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„Tagesthemen“-ModeratorinAbschied nach 16 Jahren – Caren Miosga zieht weiter

Lesezeit 4 Minuten
Moderatorin Caren Miosga reagiert im Tagesthemen-Studio.

Moderatorin Caren Miosga reagiert im Tagesthemen-Studio. (Archivbild)

Nach 16 Jahren verlässt Caren Miosga die „Tagesthemen“. Im dpa-Interview erinnert sie sich an ihre Zeit – und skurrile Momente.

„Es gab wenig Situationen im Studio, in denen ich mich vor Lachen kaum noch halten konnte. Diese gehörte dazu.“ Caren Miosga spricht im Interview der Deutschen Presse-Agentur von einem der lustigsten Studio-Momente in ihrer 16-jährigen Zeit als Moderatorin bei den „Tagesthemen“.

Anfang 2022 verwechselte der damals scheidende Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, Miosga mit der ZDF-Moderatorin Marietta Slomka vom „heute journal“ und sprach sie in den „Tagesthemen“ mit den Worten an: „Guten Abend Frau Slomka“.

Miosga erwiderte: „Miosga heiße ich. Hallo, Herr Ischinger, macht nichts.“ In der Folge kam es noch zweimal zu der Namensverwechslung. Miosga sagt im dpa-Gespräch: „Der arme Herr Ischinger hat sich wirklich bis zum Schluss des Interviews im ZDF gewähnt.“

Moderatorin Caren Miosga 2022 beim Interview mit Wolfgang Ischinger.

Moderatorin Caren Miosga 2022 beim Interview mit Wolfgang Ischinger.

Caren Miosga: 16 Jahre war sie bei den „Tagesthemen“

Caren Miosga verlässt die „Tagesthemen“, die am NDR-Standort Hamburg für die ARD produziert werden. Am 5. Oktober moderiert sie die Sendung zum letzten Mal. Sie war so lange Moderatorin wie niemand vor ihr, überholte sogar Ulrich Wickert. 16 Jahre lang prägte sie eine der wichtigsten ARD-Sendungen, die täglich von Millionen Zuschauern gesehen wird.

Miosga wechselte sich ab mit Ingo Zamperoni und Aline Abboud. Wird sie auf der Straße angesprochen? „Das kommt schon mal vor. Aber die meisten sind freundlich. Hässliche Kommentare erhalte ich zum Glück nur online“, sagt Miosga im dpa-Interview.

Die TV-Journalistin steht für eine neue Generation von „Tagesthemen“-Moderatoren. In den vergangenen Jahren konnte man sehen, dass die Sendung immer wieder punktuell Unerwartetes einfließen ließ. Sonst folgen die Nachrichtensendungen „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ - das ist so gewollt - einem klaren, wiederkehrenden und formalen Ablauf.

Auf dem Tisch stehen – die Perspektive wechseln

Im Jahr 2014 wagte sich Miosga vor laufender Kamera auf unkonventionelle Weise auf den Moderationstisch, um eine besondere Hommage an den verstorbenen Hollywood-Schauspieler Robin Williams zu zollen.

Diese Geste war eine Anspielung auf seine berühmteste Rolle in „Der Club der toten Dichter“ von 1989, in der er als Lehrer seine Schüler dazu ermutigte, frei zu denken. In einer ikonischen Szene des Films stand er ebenfalls auf einem Tisch. Rückblickend erklärte Miosga diese Handlung wie folgt: „Das war eine ernst gemeinte Geste, da auch wir Fernsehmenschen gut daran tun, manchmal die Perspektive zu wechseln.“

Caren Miosga 2014 auf dem Moderatorentisch in Erinnerung an den verstorbenen Schauspieler Robin Williams.

Caren Miosga 2014 auf dem Moderatorentisch in Erinnerung an den verstorbenen Schauspieler Robin Williams.

Unlängst sagte der Zweite Chefredakteur von ARD-aktuell („Tagesschau“, „Tagesthemen“), Helge Fuhst: „Caren Miosga weiß mit ihren Worten und Blicken die Aufmerksamkeit auf das Wichtige zu lenken. Das waren immer wieder auch überraschende Themen und Perspektiven - oder Orte, wie die von Caren Miosga moderierten ‚Tagesthemen‘ aus der Ukraine oder Türkei.“

Für ihre Live-Berichterstattung aus der ukrainischen Hauptstadt wurden die ARD-„Tagesthemen“ vor wenigen Tagen mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Miosga betonte in diesem Zusammenhang, dass es für sie zu den beeindruckendsten Erlebnissen gehöre, persönlich zu sehen, wie die Ukrainerinnen und Ukrainer tagtäglich dem Terror standhalten.

Caren Miosga zeigt sich nahbar

Die im niedersächsischen Peine geborene Journalistin zeigt sich in den sozialen Medien außerhalb der Nachrichtensendung von ihrer persönlichen Seite. Auf Instagram gewährt sie Einblicke in ihr Leben und ihren Berufsalltag, sei es in der Maske, auf Reisen oder mit der ehemaligen „Tagesschau“-Kollegin Linda Zervakis.

Miosga gehörte auch zu den Prominenten, die im Frühjahr an einer PR-Aktion zum Erscheinen des Buches „Noch wach?“ des Bestsellerautors Benjamin von Stuckrad-Barre teilnahmen. Der Autor veröffentlichte auf seinem Instagram-Account Clips, in denen die Prominenten Kapitelüberschriften aus seinem Werk vorlasen, das im Vorfeld als Schlüsselroman über das Medienhaus Axel Springer („Bild“) gehandelt wurde.

Caren Miosga tritt Erbe von Anne Will an

Miosga wird dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen treu bleiben. Sie löst die Kölnerin Anne Will als Moderatorin der politischen Talkshow im Ersten ab. Über die Nachfolge war bereits im Mai spekuliert worden. Der Sendeplatz am Sonntagabend nach dem Quoten-Dauerbrenner „Tatort“ gehört zu den begehrtesten im deutschen Fernsehen.

Miosga tritt bereits zum zweiten Mal die Nachfolge der 57-jährigen Will an, denn einst war auch sie „Tagesthemen“-Moderatorin. Vor einigen Monaten wurde der vorläufige Arbeitstitel der Sendung bekannt gegeben: „Miosga“.

Die 54-Jährige startet in einer Zeit, in der die Kritik an deutschen TV-Polit-Talks wieder lauter wird. Immer die gleichen Gäste, zu sehr in der eigenen medialen Politikblase gefangen, die Sendungen zu ähnlich – das wird wieder diskutiert.

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl treibt derzeit eine Überarbeitung des Talk-Konzepts in der ARD voran. Der Gesamtplan und die Details sind noch nicht bekannt. Miosga wird sicherlich auch daran gemessen werden, ob es ihr gelingt, ein eigenes Profil innerhalb der Talkrunden zu entwickeln. (jag/dpa)