Die Notlandung der Boeing 737 MAX verlief dramatisch, berichten Passagiere. Derweil gibt es Hinweise auf eklatante Sicherheitsmängel.
Notlandung von Boeing 737 MAXPassagier fast aus Flugzeug gesogen – Mutter berichtet von dramatischen Szenen
Nach der Notlandung einer Boeing 737 MAX der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines haben Mechaniker bei einer Inspektion mehrerer Flugzeuge des gleichen Typs lose Schrauben entdeckt. Alaska Airlines und United Airlines meldeten die entdeckten Schäden im Rumpf von mehreren Flugzeugen. Flugzeughersteller Boeing droht damit ein Sicherheitsproblem.
Unklar war zunächst, an wie vielen Flugzeugen die Schäden entdeckt wurden, das Branchenportal „The Air Current“ berichtet von mindestens fünf betroffenen Maschinen. Aus der Boeing 737 MAX von Alaska-Airlines-Flug 1282 war am Freitag (5. Januar) eine Tür in mehr als 5000 Metern Höhe herausgebrochen. Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA hatte nach dem Zwischenfall allen Boeing 737 MAX die Flugerlaubnis entzogen.
Alaska Airlines: Eklatante Sicherheitsmängel an Boeing 737 MAX festgestellt
FAA und Boeing wollen alle Flugzeuge des Typs in den kommenden Tagen untersuchen. Nach ersten Untersuchungen durch Alaska Airlines deutet sich aber ein Sicherheitsmangel bei einem größeren Teil der Flotte an. „Ersten Berichten unserer Techniker zufolge waren an einigen Flugzeugen lose Teile in dem zuvor betroffenen Bereich zu sehen“, teilte Alaska Airlines in einem offiziellen Statement am Montagabend mit.
Sollten die losen Schrauben an weiteren Flugzeugen gefunden werden, könnte die FAA der Boeing 737 MAX dauerhaft die Flugerlaubnis entziehen. Die Auswirkungen vor allem im US-Flugverkehr während gravierend, Dutzende Flugverbindungen wären von einem Flugverbot betroffen. FAA und Boeing wollen sich in den kommenden Tagen zu den gefundenen Schäden äußern.
Notlandung von Alaska Airlines: Boeing 737 MAX meldet Luftnotfall – Funkverkehr veröffentlicht
Alaska-Airlines-Flug 1282 hatte etwa sechs Minuten nach dem Start in mehr als 5000 Metern Höhe über Portland einen Notfall gemeldet, nachdem eine Tür im Rumpf des Flugzeugs plötzlich herausgerissen war. Der Druck in der Kabine sackte schlagartig ab, einer der 171 Passagiere an Bord wurde leicht verletzt. Der Flug musste sofort wieder nach Portland umkehren.
Die Boeing 737 MAX landete 13 Minuten nach dem Vorfall wieder in Portland, das Flugzeug wurde umgehend abgesichert. Das zeigen Aufzeichnungen des Flugdatendienstes „Flightradar24“. „Wir melden einen Notfall und müssen dringend sinken. Wir müssen nach Portland zurückkehren“, sagt der Pilot der Alaska-Airlines-Maschine auf einer Audioaufnahme des Funkverkehrs unmittelbar nach dem Zwischenfall.
Alaska-Airlines-Flug 1282: Passagiere berichten von dramatischen Szenen an Bord von Boeing 737 MAX
Passagiere berichten derweil von dramatischen Szenen an Bord. „Ich öffne meine Augen und das Erste, was ich sehe, ist die Sauerstoffmaske direkt vor mir. Und wenn ich nach links sehe, ist die Wand an der Seite des Flugzeugs verschwunden. Ich dachte, ich würde sterben“, sagte eine Passagierin des „New York Times“. Sie war kurz nach dem Start eingeschlafen.
„Es hat kurz nach dem Start einen großen Knall gegeben und dann ist plötzlich ein Fenster weggeflogen“, berichtete ein Passagier der Zeitung „The Oregonian“. Der Platz direkt neben dem Fenster sei unbesetzt gewesen.
Ein Jugendlicher, der in der Mitte der Sitzreihe saß, wurde durch den plötzlichen Druckabfall verletzt, konnte aber mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen werden. Seine Mutter erklärte, dem 15-Jährigen sei das T-Shirt vom Körper gesogen worden, auch sein Laptop und Handy seien aus der Boeing 737 geflogen.
Tür aus Boeing 737 MAX herausgerissen: Ermittler finden fehlende Tür von Alaska-Airlines-Maschine
Am Montag hatte zudem ein Mann aus dem US-Bundesstaat Oregon das fehlende Teil der Boeing 737 MAX in seinem Garten entdeckt. Bei der Tür handelt es sich nicht um eine klassische Eingangstür zum Rumpf des Flugzeugs, sondern um ein sogenanntes Door Plug. Das ist eine zusätzliche Notausgangstür, die Fluglinien in Boeing-737-Maschinen mit einer größeren Zahl an Sitzreihen einbauen müssen.
Die FAA hat die Tür sichergestellt und will diese nun untersuchen. Außerdem entdeckten zwei Bürger in Oregon zwei Smartphones, die offenbar auch aus der betroffenen Boeing 737 Max stammen und bei dem Druckabfall aus dem Flugzeug gesogen wurden. Trotz eines Falls aus mehr als 5000 Metern waren die Handys noch funktionstüchtig und konnten mittlerweile an ihre Besitzer zurückgegeben werden. (shh)