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„Ernste Sorgen“Trockenheit führt zu Gestank in Köln – NRW-Grundwasserstände sinken

Lesezeit 4 Minuten
08.04.2025, Rheinland-Pfalz, Osterspai: Ein Spaziergänger läuft über eine Sandbank bei Osterspai. Der Wasserstand im Rhein ist für die Jahreszeit bereits extrem niedrig, Frachtschiffe können nicht mehr voll beladen werden. (Luftaufnahme mit einer Drohne). Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Rhein hat Niedrigwasser: Ein Spaziergänger läuft über eine Sandbank bei Osterspai. Auch in Köln bereitet der Pegel Probleme

Grünflächen sind staubtrocken, der Rheinpegel ist niedrig, aus der Kanalisation müffelt es: die Auswirkungen des fehlenden Regens auf Köln und NRW.

Seit Wochen hat es in Köln wie in ganz Nordrhein-Westfalen nicht geregnet. Der März war der trockenste seit fast 100 Jahren. Lediglich 10 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gab es laut Deutschem Wetterdienst (DWD). Zum Vergleich: Im Durchschnitt der international anerkannten Referenzperiode 1961-1990 waren es 71 Liter pro Quadratmeter. Ohne Regen geht es auch in der ersten Aprilwoche weiter, und ein wesentlicher Umschwung ist laut Vorhersagen auch nicht in Sicht.

Das bringt Probleme mit sich: Die Waldbrandgefahr steigt, es kam bereits zu Feuern in NRW, so auch in Overath in der vergangenen Woche. Am Montag (7. April) brannte es dann im Kölner Königsforst. Wird beispielsweise durch eine weggeworfene Zigarettenkippe ein Feuer ausgelöst, kann sich dieses in der trockenen Umgebung schnell ausbreiten. In NRW herrscht zwar noch nicht eine Waldbrand-Warnstufe wie beispielsweise in Baden-Württemberg, dennoch wird die Gefahr als „mittel“ eingeschätzt.

Junge Bäume und Beete müssen in Köln gewässert werden

Auch in Kölner Parks und Grünflächen ist die Trockenheit ebenso so zu bemerken wie in Privatgärten. Sie wirkt sich laut Stadt auf die oberen Bodenschichten aus. Bepflanzte Flächen wie Schmuckbeete mit Stauden und Zierpflanzen wie im Botanischen Garten an der Flora oder im Rheinpark müssen bereits gewässert werden. Das gilt auch für Jungbäume in den Grünanlagen.

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Bei den Straßenbäumen müssen die Neupflanzungen und die Pflanzungen aus den vergangenen Jahren mit Wasser versorgt werden, denn Jungbäume haben noch kein ausgeprägtes Wurzelwerk, um sich aus tieferen Bodenschichten Feuchtigkeit zu holen. 

Die Trockenheit ruft auch die Bürgerinnen und Bürger in Köln auf den Plan: Die Nachfrage nach Wassersäcken für Bäume ist nach Auskunft der Stadt gestiegen und höher als im vergangenen Jahr, als das Frühjahr regenreicher war. Die Wassersäcke werden vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen kostenfrei bis September ausgegeben. Diese Behälter werden am Baumstamm fixiert und mit Wasser gefüllt. Das Wasser wird so tröpfchenweise in Richtung der Wurzeln abgegeben.

„Ernste Sorgen“ beim NRW-Landesamt wegen Trockenheit

Dem NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Klima (Lanuv) bereitet die „Niederschlagssituation bereits wieder erste Sorgen“. Die Bodenfeuchte nehme deutlich ab, die viel zu trockenen Monate Februar und März würden sich auch auf die Grundwasserstände auswirken, heißt es auf Anfrage. An den meisten Messstellen seien die Grundwasserstände im März im Vergleich zum Vormonat gesunken. Der Anteil der Messstellen mit sehr niedrigen bis niedrigen Ständen erhöhte sich von acht Prozent auf 22 Prozent im März.

Der Dürremonitor zeigt zudem laut Lanuv ganz deutlich, dass insbesondere die Oberböden bis in 25 cm Tiefe stark ausgetrocknet sind. In den Mittelgebirgslagen von NRW gehe die Dürre auch schon bis in tiefere Bodenschichten.

Rheinpegel in Köln sehr niedrig

Der Pegel des Rheins ist momentan sehr niedrig. In Köln liegen weite Bereiche des Ufers trocken, an manchen Stellen riecht es dadurch unangenehm. Dafür dürften freigesetzte Algen verantwortlich sein. Der Wasserstand sinkt weiter: Während der Kölner Pegel am Montag bei 1,57 m lag, sind es am Dienstag nur noch 1,54 m. Grund ist neben dem fehlenden Regen auch eine geringe Schneeschmelze in den Alpen. Durch das Niedrigwasser werden auch Uferbereiche freigelegt, die normalerweise nicht sichtbar sind.

Das Niedrigwasser ist laut Kölner Stadtentwässerungsbetrieben (Steb) in diesem Jahr nicht extremer als im Jahr 2022, als es im Frühjahr auch extrem trocken war. Dennoch hat es Folgen für die Schifffahrt, denn wegen des Niedrigwassers können viele Schiffe nicht voll beladen werden. Zusätzliche Schiffe müssen dann die restliche Fracht übernehmen – mit zusätzlichen Kosten, sagt Christian Lorenz, Sprecher der Kölner Häfen und Güterverkehr AG.

Köln müffelt wegen Trockenheit

Der fehlende Niederschlag führt ebenso dazu, dass es im Kölner Stadtgebiet häufiger schlecht riecht. Wie Birgit Konopatzki, Sprecherin der Steb, mitteilt, kann anhaltende Trockenheit zu einer „verstärkten Geruchsentwicklung in der Kanalisation“ beitragen. Besonders in der Nähe von Gully-Deckeln müffelt es – ein Phänomen, das bereits 2022 stark zu bemerken war.

Die übel riechenden Feststoffe sind normalerweise im Wasser der Kanäle gebunden. Mit niedrigem Wasserstand bleibt der Dreck liegen und stinkt mehr als sonst, denn es steht wenig Wasser zum Wegschwemmen der Schmutzfracht zur Verfügung. Zur Geruchsbekämpfung setzen die Steb das Mittel Nutriox ein, das die Bildung von Schwefelwasserstoff (H₂S) reduziert – ein Gas, das für den fauligen Geruch verantwortlich ist.

Konpatzki erklärt aber auch, dass in den vergangenen 30 Tagen lediglich fünf Beschwerden über Geruchsbelästigung bei den Steb eingegangen seien. Diese kamen vor allem aus Niehl und Stammheim und hätten vermutlich mit der Großbaustelle für den Rheindüker zu tun, also der Abwasserleitung unter dem Rhein hindurch. In diesen Bereichen werde viel Abwasser gesammelt und umgeleitet.