160 Einwohner wurden evakuiert und mussten in Turnhallen übernachten. Der Brand in Jüterbog bei Berlin ist derweil wieder aufgeflammt.
Katastrophenfall in Mecklenburg-Vorpommern ausgerufenLage um Waldbrände im Nordosten weiter verschärft
Die Lage in den beiden großen Waldbrandgebieten im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns ist dank Windstille über Nacht zunächst stabil geblieben. Nun hat sie sich teilweise wieder verschärft.
Auf dem mit Weltkriegsmunition belasteten ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen waren am Dienstagvormittag mehrere Explosionen in der Nähe der geräumten Ortschaft Volzrade zu hören. Im zweiten großen Waldbrandgebiet bei Hagenow hat sich das Feuer nach Behördenangaben über Nacht von 35 auf 45 Hektar ausgedehnt.
Landrat Stefan Sternberg (SPD) rief einem Sprecher zufolge den Katastrophenfall für Lübtheen aus, berichtet unter anderem „Spiegel“.
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Mecklenburg-Vorpommern: Flammen erreichen Volzrade – Ortschaft evakuiert
Die Brände in dem nordöstlichen Bundesland hatten am späten Montagabend eine Ausdehnung von rund 100 Hektar bei Lübtheen und 35 Hektar bei Hagenow erreicht.
Das Feuer in Hagenow bereitet den Behörden bisher weniger Sorgen, wie es hieß. Am Dienstag rückte die Bundeswehr dort mit einem Panzer an, um Brandschutzschneisen zu verbreitern. Das Feuer nahe Lübtheen rückte inzwischen weiter an den gefährdeten Ort Volzrade heran. Der Abstand des Feuers zu Volzrade habe sich von 700 bis 800 Meter am frühen Morgen im Laufe des Dienstags auf 500 Meter verringert, sagte der Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg. Die rund 160 Einwohner mussten die Nacht bei Freunden, Verwandten oder in der Turnhalle der Kleinstadt verbringen.
Wie lange die Evakuierung in dem Ort bestehen bleibe, werde am Morgen entschieden, sagte Landrat Stefan Sternberg (SPD) in der Nacht in einem Video auf der Facebook-Seite des Landkreises. Sternbergs Angaben zufolge waren auch Löschhubschrauber sowie für Hagenow ein Räumpanzer angefordert worden.
Nach Worten des Landkreissprechers sind viele Feuerwehrkräfte vor dem Ort, um zu löschen, falls der Wind wieder auffrischen und die Flammen weiter in Richtung Ort treiben sollte. Auf Bildern war zudem zu sehen, wie Rauch durch die Ortschaft zog und der wenige Meter von den Häusern entfernte Waldrand mit spezieller Bewässerungstechnik bespritzt wurde.
Derweil widersprach die Luftwaffe Berichten, wonach die seit Montag laufende Großübung „Air Defender 2023“ Löscharbeiten mit Hubschraubern in Mecklenburg-Vorpommern behindert hat. Ein Sprecher verwies am Dienstag auf zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, die für das Gebiet des Waldbrandes auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen gelten.
Polizei warnt in Mecklenburg-Vorpommern vor Explosionsgefahr
Die beiden Brände waren auf ehemaligen Militärgelände am Montagnachmittag in kurzer Folge ausgebrochen und hatten sich, begünstigt von böigem Wind, rasch ausgebreitet. Beide Bereiche sind munitionsbelastet. Die Polizei warnte vor dem Betreten der Waldgebiete aufgrund der Munitionsbelastung und der sich daraus ergebenden Explosionsgefahr. Zudem forderte sie dazu auf, Wege für Einsatzfahrzeuge unbedingt freizuhalten und nicht zu blockieren.
Am Dienstagmorgen machte sich Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in Lübtheen ein Bild von der Lage. Die SPD-Politikerin zeigte sich bedrückt von dem Großfeuer und lobte die Einsatzkräfte für ihre Arbeit. Die Löscharbeiten seien ein gewaltiger Kraftakt, sagte sie. „Alles läuft Hand in Hand.“
Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen hatte bereits 2019 der bis dahin größte Waldbrand in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns auf fast 1000 Hektar gewütet. Der Truppenübungsplatz in der Lübtheener Heide war bis zum Sommer 2013 für die Bundeswehr ein Übungsgelände, seit 2015 gilt das Gebiet als Naturschutzgebiet.
Mecklenburg-Vorpommern: Zwei weitere Waldbrände in Ludwigslust-Parchim und Südwesten
Ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern kommt es am Dienstag zu zwei weiteren Waldbränden: Im Landkreis Ludwigslust-Parchim im Südwesten Mecklenburgs sind die Feuerwehrleute im Einsatz. Die Feuer brachen am Montagabend auf etwa einem Hektar Waldfläche nahe Crivitz und am Dienstagfrüh in einem Waldstück auf rund 6000 Quadratmetern nahe Boizenburg aus, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte.
Beide Brände seien bereits unter Kontrolle. Wegen der Löscharbeiten in der gesamten Region Ludwigslust-Parchim, wo es derzeit die zwei großen Brände bei Lübtheen und nahe Hagenow gibt, sei die Bundesstraße 321 komplett gesperrt.
Waldbrand an der Grenze zwischen Bayern und Thüringen ausgebrochen
Auch in anderen Regionen Deutschlands kämpften Feuerwehrleute am Dienstag gegen die Flammen in Waldbrandgebieten. An der Grenze von Bayern und Thüringen gerieten am Dienstag mehrere Hektar eines Waldgebiets in Brand. Wie groß genau die betroffene Fläche ist, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Das Feuer habe aber „anscheinend ein recht großes Ausmaß“. Meldungen über Verletzte lagen zunächst nicht vor. Die Feuerwehr war am Nachmittag mit Löscharbeiten beschäftigt.
Ein am Montag in Hessen ausgebrochener Waldbrand soll nach Angaben des Hochtaunuskreises nun „kontrolliert abbrennen“. Mittlerweile seien rund vier Hektar Land von dem Feuer betroffen, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Rund 200 Einsatzkräfte der Feuerwehr seien seit 7.00 Uhr morgens wieder vor Ort gewesen in dem unwegsamen Gelände.
Seit Montag hatten vier Feuerwehrleute leichte Rauchvergiftungen erlitten, außerdem wurde einer der Feuerwehrleute wegen eines leichten Kreislaufkollapses medizinisch behandelt. Das Feuer war am Montagnachmittag nordwestlich von Frankfurt an dem Berg Altkönig ausgebrochen.
Feuer in Jüterbog bei Berlin ist wieder aufgeflammt
Das Feuer im Waldbrandgebiet Jüterbog südlich von Berlin ist am Montagabend indes erneut aufgeflammt. Wie die Leiterin des Jüterboger Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstag sagte, brennen ungefähr zwei Hektar, die noch mehrere Hundert Meter von einem Schutzstreifen am Rande des Brandgebiets entfernt liegen. Erst wenn das Feuer auf die Schutzstreifen zulaufe, könne von dort aus gelöscht werden. Das Brandgebiet selbst können die Feuerwehrkräfte nicht betreten, weil auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz noch viel Munition im Boden steckt. Das Feuer in Jüterbog war Ende Mai erstmals ausgebrochen. Nachdem zwischenzeitlich eine Großschadenslage ausgerufen worden war, wurde diese am Sonntag wieder aufgehoben.
Der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt seit Tagen alarmierende rote bis dunkelrote Flecken auf der Deutschlandkarte. Besonders groß ist die Gefahr im Nordosten, wo an vielen Orten die höchste Warnstufe fünf gilt. (mab/dpa)