Donald Trump verkündet weitere Personalentscheidungen. Die jüngste sorgt in Deutschland schnell für Wirbel.
„Ein eigennütziger Extremist“Drosten-Gegner und Streeck-Fan – Trump will Corona-Kritiker als Forschungschef
Donald Trump treibt die Vorbereitungen für seine kommende Präsidentschaft weiter mit großen Schritten voran. Nun hat der designierte US-Präsident weitere Personalentscheidungen verkündet. Im Fokus stand dabei zuletzt Trumps Mann für die geplanten hohen Zölle auf ausländische Produkte, Jamieson Greer. Der Jurist soll der neue US-Handelsbeauftragte werden.
„Jamieson spielte während meiner ersten Amtszeit eine Schlüsselrolle bei der Einführung von Zöllen gegen China und andere Länder, um unfaire Handelspraktiken zu bekämpfen“, schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. Zuvor hatte der kommende US-Präsident mit Zolldrohungen gegen China, Mexiko und Kanada internationale Besorgnis ausgelöst, nun soll Greer das Vorhaben offenbar umsetzen.
Jay Bhattacharya soll Gesundheitsinstitut leiten
Neben dem neuen Handelsbeauftragten besetzte Trump am Mittwoch aber auch zwei weitere Posten im US-Gesundheitsministerium, das in Zukunft von Robert F. Kennedy geleitet werden soll. Jim O'Neill soll die Rolle als Vize-Gesundheitsminister übernehmen. Jay Bhattacharya soll unterdessen das Nationale Gesundheitsinstitut (NIH) leiten, verkündete Trump. Das NIH gilt als wichtigste Behörde für biomedizinische Forschung in den USA.
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Bhattacharya dürfte vielen Corona-Experten aus Deutschland nicht unbekannt sein. Während der Pandemie hatte der Gesundheitspolitik-Professor der US-Elite-Universität Stanford sich immer wieder vehement gegen Lockdowns als Maßnahme zur Eindämmung des Corona-Virus ausgesprochen. Besonders scharf kritisierte Bhattacharya dabei den deutschen Virologen und damaligen Regierungsberater Christian Drosten.
Donald Trump nominiert Autor von „Great-Barrington-Erklärung“
Nachdem Bhattacharya mit anderen Wissenschaftlern die „Great-Barrington-Erklärung“ veröffentlicht hatte, in der die Autoren sich gegen die meisten Schutzmaßnahmen ausgesprochen hatten, hatte Drosten die Verfasser als „Gruppe von Pseudoexperten“ bezeichnet.
US-Professor Bhattacharya wehrte sich daraufhin damals. „Drosten fehlt die Expertise, um über die Reaktion eines Landes auf COVID zu entscheiden“, schrieb Bhattacharya bei Twitter (mittlerweile X). „Es ist eine Schande für die deutsche Bevölkerung, dass die deutschen Behörden ihm so viel Macht eingeräumt haben“, fand der baldige Behördenchef damals scharfe Worte.
Jay Bhattacharya als Kritiker von Christian Drosten bekannt
In einem Interview mit der „Welt“ bezeichnete der umstrittene Wissenschaftler Lockdowns als „größten Fehler in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit“. Drosten lobte Battacharya dabei als „fantastischen Virologen“, kritisierte Einschränkungen wie Lockdowns jedoch als „unglaublich ungleiche Politik“, die vor allem für „Arme, Schwache, Arbeiter und Kinder“ nachteilig gewesen sei.
Drosten reagierte am Mittwoch indirekt auf die Nominierung seines Kritikers. „Wissen Sie, es gibt so manche, die sich damals mit groben Fehleinschätzungen positioniert haben und es später nicht fertigbrachten, sich zu korrigieren. Das ist Psychologie. Diese Personalie ist Politik“, antwortete der Virologe auf den Hinweis einer Journalistin bei der Plattform X zur Ernennung des US-Professors. „Es ist aber nicht so, dass mich das irgendwie betrifft, falls Sie das hoffen“, fügte Drosten an.
Christian Drosten reagiert bei X auf Trumps Auswahl
Auch einen kritischen Beitrag des britischen Mediziners Neil Stone verbreitete der Virologe am Mittwoch bei X. Bhattacharya habe bereits zu Beginn der Pandemie „selbstgefällig von ‚gezieltem Schutz‘ gesprochen“, während Menschen gestorben und Intensivstationen überlastet gewesen seien.
Zu diesem Zeitpunkt habe es kaum Informationen über das Virus und auch noch keinen Impfstoff gegeben, erklärte der Experte für Infektionskrankheiten. Bhattacharya habe nicht mehr gewusst als alle anderen. „Ich erinnere mich, und ich werde nicht zulassen, dass er die Geschichte umschreibt“, fügte Stone an. Drosten stimmte dieser Kritik augenscheinlich zu.
Robert F. Kennedy: Impfgegner soll Gesundheitsminister werden
Bhattacharya ist die zweite kontroverse Personalentscheidung im Gesundheitswesen von Trump. Auch der designierte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy hatte bei vielen Experten für kritische Reaktionen gesorgt.
Der Neffe des ermordeten ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy fällt seit Jahrzehnten mit Verschwörungstheorien auf. Die „New York Times“ widmete Kennedy zuletzt deshalb sogar einen Artikel, in dem die sieben „bemerkenswertesten Unwahrheiten“, die von Kennedy verbreitet werden, aufgelistet werden.
Jay Bhattacharya lobt Buch von Hendrik Streeck
Bei Gesundheitsexperten stößt Kennedy vor allem mit seiner Ablehnung von Impfungen auf Kritik. Trump stört das alles jedoch nicht. Gemeinsamen würden Battacharya und „RFK Jr.“ das Gesundheitsinstitut wieder zum „Goldstandard in der medizinischen Forschung machen“, versprach Trump bei Truth Social. Bhattacharya reagierte derweil bei X auf die Nominierung – und kündigte Reformen im Gesundheitswesen an, um „Amerika wieder gesund zu machen!“
Bhattacharya nutzt die Social-Media-Plattform aktiv – und Deutschland und die hiesigen Virologen spielen dort auch in der Gegenwart gelegentlich eine Rolle. Noch im September empfahl der US-Professor bei X ein Buch des Bonner Virologen Hendrik Streeck, das die „katastrophale, unwissenschaftliche Politik“ beschreibe, die Deutschland „auf Anraten“ von Drosten verfolgt habe, fand der US-Professor erneut harte Worte.
Harsche Kritik an Bhattacharya: „Ein eigennütziger Extremist“
Harsche Kritik gab es nun allerdings auch nach Bhattacharyas Nominierung reichlich zu hören. Einige Virologinnen und Virologen zeigten sich entsetzt über Trumps Auswahl, darunter auch die amerikanische Virologin Angela Rasmussen.
„Bhattacharya ist ein eigennütziger Extremist, der den Impfgegnern Rückendeckung gibt und eine Politik fördert, die Menschen töten wird“, schrieb sie bei X. „Er wird die amerikanische Gesundheit, Innovation und Wissenschaft um eine Generation zurückwerfen.“ Bhattacharya sei nicht dafür da, um das nationale Gesundheitsinstitut zu reformieren, sondern „um es zu zerstören“, so Rasmussens Fazit.