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Papstwahl mit AugenzwinkernWahlhilfe für das Konklave: „Kardinal-O-Mat“ ist online

Lesezeit 3 Minuten
Einer der Gläubigen, die anlässlich des Todes von Papst Franziskus nach Rom gereist sind, macht mit dem Handy ein Foto des Petersdoms.

Wahlhilfe zum Konklave per Handy? Zwei Männer haben einen Wahl-O-Mat für die Papstwahl entwickelt – mit reichlich Ironie.

Im Netz gibt es zwei Tools, die einen Überblick über die Positionen der Papst-Anwärter geben. Die Macher gingen ohne viel Ernst ans Werk.

Den neuen Papst wählen, das dürfen nur 135 Männer. Sich Gedanken darüber machen, wen man selbst gerne auf dem Papststuhl sähe, das kann jede und jeder. Helfen kann dabei ein „Kardinal-O-Mat“. Angelehnt an den „Wahl-O-Mat“, der sich inzwischen bei Landtags- und Bundestagswahlen zur Meinungsbildung etabliert hat, können beim Kardinal-O-Mat eigene Überzeugungen mit den Haltungen verschiedener Kardinäle abgeglichen werden.

Die Nutzer können dazu einer These wie etwa „Geschiedene und Wiederverheiratete sollten in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden“ zustimmen, sie ablehnen, überspringen oder sich neutral dazu verhalten. Zum Schluss wird die eigene Haltung mit den Positionen der Kardinäle abgeglichen - und nach Grad der Übereinstimmung aufgeschlüsselt.

Student arbeitete nachts an dem Online-Tool

Der Student Luca Naudszus aus Zürich hat die Seite kardinalomat.de programmiert. Die Idee dazu kam ihm schon während der Krankheit von Papst Franziskus, sagte er auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es habe den jungen Katholiken interessiert, wer als „papabili“ - also als mögliche Kandidaten für die Nachfolge von Franziskus - gehandelt werden.

Deshalb habe er nach Infos zu den Kardinälen gesucht. Frühzeitig habe er sich die Domain gesichert und seine Idee umgesetzt, obwohl gerade seine Masterarbeit in Neurowissenschaft in den allerletzten Zügen ist. „Für kardinalomat.de habe ich deshalb nachts gearbeitet“, schmunzelt der 26-Jährige.

„Kardinal-O-Mat“ als „kleiner Gag“

Die gleiche Idee hatte auch jemand anderes: Der niedersächsische Webentwickler Tim Kneisel registrierte die Seite kardinal-o-mat.de. Das berichtet das Portal „Kirche und Leben“. Er sagte dem Medium aus Münster auf Anfrage, sein Kardinal-O-Mat sei ein „kleiner Gag“ für Freunde gewesen. Er selbst sei Atheist und habe „von keinem einzigen dieser Kardinäle“ vorher je gehört.

Beide Anwendungen nutzen als Informationsquelle die Internetseite „College of Cardinals Report“. Sie geht auf eine Initiative der konservativen US-Verlagsgesellschaft Sophia Institute Press zurück, die dem Pontifikat von Franziskus äußerst kritisch gegenüber steht und zwar nicht nur, wenn es um eine Öffnung der Kirche gegenüber sexuellen Minderheiten geht. Die Seite bündelt viele Informationen zum aktuellen Kardinalskollegium, übersichtlich sortierbar etwa nach Alter oder Herkunft.

Progressive Themen werden abgefragt

Auffällig ist, für welche Themen die Seite die Haltung verschiedener Kardinäle vergleicht: Frauendiakonat, Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, Zölibat, „Alte Messe“, Geheimabkommen des Vatikans mit China, Synodale Kirche, Betonung des Themas Klimawandel, die Enzyklika Humanae Vitae samt dem „Pillenverbot“, Kommunion für geschiedene und wiederverheiratete Katholiken sowie - erstaunlicherweise - das deutsche Reformprojekt Synodaler Weg. Der Umgang mit dem Thema sexueller Missbrauch beispielsweise fehlt hingegen.

Luca Naudszus sagt, er habe viele der Fakten auf der Seite an anderer Stelle überprüft. „Aber natürlich merkt man, dass die Seite aus der traditionalistischen Ecke kommt.“ Er hat in seinem Kardinal-O-Mat zwei Themen noch ergänzt, Kirchenschließungen und Impfempfehlungen während der Corona-Pandemie sowie den Dialog mit dem Islam.

Ob die drei deutschen Kardinäle schon durchgeklickt haben?

Die Macher des „College of Cardinals Report“ nennen auf Basis ihrer Kriterien 22 - vornehmlich konservative - Kandidaten für das Papstamt. Während kardinal-o-mat.de es genau bei diesen Papabili belässt, hat Luca Naudszus für seine Anwendung weiter recherchiert. „Deren Auswahl der Kardinäle ist problematisch.“ Er hat deshalb noch etwa zwei Dutzend andere Kardinäle ergänzt. Weitere sollen noch dazu kommen.

Beide Macher sehen ihre Kardinal-O-Maten mit Humor. Kneisel stellt seiner Anwendung folgenden Hinweis voran: „Der Kardinal-O-Mat ist keine Wahlempfehlung. Die Chancen stehen ohnehin nicht sehr gut, dass Sie wahlberechtigt sind.“ Und Naudszus schreibt zu Beginn: „Der Kardinal-O-Mat ist zwar keine Wahlempfehlung, aber empfiehl ihn gerne allen Kardinälen, die Du kennst ;)“. Ob sich die deutschen Teilnehmer am Konklave - die Kardinäle Rainer Maria Woelki, Reinhard Marx und Gerhard Ludwig Müller - schon durch kardinalomat.de geklickt haben, weiß Luca Naudszus nicht. (kna)