Kennen Sie noch „Life is Live“ oder „Wild Boys“? Diese elf Lieder liefen 1985 in Deutschland rauf und runter. Kennen Sie sie alle?
Hits vor 40 JahrenErinnern Sie sich noch an die 11 größten Hits des Jahres 1985?
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Duran Duran gehörten zu den erfolgreichsten Bands der 1980er Jahre. (Archivbild)
Copyright: IMAGO/Avalon.Red
Das Jahr 1985 hatte es musikalisch in sich. Synthie-Pop und New Wave dominierten die Charts, aber auch Italo-Disco erlebte einen Höhenflug und Rock-Hymnen eroberten die Radiostationen und Arenen. Charity-Projekte wie „We Are the World“ von USA for Africa oder das deutsche Pendant „Nackt im Wind“ von Band für Afrika bewegten Millionen, und Kate Bush veröffentlichte mit „Running Up That Hill“ einen ihrer ikonischsten Songs, der erst vor wenigen Jahren durch die Kultserie „Stranger Things“ das Popjahr 1985 wieder ins Gedächtnis rief.
Doch welche Songs landeten bei der Jahresauswertung ganz vorne? Hier sind die elf größten Hits des Jahres 1985!
Duran Duran – „The Wild Boys“
Das Jahr 1985 startete ganz schön schroff: „The Wild Boys“ von Duran Duran war zum Jahreswechsel 1984/85 vier Wochen lang die Nummer eins in Deutschland und zählt zu den größten Hits der Band. Der Song war ursprünglich für einen geplanten Spielfilm des Regisseurs Russell Mulcahy konzipiert, der jedoch nie realisiert wurde.
Das aufwendig produzierte Musikvideo mit seiner dystopischen Zukunftswelt und den damals modernsten Effekten für über eine Million Dollar deutete jedoch an, wohin die Reise gehen sollte. Das an „Mad Max“ erinnernde Setting war ein radikaler Bruch mit dem bis dahin eher glamourösen und stylischen Image von Duran Duran, die bis dahin für ihre eleganten, oft an exotischen Schauplätzen gedrehten Videos bekannt waren.
Modern Talking – „You Can Win If You Want“
Mit drei Nummer-eins-Hits allein im Jahr 1985 gelang Modern Talking der große Durchbruch. „You Can Win If You Want“ war bereits ihr zweiter Hit nach „You're My Heart, You're My Soul“ und festigte ihren Ruf als erfolgreichstes Pop-Duo der 80er Jahre in Deutschland. Damit hatten sie auch ihren ersten Auftritt bei „Wetten, dass..?“ mit Frank Elsner, natürlich stilecht mit Lipgloss, Föhnwelle und Schulterpolster-Outfits.
Der von Dieter Bohlen geschriebene Song bot den typischen Euro-Disco-Sound mit eingängiger Melodie und dramatischer Produktion. Thomas Anders und Dieter Bohlen wurden über Nacht zu Superstars und eroberten auch internationale Märkte, vor allem in Süd- und Osteuropa.
Baltimora – „Tarzan Boy“
„Tarzan Boy“ war 1985 Baltimoras einziger großer Hit und machte das Projekt zu einem klassischen One-Hit-Wonder der 80er Jahre. Mit seinem tropischen Sound und dem markanten „Oh-oh-oh-oh-oh“-Refrain wurde der Song ein weltweiter Erfolg und erreichte Platz 3 in Deutschland und Platz 13 in den USA – ein seltener Triumph für Italo-Disco.
Baltimora wurde von dem italienischen Produzenten Maurizio Bassi geleitet, während der nordirische Sänger und Tänzer Jimmy McShane das Gesicht der Band war. Der hatte zuvor einige Jahre als Backgroundsänger gearbeitet – unter anderem als Roboterstimme beim Space-Disco-Klassiker „Automatic Lover“ von Dee D. Jackson (1978). Nach „Tarzan Boy“ blieb der große Durchbruch aus und McShane zog sich nach einer Handvoll Singles zurück. Er starb 1995 im Alter von 37 Jahren an AIDS.
Tears For Fears – „Shout“
Alles andere als ein One-Hit-Wonder waren Tears for Fears, die 1985 mit „Shout“ einen ihrer größten Hits landeten und bis heute auf der Bühne stehen. Der kraftvolle Synthie-Rock-Song erreichte unter anderem Platz 1 in den USA und die Top 10 in Deutschland und ist inhaltlich eine Protesthymne gegen Unterdrückung und gesellschaftliche Zwänge, eingebettet in den bombastischen Sound der 80er Jahre.
Zusammen mit „Everybody Wants to Rule the World“ prägte der Song das Album „Songs from the Big Chair“, das die Band zu internationalen Superstars machte. Anfang 2025 spielten Tears for Fears, die inzwischen nur noch als Duo auftreten, mehrere ausverkaufte Konzerte in Las Vegas.
Murray Head – „One Night in Bangkok“
1985 galt ABBA als uncool, doch hinter den Kulissen waren Benny Andersson und Björn Ulvaeus weiterhin aktiv – unter anderem als Komponisten für das Musical „Chess“. Daraus entstand „One Night in Bangkok“, gesungen von Murray Head, das ein Welthit wurde. Head hatte zuvor unter anderem in der Originalfassung von „Jesus Christ Superstar“ gespielt und etliche ambitionierte Alben als Singer/Songwriter veröffentlicht.
