Es gibt Wirbel um Papst Franziskus. Bei einem Treffen mit Bischöfen soll die Wortwahl des Pontifex für einen „Schock“ gesorgt haben.
Bischöfe „schockiert“Papst Franziskus soll homophobe Beleidigung verwendet haben – und distanziert sich später
Beleidigende Worte von Papst Franziskus über die diskutierte Zulassung Homosexueller zur Priesterausbildung haben in Italien eine Debatte ausgelöst. Inzwischen distanzierte sich das katholische Kirchenoberhaupt von seinen Worten.
Wie die Zeitungen „La Repubblica“ und „Corriere della Sera“ sowie die TV-Nachrichten des Kanals „La Sette“ berichteten, sprach sich der Papst vergangene Woche bei einem nicht öffentlichen Treffen mit rund 200 italienischen Bischöfen im Vatikan gegen eine Aufnahme homosexueller Männer in die Priesterseminare aus.
Zur Begründung soll Franziskus dabei gesagt haben, dass es dort ohnehin schon „zu viel Schwuchtelei“ gebe. Der vom Papst dabei angeblich verwendete Begriff „froci“ entspricht in etwa dem deutschen Begriff „Schwuchteln“ und wird in Italien überwiegend abwertend gebraucht.
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Papst Franziskus: „Zu viel Schwuchtelei“ in Priesterseminaren
Die Worte des Papstes wurden offenbar von einigen Teilnehmern des Bischofstreffens an Medien durchgestochen. Auch der Rom-Korrespondent der vom Jesuitenorden herausgegebenen und zumeist papstfreundlichen Zeitschrift „America“ berichtete am Montagabend unter Berufung auf Ohrenzeugen darüber.
Italienische Zeitungen zitierten zudem auch ungenannte Bischöfe, der Papst soll die Bemerkung demnach als „Scherz“ gemeint haben. Die Menschen in seiner Umgebung seien von der Verwendung des beleidigenden Begriffs „überrascht“ und „verwirrt“ gewesen, hieß es dort.
Papst Franziskus „schockiert“ Bischöfe: „Verwirrte“ Reaktionen
Ein Bischof sagte dem „Corriere della Sera“, der Pontifex sei sich möglicherweise nicht bewusst gewesen, dass der Begriff beleidigend sei. In anderen Medienberichten war von einer „schockierten“ Reaktion der Bischöfe zu lesen.
Auf der Sachebene entspricht die Ablehnung Homosexueller in der Priesterausbildung der geltenden Richtlinie der katholischen Kirche in dieser Frage. Die Norm wurde 2005 unter Benedikt XVI. festgeschrieben und zuletzt 2016 von Papst Franziskus bestätigt.
Katholische Kirche debattiert über Zulassung homosexueller Männer – Papst dagegen
Italiens Bischöfe hatten angesichts rückläufiger Eintritte in den meisten Priesterseminaren des Landes sowie angesichts eines veränderten gesellschaftlichen Klimas gegenüber Homosexuellen über eine flexiblere Handhabung dieser Richtlinien debattiert.
„La Repubblica“ und „Corriere“ berichteten daraufhin, dass bei einem Treffen der Bischöfe im November beschlossen worden sei, homosexuelle Männer zu Seminaren zuzulassen, solange sie ihre Sexualität nicht ausleben. Dieser Schritt sei allerdings letztlich vom Papst gestoppt wurde. Weder der Vatikan noch Italiens Bischofskonferenz gaben am Montagabend Stellungnahmen zum Thema ab.
Papst Franziskus: „Wer bin ich, dass ich darüber urteilen kann?“
Seit seiner Wahl zum Papst im Jahr 2013 hat Papst Franziskus in seinen öffentlichen Äußerungen oftmals einen inklusiveren Ton als frühere Kirchenoberhäupter gegenüber der LGBTQ+-Gemeinschaft angeschlagen, mitunter zum Ärger konservativer Kardinäle. Kurz nachdem er Papst geworden war, sagte Franziskus als Antwort auf eine Frage über schwule Priester: „Wer bin ich, dass ich darüber urteilen kann?“
Im Dezember billigte der Papst schließlich eine Entscheidung, die es Priestern erlaubt, unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, was für die katholische Kirche einen bedeutenden Positionswechsel darstellte.
Franziskus hat in der Vergangenheit jedoch auch deutlich gemacht, dass er es nicht zulassen will, dass homosexuelle Menschen in den Klerus eintreten. In einem Interview im Jahr 2018 sagte Franziskus, er sei „besorgt“ über das, was er als „ernstes Problem“ der Homosexualität bezeichnet, und dass das Schwulsein eine „Mode“ sei, für die der Klerus anfällig sei.
Papst distanziert sich von homophober Äußerung
Vatikansprecher Matteo Bruni teilte am Dienstagnachmittag mit, der Papst wisse von den entsprechenden Medienberichten. Weiter heißt es in der Erklärung: „Der Papst hat niemals die Absicht gehabt, jemanden zu beleidigen oder sich in homophoben Begriffen auszudrücken. Er bittet jene um Verzeihung, die sich von der Verwendung eines Begriffs verletzt fühlen, der von anderen wiedergegeben wurde.“
Weiter erinnert der Sprecher in der Erklärung daran, dass der Papst sich bereits mehrfach zum Thema Homosexuelle in der Kirche geäußert habe. Er zitierte eine Ansprache des Papstes vom Weltjugendtag in Lissabon von August 2023 mit den Worten: „In der Kirche gibt es Platz für alle, für alle! Niemand ist unnütz, niemand ist überflüssig, es gibt Platz für alle. So wie wir sind, alle.“ Was dies für die Zulassung von Homosexuellen zur Priesterausbildung bedeutet, führte Bruni nicht aus. (das/kna)