Die amerikanische Soulsängerin ist mit 88 Jahren gestorben. Wir erinnern an sie mit elf ihrer besten Lieder.
Mehr als „Killing Me Softly“Roberta Flack ist tot – diese 11 Lieder sollten Sie kennen
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Soul-Sängerin Roberta Flack begleitete sich stets am Piano. (Archivbild)
Copyright: IMAGO/Avalon.red
Die US-amerikanische Sängerin und Pianistin Roberta Flack ist Medienberichten zufolge im Alter von 88 Jahren am Montag in New York gestorben. Dies berichteten die „New York Times“ unter Berufung auf ihre Managerin Suzanne Koga und die Nachrichtenagentur AP. Laut den Berichten soll Flack an einem Herzstillstand gestorben sein.
Wir erinnern an ihre große Karriere mit einer Auswahl ihrer elf schönsten Lieder.
„Killing Me Softly with His Song“ (1973, aus dem Album „Killing Me Softly“)
Roberta Flacks größter Hit gewann 1974 den Grammy für die „Single des Jahres“ und war ihr zweiter Nummer-eins-Hit in den USA. Die komplexe Entstehungsgeschichte des Songs geht grob auf einen Auftritt von Don McLean zurück, der die Sängerin Lori Lieberman sehr bewegte. Ursprünglich nahm sie den Song in einer eher folkigen Version auf, bevor Flack ihn in eine hypnotische Ballade zwischen Soul und Pop verwandelte.
Obwohl sie hauptsächlich fremde Kompositionen aufnahm, vermittelte ihr intensiver und einfühlsamer Gesang stets den Eindruck, als singe sie ihre eigenen Geschichten – eine Eigenschaft, die sie wie eine Singer-Songwriterin wirken ließ. 1996 wurde der Song von den Fugees neu interpretiert und erreichte erneut weltweite Popularität.
„Ballad of the Sad Young Men“ (1969, aus dem Album „First Take“)
Dieses Stück aus dem Musical „The Nervous Set“ von 1959 wurde von Roberta Flack zu einer leisen und zugleich aufwühlenden Hymne an die verlorene Jugend verwandelt. Bemerkenswert ist der sozialkritische Unterton des Songs, der die Unsicherheit und Perspektivlosigkeit junger Männer thematisiert.
Während das Original allgemeiner gehalten ist, bezieht sich Flacks Interpretation eindeutig auf die Situation der schwarzen Jugendlichen in den amerikanischen Ghettos, die Anfang der 70er Jahre genau dieser verlorenen Generation entsprachen.
„Where Is the Love“ (mit Donny Hathaway, 1972, aus dem Album „Roberta Flack & Donny Hathaway“)
Dieser Soft-Soul-Klassiker mit ihrem langjährigen guten Freund Donny Hathaway wurde ein oft gecoverter Hit und brachte den beiden 1973 einen Grammy ein. Das gemeinsame Album wurde mit Gold ausgezeichnet und gilt heute als Blaupause für den romantischen Soul der 70er Jahre.
Der Text handelt von der schmerzlichen Erkenntnis, dass die geliebte Person immer noch Gefühle für jemand anderen hat. Die Zeilen „Ich glaube, es war mein Schicksal, mich in die Liebe eines anderen zu verlieben. Jetzt kann ich nur noch warten“ drücken die melancholische Resignation aus, die das Lied durchzieht.
„Making Love“ (1982, aus dem Album „I'm the One“)
Diese Ballade diente als Titelsong für den gleichnamigen Film mit Kate Jackson, der als einer der ersten Hollywoodfilme das Thema Homosexualität aufgriff. Der Film war ein Flop, aber der Song von Burt Bacharach und Carole Bayer Sager wurde ein Top-20-Hit in den USA.
„Making Love“ ist ein sanftes, pastellfarbenes Lied über erwachsenes Selbstbewusstsein, das den Schmerz des Seitensprungs überwindet. Über das damals kontrovers diskutierte Thema Homosexualität in der Popmusik sagte Flack später: „Ich hätte nie Angst gehabt, ein Lied über die Liebe zu singen. Liebe ist universell, wie Musik.“
„The Closer I Get to You“ (mit Donny Hathaway, 1977, aus dem Album „Blue Lights in the Basement“)
Ein wahres Meisterwerk des Soul und eines der romantischsten Duette der 70er Jahre. Ursprünglich als Solo-Song geplant, entschied sich Flack kurzfristig, erneut Donny Hathaway mit ins Boot zu holen. Nach dessen tragischem Tod 1979 erklärte Flack, sie werde den Song für immer ihm widmen und alle Einnahmen seiner Witwe und seinen Kindern spenden.