Der Song kombiniert Sprechgesang mit einem eingängigen Refrain und setzt sich kritisch mit der thailändischen Hauptstadt auseinander, insbesondere mit dem wilden Nachtleben und dem Sextourismus. Die thailändischen Behörden reagierten verärgert und setzten das Lied auf den Index, weil es „Missverständnisse über die thailändische Gesellschaft und Respektlosigkeit gegenüber dem Buddhismus“ hervorrufe.
Tina Turner – „We Don't Need Another Hero (Thunderdome)“
Quietschende Gitarren, atmosphärische Synthesizer, ein Kinderchor: „We Don't Need Another Hero“ geht in Sachen Epik aufs Ganze. Der postapokalyptische Text ergibt zwar nicht viel Sinn, wenn man ihn vom „Mad Max“-Film trennt („All we want is life beyond Thunderdome“). Aber Turners wie immer beeindruckende Gesangsleistung lässt es irgendwie funktionieren.
Sie hatte auch eine der Hauptrollen im Film: Als teuflische Aunty Entity erhielt sie zwar gute Kritiken und viele Cineasten hofften auf weitere Filmrollen, aber Turner war danach nur noch in einer Cameo-Rolle im Actionflop „Last Action Hero“ zu sehen. „We Don't Need Another Hero“ blieb ihr einziger Nummer-eins-Hit in Deutschland.
Sandra – „(I'll Never Be) Maria Magdalena“
Einst Mitglied von Arabesque und im Jahr zuvor als Solistin mit der deutschen Version von Alphavilles „Big in Japan“ („Japan ist weit“) zunächst gescheitert, gelang Sandra 1985 der große Durchbruch. Mit „(I’ll Never Be) Maria Magdalena“, produzierte von ihrem damaligen Ehemann Michael Cretu (später erfolgreich mit Enigma), stürmte sie die Charts und belegte in Deutschland vier Wochen lang Platz 1.
In der Hochzeit von Madonna, Whitney Houston und Co. blieb Sandra die einzige deutsche Künstlerin, der hierzulande in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre ein Nummer-eins-Hit gelang. Zuvor war dies nur Nicole oder Nena gelungen, die damals streng genommen noch eine Band war. Und Sandra blieb lange ganz oben: Zwischen 1985 und 1993 gewann Sandra ununterbrochen den „Bravo Otto“ als „Sängerin des Jahres“ in Gold, Silber oder Bronze.
Falco – „Rock Me Amadeus“
Mit „Rock Me Amadeus“ landete der Österreicher Falco 1985 seinen größten Hit und schrieb mit jeder Menge Wiener Schmäh Musikgeschichte. Inspiriert vom Kinofilm „Amadeus“ stellte der Song Wolfgang Amadeus Mozart als rebellischen Rockstar dar. Mit seiner einzigartigen Mischung aus Pop, Rap und NDW erreichte der Titel 1986 als erster und einziger deutschsprachiger Song die Spitze der US-amerikanischen und britischen Charts.
Das ikonische Musikvideo zeigte Falco als extravaganten „Mozart-Punk“ inmitten einer wilden Mischung aus Rokoko-Adeligen und Motorradrockern. Bis heute gilt der Song als einer der größten deutschsprachigen Exportschlager der 80er Jahre.
Paul Hardcastle – „19“
Politischer als viele andere Hits des Jahres 1985 war „19“ von Paul Hardcastle, ein Song über die traumatischen Folgen des Vietnamkrieges. Der Titel kombinierte elektronische Synthi-Beats mit Sprachsamples aus einer US-Dokumentation und machte im Titel auf das niedrige Durchschnittsalter amerikanischer Soldaten aufmerksam. Der Song erreichte Platz 1 in Deutschland und Großbritannien. Die Amis reagierten kritischer, dort erreichte er nur Platz 15.
Obwohl Hardcastle später noch weitere Musik veröffentlichte, darunter 1988 ein ganzes Album zum Thema Atomkrieg, blieb „19“ sein einziger großer Hit. Später wechselte er zum Smooth Jazz und geriet vor Gericht, weil Mike Oldfield Ähnlichkeiten in der Melodie von „19“ mit seinem Klassiker „Tubular Bells“ bemerkte. Er bekam Recht und wird seitdem als einer der Urheber genannt.
Modern Talking – „You're My Heart, You're My Soul“
Natürlich darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass „You're My Heart, You're My Soul“ der Song war, mit dem Modern Talking 1985 ihren kometenhaften Aufstieg begannen. Die Mischung aus eingängigem Euro-Disco-Sound, der charakteristischen Produktion von Dieter Bohlen und der hohen Stimme von Thomas Anders traf den Nerv der Zeit.
Der Song hielt sich sechs Wochen auf Platz 1 der deutschen Charts. 1998, zum großen Comeback von Modern Talking, erschien eine mit Rap aufgepeppte Version, die erneut Platz 2 der Single-Charts erreichte. Es folgten einige Jahre mit mehreren Hits und Alben, bis 2003 endgültig Schluss war.
Opus – „Live Is Life“
Für die einen ein großer Radioklassiker der 80er Jahre, für die anderen ein nerviger Ohrwurm – an „Live Is Life“ von Opus scheiden sich bis heute die Geister. Der Stadionhit mit dem Mitklatsch-Refrain und der einfachen, aber eingängigen Melodie wurde 1985 zum größten Erfolg der österreichischen Band und zum Hit des Jahres.
Und das knapp vor Falco, dem anderen Austro Pop-Export des Jahres. Der Titel „Live Is Life“ entfaltet, Achtung Kalauer, vor allem „live“ seine volle Wirkung und wurde zur Hymne für Sportveranstaltungen. Ob man ihn liebt oder hasst, eines ist sicher: Man vergisst ihn nicht.