Homosexuelle Paare dürfen ab sofort von katholischen Geistlichen gesegnet werden. Queere Vereine aus Köln sehen das mit gemischten Gefühlen.
Queere Vereine aus Köln zum Vatikan„Wenn der Papst sagt, das ist okay, dann ist das auch okay“
Hugo Winkels ist glücklich über die Grundsatzerklärung, die der Vatikan am Montag veröffentlichte. Für das Vorstandsmitglied von Cologne Pride, einem Kölner Verein, der sich seit 1991 für die Rechte von queeren Menschen einsetzt und den CSD in der Stadt veranstaltet, ist sie „ein erster und ganz wichtiger Schritt, ein Meilenstein“.
Ab sofort dürfen homosexuelle (und unverheiratete) Paare von katholischen Geistlichen gesegnet werden. Bislang war das nur in kirchenrechtlichen Grauzonen möglich, zumal sie vom Vatikan 2021 untersagt wurden. Ein Pfarrer im Erzbistum Köln wurde deshalb in diesem Sommer abgemahnt.
„Wir dürfen nicht aufhören, für unsere Rechte zu kämpfen“
Im kommenden Sommer will Winkels selbst heiraten. Vor der Erklärung des Vatikans, vor allem weil es dann noch komplizierter war, hätte er das auch ohne Segnung gemacht. Nun will er sich trotzdem segnen lassen, auch um ein Zeichen zu setzen.
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Er glaubt, dass sie langfristig zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz für queere Menschen führen könnte. Gerade bei Älteren und konservativ eingestellten Menschen, bei denen die Kirche noch eine große Rolle spielt. „Die denken sich dann: ‚Wenn der Papst sagt, das ist okay, dann ist das auch okay‘“, ist sich Winkels sicher.
Die Grundsatzerklärung deutet Winkels grundsätzlich als Fortschritt bei der Kirche, wenn auch einen langsamen. Denn es gibt zwei Wermutstropfen bei der Erklärung des Vatikans: Die Segnung homosexueller Paare darf nicht einer Eheschließung gleichgestellt werden, außerdem darf das nicht während eines Gottesdienstes geschehen.
Hugo Winkels will nun abwarten, wie die Kirche diese Segnungen leben wird. Auch im konservativen Erzbistum Köln. Er wäre nicht überrascht, wenn sie nur in „irgendeiner Ecke stattfinden“ dürfen. Für Winkels ist klar: „Wir dürfen nicht aufhören, für unsere Rechte zu kämpfen“. Er hofft, zukünftig auch mal eine queere Eheschließung in der Kirche miterleben zu dürfen.
Grundsatzerklärung aus menschlicher Perspektive „nicht ausreichend und diskriminierend“
Jürgen Piger, geschäftsführender Vorstand von Anyway, einem Verein aus Köln, der unter anderem Beratung für queere Jugendliche anbietet, ist von den Einschränkungen der Grundsatzerklärung wenig angetan. Auch wenn der Vatikan grundsätzlich mit ihr ein wichtiges Signal sende. „Von menschlicher Perspektive aus betrachtet, ist es natürlich bei Weitem nicht ausreichend und diskriminierend“, sagt Piger.
Er geht davon aus, dass sich mit der Erklärung des Vatikans wenig für queere Paare ändern wird, „da die katholische Lehre weiterhin die Ehe als Bund zwischen Mann und Frau definiert“. Und ein Segen sei in der katholischen Kirche nichts Besonderes, weil auch normale Alltagsgegenstände wie Autos gesegnet werden können.
Optimistischer schaut derweil Frank Brauer, Mitglied des Vorstands vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) NRW, mit Sitz in Köln, auf die Grundsatzerklärung und die dazugehörigen Einschränkungen. „Wir sind es gewohnt, dass unsere Meilensteine nicht groß sind“. Es sei davon auszugehen, dass es sich verbessert. Die Entscheidung des Papstes mache die Forderung nach einer kirchlichen Trauung nicht still, queere Katholiken werden weiter Druck machen, ist sich Brauer sicher.
Er glaubt, dass es an der „eigenartigen Langsamkeit der Kirche“ liege, dass noch keine Trauung wie zwischen Männern und Frauen möglich ist. Die Grundsatzerklärung kann aber den Weg zur Gleichstellung weisen. „Es sind aber Schritte, die eine gewisse Verankerung mit sich bringen“, sagt Brauer. Der nächste werde dann vielleicht in der kirchlichen Ehe münden. (rxa)