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Brachte Kamala Harris kein GlückBekanntes Wörterbuch kürt Schimpfwort zum „Wort des Jahres“

Lesezeit 3 Minuten
Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris spricht während einer Wahlkampfveranstaltung vor dem Philadelphia Museum of Art.

Dieses Jahr lautet das „Collins Dictionary“ Wort des Jahres „brat“ und inspirierte sogar Kamala Harris. (Archivbild)

Der Collins-Verlag kürt jährlich ein Wort, das den Zeitgeist prägt. 2024 ist es „brat“ – ein Internettrend, der sogar Kamala Harris inspiriert hat.

Jedes Jahr wählt das britische Wörterbuch „Collins Dictionary“ das Wort des Jahres und möchte damit die gesellschaftlichen Trends und Themen widerspiegeln, die das vergangene Jahr geprägt haben.

Oft tauchen dabei Wörter oder Redewendungen auf, die zuvor nur wenigen bekannt waren oder sich in der Populärkultur etabliert haben. So auch der diesjährige Sieger „brat“ – ein Begriff, der im Deutschen etwa so viel wie „Göre“ oder „Rotzlöffel“ bedeutet.

„Brat“: Internet-Phänomen definiert Schimpfwort neu

Wer „brat“ allerdings zunächst als ein Schimpfwort einordnet oder an ein saftiges Brathähnchen denkt, liegt daneben. Der Ausdruck beschreibt laut Collins-Verlag inzwischen eine „selbstbewusste, unabhängige und hedonistische Einstellung“, die sich vor allem in den sozialen Medien und der Pop-Kultur ausdrückt. Weiter schreibt „Collins Dictionary“, dass es zu einem der „meistdiskutierten Wörter des Jahres 2024“ geworden ist.

Ursprünglich der Name des Hyperpop-Albums der Sängerin Charli XCX, ist „brat“ mittlerweile zum kulturellen Phänomen geworden. Der Erfolg des Albums löste Anfang des Sommers einen Internet-Trend aus, der das Wort neu definierte. Hinter dem „Gören“-Lifestyle steckt der Popsängerin zufolge ein bewusst rebellisches Selbstverständnis, das mit konventionellen Normen bricht. Dabei geht es unter anderem um mehr Selbstakzeptanz.

Gerade im gesellschaftspolitischen Kontext scheint es passend, dass diese Neudefinition auch im „Collins Dictionary“ aufgefangen wird.

„Brat“ im US-Wahlkampf 2024

Wie groß der „Brat“-Kult 2024 ist, zeigt auch seine Erwähnung im US-Wahlkampf. Das Wort und die ikonische Farbgebung tauchten dort in Kamala Harris' Kampagne für die Präsidentschaftswahl auf. Die Schöpferin des Trends Charli XCX selbst hatte zuvor im Juli mit einem Tweet ihre Unterstützung für die Demokratin gezeigt und sie öffentlich zur „brat“ gekürt.

Harris' Wahlkampf-Team nutzte den darauf folgenden Internet-Wirbel, um die junge Wählerschaft anzusprechen, und gestaltete den offiziellen Auftritt der Kandidatin in den sozialen Medien vorübergehend um.

Das giftgrüne Re-Branding der Wahlkampagne, welches heute nur noch in einem Instagram-Post nachvollziehbar ist, wurde im September 2024 heruntergenommen. Im Vorfeld hatte die „Brat“-Schöpferin Charli XCX den „Gören-Sommer“ für beendet erklärt.

„Brainrot, era, looksmaxxing“ – Diese Wörter standen zur Wahl

Auf der Shortlist standen wie in den vergangenen Jahren zehn Ausdrücke. Folgende Wörter schafften es zwar nicht auf den ersten Platz, prägten aber laut Collins-Verlag die Gesellschaft im Jahr 2024.

  1. „brainrot“ – die Unfähigkeit, klar zu denken, verursacht durch übermäßigen Konsum von digitalen Inhalten mit geringer Qualität
  2. „era“ – eine bestimmte Lebensphase, geprägt von einem charakteristischen Stil, Fokus oder Lebensgefühl
  3. „looksmaxxing“ – der Versuch, die Attraktivität des eigenen Erscheinungsbilds zu maximieren
  4. „rawdogging“ – das Ausüben einer Tätigkeit ohne Vorbereitung oder Unterstützung
  5. „anti-tourism“– Ablehnung oder Widerstand gegen den Massentourismus
  6. „delulu“ – völlig unrealistisch oder irregeleitet in den eigenen Erwartungen
  7. „romantasy“ – ein Literaturgenre, das romantische Fiktion mit Fantasy-Elementen verbindet
  8. „supermajority“ – eine große Mehrheit in einer gesetzgebenden Versammlung, die es einer Regierung ermöglicht, Gesetze ohne wirksame Kontrolle zu verabschieden
  9. „yapping“ – ununterbrochenes Gerede über belanglose Themen

2023 war das Wort des Jahres „AI“, was kurz für „artificial intelligence“ beziehungsweise künstliche Intelligenz steht.

Eine Datenbank aus über 4,5 Milliarden Wörtern

Als Basis für die Wahl des Worts des Jahres nutzt der Verlag den „Collins Corpus“. Dabei handelt es sich um eine Sprachdatenbank, die laut eigener Aussage von „Collins Dictionary“ über 4,5 Milliarden Wörter aus verschiedenen Genres sowie den (sozialen) Medien, Websites und Alltagsgesprächen beinhaltet, mit denen der Verlag den „Sprachwandel verfolgen und überwachen“ möchte.

Diese Datenbank wird monatlich aktualisiert und aus ihr wählen die Sprachexperten letztendlich das „Word of the Year“.