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Hohe ImpfquotenWie Länder wie Portugal und Italien in der vierten Welle dastehen

Lesezeit 4 Minuten
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Die Impfquote in Portugal liegt bei mehr als 85 Prozent.

  1. Im europaweiten Vergleich der Impfquoten liegt Deutschland relativ abgeschlagen im Mittelfeld.
  2. Die Fallzahlen steigen deutlich an, die Politik sucht nach Auswegen.
  3. Andere Länder sind bei den Impfungen schon weiter. Und Corona scheint dort – zumindest gerade – weit weg.

Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und beschert den Menschen in Lissabon an diesem Novembertag Temperaturen um die 20 Grad. Passanten flanieren am Fluss entlang oder sitzen in der Stadt in Straßencafés und Restaurants. In der portugiesischen Hauptstadt und auch dem Rest des Landes scheinen die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen derzeit relativ weit weg zu sein. „Ich fühle mich im meinem Alltag aktuell nicht wirklich eingeschränkt“, schildert T. M. Figge die Lage am Telefon. Sie ist Lehrerin aus Köln und macht in Portugal ein Sabbatical. Restaurants und Bars seien frei zugänglich ohne Vorlage eines Nachweises, das Tragen einer Maske sei freiwillig, außer an öffentlichen Orten, an denen viele Menschen auf einmal zusammentreffen, und in Bussen und Bahnen. Trotzdem sehe Figge auf der Straße nach wie vor viele Menschen, die einen Mund-Nase-Schutz tragen. Viele Portugiesen und Portugiesinnen würden die Vorgaben der Regierung akzeptieren und der Impfempfehlung folgen, sagt Figge.

Das spiegelt sich auch in den derzeitigen Zahlen wieder: 87,6 Prozent der Bevölkerung in Portugal sind nach Angaben der portugiesischen Zeitung Público vollständig geimpft, Platz 3 der Welt hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuba. Eine Impfpflicht gibt es dort nicht. Ganz ähnlich sieht es im Nachbarland Spanien aus, das eine Impfquote von 80,17 Prozent (Stand 14. November) hat. In Italien sind immerhin 72,62 Prozent vollständig geimpft. Wieso genau die Impfquoten in diesen Ländern so hoch sind, ist unklar. Experten vermuten, dass die schlimmen Erfahrungen aus vorhergegangenen Wellen und eine hohe Solidarität mit vulnerablen Gruppen dazu beitragen, dass sich verhältnismäßig viele Menschen impfen lassen. Und auch wenn sowohl in Portugal als auch in Spanien aktuell die Coronazahlen wieder steigen, ist der Anstieg bei weitem nicht so groß wie etwa in Deutschland: In Portugal liegt die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit bei knapp 100, vor einem Monat wurde sie mit etwa 40 angegeben.

Ähnlich wie in Lissabon spielt sich das Leben aktuell auch in Turin ab. „Im Vergleich zu vor einem Jahr war die Lage hier bis vor einigen Tagen sehr entspannt“, sagt Katrin Guderjahn, die dort mit ihrer Familie lebt und beim ansässigen Goethe Institut arbeitet. Die Menschen dort hätten sich mit den aktuell geltenden Regeln gut arrangiert: In Supermärkten und im öffentlichen Nahverkehr gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln, der morgendliche Frühstücksbesuch von Bars und Restaurants ist, wenn man sich hinsetzen möchte, nur mit Green Pass, also Impf- oder Genesennachweis möglich. Ebenso müssen Arbeitgeber jeden Morgen ihre Mitarbeiter auf einen der beiden Status kontrollieren. „Gerade kippt allerdings ein bisschen die Stimmung aufgrund der steigenden Zahlen“, so Guderjahn. „Die Menschen sind besorgter.“ Seit Anfang der Woche verbucht das Land täglich rund 7500 neue Coronafälle. Ein Anstieg, der im Vergleich zu früheren Infektionswellen aber deutlich geringer ausfällt.

Alles zum Thema Christian Drosten

Rapide steigende Zahlen in Deutschland

In deutschen Städten ist das Bild derzeit ein ganz anderes: Die Corona-Zahlen steigen deutlich rapider. Bundesweit lag der Inzidenzwert Anfang der Woche das erste Mal seit Pandemiebeginn über 300. Stand Mitte der Woche haben sich innerhalb einer Woche bundesweit 319,5 Menschen bezogen auf 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus infiziert. Erste Intensivstationen mussten wegen Überlastung schließen oder stehen kurz davor. Diskussionen drehen sich um die Frage, ob es sich nun um eine Pandemie der Ungeimpften handelt. Virologen sprechen sich für Kontaktreduzierungen und andere Einschränkungen aus, die Politik sucht nach Wegen, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen.

Fest steht, dass Deutschland bei den Impfungen der Gesamtbevölkerung im Vergleich zu anderen Ländern, die derzeit in einer nicht so misslichen Lage sind, weiter hinterherhinkt: Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit sind aktuell bundesweit 56,3 Millionen Menschen und damit 67,7 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Weiterhin haben 58,4 Mio. Personen (70,2 Prozent) mindestens eine Impfdosis erhalten. Unter den einzelnen Bundesländern kommt lediglich Bremen auf eine Impfquote von über 80 Prozent. Schlusslicht ist Sachsen mit 59,6 Prozent, Nordrhein-Westfalen liegt dazwischen auf dem fünften Platz und verbucht eine Impfquote von 74,4 Prozent.

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Während in Deutschland die Impfungen nur langsam vorankommen, sieht der Berliner Virologe Christian Drosten südwesteuropäische Länder wie etwa Portugal und Spanien auf einem sehr guten Weg, die Pandemie hinter sich zu lassen. „Wir haben dann demnächst im Frühjahr oder im Sommer den Eindruck, einige Länder haben es geschafft, die sind jetzt durch und in der endemischen Phase“, sagte der Corona-Experte im Corona-Update-Podcast des NDR. Diese Länder würden wahrscheinlich auch im Winter im nächsten Jahr keine größeren Probleme mehr bekommen, so Drosten.

Deutschland hingegen werde dann aller Voraussicht nach die Pandemie noch nicht hinter sich lassen können. Dafür seien die Impflücken in Deutschland nach wie vor zu groß und müssten dringend geschlossen werden. „Wir sind in einer ziemlich schlechten Situation.“

Der Winter kommt. Und er könnte, wie bereits der letzte, lang und schwierig werden. Die Möglichkeiten sich impfen zu lassen sind jedenfalls da.