Getreide braucht jetzt im Frühjahr mehr Regen für die Kornbildung. Auf dem Rhein beeinträchtigt der niedrige Pegelstand die Schifffahrt.
„Ganze Frühjahrsaussaat betroffen“Landwirte in Rhein-Sieg befürchten Ernteeinbußen wegen Dürre

Demeter-Bauer Bernd Dornbusch zeigt auf seinem Feld Lupinenkeimlinge in trockener Erde.
Copyright: Sandra Ebert
Staubtrocken ist die Erde auf den Feldern, sie krümelt wortwörtlich vor sich hin. Wer im Auto auf der Landstraße fährt, merkt das auch, wenn Sand und Staub nur so über den Asphalt wirbeln. Laut deutschem Wetterdienst (DWD) war der März in Nordrhein-Westfalen der trockenste seit 1929. Und auch in naher Zukunft ist kein nennenswerter Regen in Sicht.
Das macht vielen Landwirten im Kreis Sorgen, denn die Frühjahrssaaten brauchen jetzt eigentlich Wasser, um zu keimen. Sie fürchten um ihre Ernte im Spätsommer. Auch Flüsse führen nur noch wenig Wasser, kleinere Gewässer fallen mitunter sogar trocken. Im Sommer ist das bei einigen Gewässern normal. Jetzt ist es dafür jedoch zu früh.
Trockenheit im Frühjahr: Bauer aus Hennef befürchtet Einbußen bei der Ernte
Bernd Dornbusch, der den Demeterhof Becker in Hennef-Dammbroich betreibt, macht sich jetzt schon Gedanken um seine Getreideernte. „Von der Trockenheit kann meine ganze Frühjahrsaussaat betroffen sein“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Es ist viel zu trocken auf dem Feld. Ich rechne mit starken Einbußen bei der Ernte, wenn es so weitergeht.“
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Bernd Dornbusch zeigt auf seinem Feld, wie trocken und krümelig der Boden inzwischen ist.
Copyright: Sandra Ebert
Das Problem: Die Frühjahrsaussaat aus März liege gerade mehr oder weniger offen und vor allem trocken in der oberen Krume. „Das Getreide müsste jetzt eigentlich in die Schussphase kommen, wo es nach oben wächst.“ Gebe es zu wenig Regen, werde sich auch weniger Korn ausbilden.
Das sei mit der Herbstsaat jetzt noch kein Problem, weil die Pflanzen mit ihren Wurzeln noch an tiefere Wasserschichten im Boden herankämen. „So ähnlich lief es auch vor zwei Jahren“, sagt Dornbusch. „Da hat es auch kaum geregnet und ungefähr die Hälfte der Ernte war weg.“ Das könne im schlimmsten Fall nun auch wieder passieren.
In großen Teilen von Rhein-Sieg herrscht aktuell die höchste Dürre-Stufe
Für andere Landwirte ist es noch zu früh, die Auswirkungen der Trockenheit zu beurteilen. So auch für Karl-Josef Engels vom Engelshof in Niederkassel-Rheidt, der Obst und Gemüse anbaut. „Da können wir noch nichts zu sagen, aber ich gehe davon aus, dass wir mit dem, was schon in der Erde ist und was noch gesät werden muss, zu kämpfen haben werden. Zumindest, wenn bis Ende es Monats kein vernünftiger Regen fällt.“ Auch der Winzer Bernd Blöser aus Königswinter will noch nicht über Probleme auf den Weinbergen spekulieren. „Wir haben allerdings auch Lehmböden, in denen sich Wasser besser speichert. Bei Kollegen mit Steinboden dürfte es mehr Probleme geben.“
Besonders deutlich zeigt sich die Trockenheit im Oberboden, also den oberen 25 Zentimetern. Auf den Übersichtskarten des Dürremonitors vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist die Trockenheit der vergangenen 30 Tage (Stand vom 5. April) vor allem im Westen und Nordwesten von Deutschland sehr hoch. Hier herrscht überwiegend eine außergewöhnliche Dürre (dunkelrot eingefärbt), die höchste angegebene Stufe beim UFZ.
Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Dürre teils extrem, fast der gesamte Rhein-Sieg-Kreis ist betroffen. Hier erstrecken sich die Dürregrade von „ungewöhnlich trocken“ bis zu „extremer Dürre“. Vor allem der Nordosten ist hier stärker betroffen.

Die Deutschlandkarte zeigt die Dürregrade im Oberboden bis 25 Zentimeter der letzten 30 Tage. In NRW herrscht größtenteils eine „außergewöhnliche Dürre“.
Copyright: UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Das wirkt sich auch auf regionale Gewässern aus, groß wie klein. Aufgrund des niedrigen Rheinpegels ist bei Transportfähren zum Beispiel schon besondere Vorsicht geboten. „Wir haben aktuell noch keine größeren Probleme“, sagt Yacek Spalek, Fährführer der Mondorfer Fähre in Niederkassel. „Doch weil die großen Schiffe mehr Wasser ziehen, müssen wir viel mehr auf Strömungen achten.“

Yacek Spalek steuert die Mondorfer Fähre.
Copyright: Anica Tischler
In Mondorf sei auch der Fähranleger tiefer ausgebaggert, sodass der Rumpf noch nicht an den Boden gerate. Kanufahren auf der Sieg bei Eitorf ist aktuell schon nicht mehr möglich. Der Wasserstand ist zu niedrig, er steht aktuell bei 27 Zentimetern. Für Kanufahrten muss der Pegel aber bei mindestens 30 Zentimetern liegen.

Die Fähre in Niederkassel muss beim Rangieren auf starke Strömungen aufpassen - wegen des niedrigen Rheinpegels und Zugwirkung größerer Schiffe.
Copyright: Anica Tischler
In diesem März fielen in Deutschland nur 10 Liter Regen pro Quadratmeter in den vergangenen 31 Tagen, so der DWD. Zum Vergleich: in der Referenzperiode 1961-1990 waren es im Durschschnitt 71 Liter pro Quadratmeter. Zu warm war der März auch. Sieben Grad zeigte die Temperaturanzeige im Durchschnitt, 2,5 Grad über der Referenz. Wie DWD-Experte Andreas Brömser erklärt, kämen Dürren infolge des Klimawandels nicht mehr nur im Sommer häufiger vor, sondern auch als Frühjahrstrockenheit – also genau das, was wir gerade erleben.
Viel mehr Regen ist in nächster Zeit nicht wirklich in Sicht, eher einzelne Schauer. „Bis mindestens Sonntag begleitet uns die Trockenheit noch“, sagt Wetterexperte Karsten Brandt. Dann sollte sich die Dürrelage in unserer Region aber langsam entspannen, es sei mit Niederschlägen zu rechnen.
Auch die Waldbrandgefahr sinke im Laufe der kommenden Woche durch einzelne Schauer. Ob uns allerdings ein Trockensommer 2025 bevorsteht, darüber sei noch keine seriöse Aussage möglich. Es habe in den vergangenen Jahren häufiger Zusammenhänge zwischen Frühjahrs- und Sommertrockenheit gegeben, etwa im Jahr 2018. „Mit Sicherheit lässt sich dies aber nicht sagen.“ (mit dpa)