Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Niederländische RoyalsNazi-Skandal erschüttert Königreich – Prinz war Mitglied der NSDAP

Lesezeit 3 Minuten
Bernhard, Prinz zur Lippe-Biesterfeld, mit seiner Tochter, der ehemaligen Königin Beatrix der Niederlande.

Bernhard, Prinz zur Lippe-Biesterfeld, mit seiner Tochter, der ehemaligen Königin Beatrix der Niederlande. (Archivbild)

Im Privatarchiv des niederländischen Prinzen Bernhard wurde dessen NSDAP-Mitgliedsausweis gefunden. 

Der Historiker Flip Maarschalkerweerd hat kürzlich im Archiv des Königshauses einen Originalausweis von Prinz Bernhard, dem Großvater von König Willem-Alexander der Niederlande, gefunden. Dieser Ausweis bestätigt, dass Prinz Bernhard Mitglied der NSDAP war. Maarschalkerweerd, der damals das Archiv leitete, fand den Ausweis im Privatarchiv des aus Deutschland stammenden Prinzen. Dies berichtet die niederländische Abendzeitung NRC.

Prinz Bernhard hatte Nazi-Vergangenheit stets bestritten

Bis zu seinem Tod im Jahr 2004 bestritt Prinz Bernhard stets, Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Er präsentierte sich stets als führender Widerstandskämpfer des Landes, obwohl es zahlreiche Hinweise auf seine Sympathien für die Nazis gab. Der kürzlich aufgetauchte Mitgliedsausweis ist nun ein eindeutiger Beweis. Warum Prinz Bernhard den Ausweis nicht vernichtete, bleibt ein Rätsel.

Die damalige niederländische Königin Juliana und ihr Ehemann Prinz Bernhard bei der Hochzeit ihrer Tochter Prinzessin Beatrix im Jahre 1966.

Die damalige niederländische Königin Juliana und ihr Ehemann Prinz Bernhard bei der Hochzeit ihrer Tochter Prinzessin Beatrix im Jahre 1966. (Archivbild)

Noch kurz vor seinem Tod hatte der Prinz in einer Serie von Interviews mit „De Volkskrant“ gesagt: „Ich kann mit der Hand auf der Bibel erklären: Ich war nie ein Nazi. Ich habe nie Mitgliedsbeiträge bezahlt, ich habe nie einen Mitgliedsausweis gehabt.“

CIDI: Vergangenheit von Prinz Bernhard soll komplett aufgedeckt werden

Die Interessenvertretung der jüdischen Gemeinde CIDI hat die Regierung aufgefordert, eine gründliche historische Untersuchung der Vergangenheit von Prinz Bernhard einzuleiten. CIDI-Direktorin Naomi Mestrum sagte dem Radiosender NOS, alle Fakten müssten jetzt auf den Tisch. Es gehe um die Glaubwürdigkeit der Niederlande und des Königshauses. Weder das Königshaus noch Premierminister Mark Rutte haben sich bisher geäußert.

Dieses von den Königlichen Sammlungen in Den Haag am 5. Oktober 2023 veröffentlichte Handout-Foto zeigt einen Scan des originalen NSDAP-Parteibuchs von Prinz Bernhard der Niederlande aus seinem Privatarchiv.

Dieses von den Königlichen Sammlungen in Den Haag am 5. Oktober 2023 veröffentlichte Handout-Foto zeigt einen Scan des originalen NSDAP-Parteibuchs von Prinz Bernhard der Niederlande aus seinem Privatarchiv.

Prinz Bernhard zu Lippe-Biesterfeld (1911-2004) war deutscher Herkunft. Als er 1936 seine Verlobung mit der damaligen Kronprinzessin Juliana einging, hatte er zuvor seine Mitgliedschaft in der NSDAP gekündigt. Dies geht aus einem Briefwechsel hervor. Der Historiker, der die Forschungen durchführte, fand heraus, dass Prinz Bernhard den Mitgliedsausweis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin erhalten hatte und ihn offensichtlich die ganze Zeit über aufbewahrt hatte.

Im Jahr 1996 hatten Historiker bereits eine Kopie des Ausweises in New York entdeckt. Jedoch erklärte Prinz Bernhard damals, dass es sich um eine Fälschung handle. Er gab lediglich zu, Mitglied einer speziellen Einheit der SS gewesen zu sein.

1940 wurden die Niederlande von Deutschland besetzt und Prinz Bernhard ging mit Königin Wilhelmina nach London ins Exil. Nach Kriegsende ernannte ihn Wilhelmina zum Oberbefehlshaber der niederländischen Streitkräfte. 

Niederländische Royals kämpfen mit sinkenden Beliebheitswerten

Die Nachricht ist ein weiterer schwerer Schlag für die niederländische Monarchie, die seit Jahren mit sinkenden Popularitätswerten zu kämpfen hat. Laut einer Umfrage im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders NOS vom April 2023 stehen nur noch knapp 50 Prozent der Befragten hinter der niederländischen Monarchie. Bei Willem-Alexanders Amtsantritt 2013 waren es noch fast 80 Prozent.

Vorläufiger Tiefpunkt war der diesjährige „Prinsjesdag“ am 19. September, mit dem traditionell das parlamentarische Sitzungsjahr beginnt. Die Stimmung an diesem für das Königshaus sonst so feierlichen Tag kippte schnell, als der König und die Königin mit ihrer Familie auf dem Balkon statt mit dem üblichen Jubel mit Buhrufen und Pfiffen empfangen wurden. (mit dpa)