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Erdbeben in Myanmar und Thailand„Hätte standhalten müssen“ – Erste Hinweise nach Hochhaus-Einsturz in Bangkok

Lesezeit 3 Minuten
Rescue teams operate at a construction site where a building collapsed in Bangkok on March 28, 2025, following an earthquake. A powerful earthquake killed more than 20 people across Myanmar and Thailand on March 28, toppling buildings and bridges and trapping over 80 workers in an under-construction skyscraper in Bangkok. (Photo by Chanakarn Laosarakham / AFP)

In Bangkok ist das im Bau befindliche Hochhaus des State Audit Office beim Erdbeben eingestürzt. 

In Myanmar liegt die Zahl der Erdbebenopfer bei mindestens 3000. Derweil wird in Thailand untersucht, warum ein neues Hochhaus einstürzte.

Die Lage im vom Erdbeben schwer getroffenen Myanmar verschärft sich. Die Zahl der Todesopfer soll bei mittlerweile 3.000 liegen. Es werden aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch viel mehr werden, denn zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Tausende sind darüber hinaus verletzt. Zudem kommt es immer wieder zu Nachbeben. Es gibt mehr als vier Tage nach den Erdstößen der Stärke 7,7 so gut wie keine Hoffnung mehr, Überlebende zu finden. Allerdings wurde in der Hauptstadt Naypyidaw eine Frau nach mehr als 90 Stunden unter den Trümmern lebend geborgen.

Die Katastrophe trifft ein bitterarmes und von politischen und militärischen Konflikten zerrüttetes Land. Elena Vuolo, stellvertretende Leiterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Myanmar, bezeichnet die Situation gegenüber CNN als „eine Krise in der Krise“. Die WHO ist besorgt angesichts der medizinischen Lage. Mit der steigenden Zahl von Verletzten würden Blutkonserven knapp, teilte die UN-Behörde am Dienstag in Genf mit. Auch Leichensäcke und Schutzkleidung für Rettungskräfte würden dringend gebraucht. Inzwischen sind ausländische Hilfsgüter und internationale Rettungsteams in Myanmar eingetroffen, nachdem die Militärjunta um Hilfe ersucht hatte.

Neue Risiken in Myanmar durch Hitze und Regenfälle

Temperaturen von bis zu 40 Grad und Feuergefahr könnten die Situation verschärfen, so die WHO weiter. Zugleich werde im Lauf der Woche eine Tiefdrucklage mit schweren Regenfällen in weiten Teilen des Landes erwartet. Dies könne die Rettungs- und Hilfsoperationen wie auch die Unterbringung der Obdachlosen erschweren. Auch bestehe die Gefahr eines Dammbruchs, durch den Ortschaften überflutet würden. Der United States Geological Survey (USGS) schätzte auf Grundlage früherer Modellrechnungen, dass die endgültige Zahl der Todesopfer bei über 10.000 liegen könnte.

In Thailand, das ebenfalls vom Erdbeben betroffen war, liegt die Opferzahl bislang bei 20. Allerdings werden in dem Trümmerberg des Hochhauses, das in Bangkok einstürzte, noch viele Menschen vermisst. Die Helfer suchen aber weiter in dem riesigen Schuttberg mit Hunden, Kameras und Sonargeräten nach Lebenszeichen. Bislang wurden nur Leichen geborgen.

In Bangkok hatte das Beben für Entsetzen bei Einheimischen und den zahlreichen Ausländern in der Stadt gesorgt. Es kam zu spektakulären und angsteinflößenden Ereignissen an den vielen Hochhäusern der Stadt: Rooftop-Pools entwickelten starken und gefährlichen Wellengang, das Wasser schwappte in Kaskaden aus großer Höhe von den Dächern. An einigen Wolkenkratzern lösten sich Gebäudeteile, so wurde eine Verbindungsbrücke zwischen zwei Hochhäusern zerstört.

Einsturz des Hochhauses in Bangkok wird untersucht

Besonders der Einsturz des Turmes des State Audit Office hinterlässt viele Menschen in Thailand besorgt und wütend. Das Gebäude befand sich zwar noch im Rohbau-Zustand, dennoch hätte es nicht in sich zusammenfallen dürfen. Dies betonte auch Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra. „Dieses Gebäude wurde neu errichtet. Es hätte also einem Erdbeben standhalten müssen“, sagte sie laut Medienberichten. Es stellt sich die Frage, wie es um die Erdbebensicherheit anderer Hochhäuser bestellt ist.

Unterdessen wurden erste Erkenntnisse zur Einsturzursache des 30-stöckigen Gebäudes bekannt. So berichtet die „Bangkok Post“, der eingesetzte Stahl sei von minderer Qualität gewesen. Es seien Proben von staatlichen Behörden getestet worden. Diese hätten ergeben, dass das Material hinsichtlich der Masse, chemischen Zusammensetzung und Belastungsfähigkeit nicht in Ordnung gewesen sei.

Die chinesische Fabrik in der Provinz Rayong, aus der der Stahl stammt, sei bereits im Dezember geschlossen worden, heißt es. Dort hatte es einen Unfall mit einem Gastankleck gegeben, mehr als 2.400 Tonnen Stahl wurden damals beschlagnahmt. 

Das eingestürzte Gebäude in Bangkok war seit 2020 von einem chinesischen Unternehmen und einer thailändischen Baufirma gebaut worden. Der Turm sollte ursprünglich bis 2026 fertiggestellt werden, lag aber hinter dem Zeitplan zurück. Bereits während der Bauphase hatte es Korruptionsvorwürfe gegeben. (cme, mit kna)