dem Inneren seines Segelbootes zu, in dem seiner Meinung nach das reinste Chaos herrsche.
Boris Herrmann will aber den Kopf nicht in den Sand stecken und gelobte Besserung. Immerhin konnte er mit einer gelungenen Werkzeugaktion in „MacGyver“-Manier neuen Mut schöpfen. Um eine dringend notwendige Reparatur am Folienschacht durchführen zu können, baute er eine selbst konstruierte lange Greifzange.
Vendée Globe: Boris Herrmann kämpft weiterhin mit Schlafproblemen
Der Mitfavorit Boris Herrmann ist mit seinem aktuell elften Platz und rund 1350 Seemeilen Rückstand (Stand Donnerstagmorgen) auf die führenden Franzosen Charlie Dalin und Sebastien Simon nicht wirklich zufrieden. „Es ist rau an Bord. Wenn ich mal 45 Minuten schlafe, ist das schon gut“, erzählte er.
„Es ist schwer aufzuholen“, sagte Boris Herrmann, hofft aber natürlich weiter: „Bei der letzten Vendée gab es auch Überraschungen und wir konnte viele Meilen zurückgewinnen.“
Boris Herrmann gibt bei der Vendée Globe nicht auf
Damals wurde der Familienvater aus Hamburg Fünfter und hätte ohne den Crash mit einem Fischerboot kurz vor dem Ziel wohl noch mehr erreichen können. Um noch in ähnliche Sphären vordringen zu können, wird er bei der zehnten Ausgabe des spektakulären Rennens viele richtige Entscheidungen treffen und auch etwas Glück haben müssen.
Näherndes Tiefdruckgebiet bereitet Boris Herrmann bei Vendée Globe keine Probleme
„Wenn man 24/7 über das Rennen nachdenkt, ist es sehr ermüdend“, berichtete Boris Herrmann: „Ich höre Audiobooks und habe Kontakt mit der Familie und Freunden. Ich versuche auch zu lernen, es zu genießen trotz schwieriger Bedingungen.“
Das sich nähernde Tiefdruckgebiet, das orkanartige Winde mit sich bringen werde, sorgte den Skipper nicht. „Insgesamt sehe ich bis Australien nichts, was mir Sorgen macht“, sagte Herrmann. (mbr/sid)