In dem von ihr selbst inszenierten Musikvideo sitzt sie in einem von Kerzenlicht durchfluteten Raum am Klavier, während Hathaways Part erklingt und die Kamera auf ein Foto von ihm neben ihr zoomt – ein Gänsehautmoment.
„Freedom Song“ (1971, aus dem Soundtrack „Soul to Soul“)
Flack sang dieses bewegende Spiritual bei einem Festival in Ghana anlässlich des Unabhängigkeitstages des Landes. Ihre A-cappella-Interpretation von „Oh Freedom“ riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin und zählt zu den eindrucksvollsten Momenten ihrer Karriere. Dies wurde 2023 auch in der sehenswerten Dokumentation „Roberta Flack: Legende des Soul“ auf Arte gewürdigt.
Der Soundtrack des Festivals war lange Zeit vergriffen und ist auch heute noch schwer erhältlich. Auch auf den einschlägigen Streaming-Portalen ist er – inklusive Flacks Beitrag – bis heute nicht zu finden.
„Back Together Again“ (mit Donny Hathaway, 1980, aus dem Album „Roberta Flack Featuring Donny Hathaway“)
Roberta Flack ging mit der Zeit und integrierte wie viele ihrer Soulkollegen Ende der 70er Jahre Disco-Elemente in ihren Sound. „Back Together Again“ vermittelt eine optimistische Botschaft über überwundene Schwierigkeiten und den Neuanfang einer Liebe, die sich bewährt hat.
Hathaway erlebte den großen Erfolg des Songs in Großbritannien nicht mehr, da er bereits im Januar 1979 durch Suizid starb. Für Flack war dies sowohl persönlich als auch beruflich ein schwerer Schlag. Das posthum veröffentlichte Album enthielt dann zum Teil Soloaufnahmen von ihr. Später fand sie in Peabo Bryson einen neuen Gesangspartner.
„Tonight, I Celebrate My Love“ (mit Peabo Bryson, 1983, aus dem Album „Born to Love“)
Mit Peabo Bryson konnte Roberta Flack – trotz 14 Jahre Altersunterschied – teilweise an die großen Erfolge mit Donny Hathaway anknüpfen. Ihr größter gemeinsamer Hit „Tonight, I Celebrate My Love“ wurde ein internationaler Millionenseller und erreichte in Großbritannien sogar Platz 2 der Charts.
Ursprünglich war der Song für Diana Ross oder Barbra Streisand vorgesehen, doch Flack überzeugte den Komponisten Michael Masser, sie zu nehmen. Wem das atmosphärisch bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass Masser – ein Fachmann für große Balladen – unwesentlich später mit Whitney Houston eine Reihe von Hits wie „Saving All My Love for You“ oder „The Greatest Love of All“ landete.
„Feel Like Makin’ Love“ (1974, aus dem Album „Feel Like Makin’ Love“)
Das sinnliche Lied wurde Flacks dritter Nummer-eins-Hit und bewies, dass sie sich auch im sanften, jazzigen Quiet Storm-Sound zu Hause fühlte. Geschrieben wurde es von Gene McDaniels, der sowohl als Sänger („Tower of Strength“, ebenfalls von Burt Bacharach geschrieben) als auch als Produzent für Gladys Knight oder Nancy Wilson Erfolge feiern konnte.
Flack produzierte das gleichnamige Album unter dem Pseudonym „Rubina Flake“ selbst und demonstrierte damit erstmals ihre kreative Kontrolle. Das Lied hat einen hypnotischen, verträumten Charakter, der es bis heute zu einem Klassiker gemacht hat.
„The First Time Ever I Saw Your Face“ (1969, aus dem Album „First Take“)
„The First Time Ever I Saw Your Face“ wurde ursprünglich 1957 von Ewan MacColl als Folksong geschrieben und von Peggy Seeger aufgenommen, doch erst die intime, deutlich langsamere Interpretation von Roberta Flack machte es zu einem Welterfolg.
Clint Eastwood entdeckte das Lied und verwendete es 1971 für seinen brillanten Thriller „Sadistico“, der zu einem Überraschungserfolg wurde. 1972 erreichte das Lied trotz des für Popmusik ungewöhnlich langsamen Tempos Platz 1 der US-Charts und gewann den Grammy für die „Single des Jahres“. MacColl mochte übrigens Flacks eigenwillige Interpretation – wie auch alle anderen Coverversionen des Songs – überhaupt nicht.
„Hey, That's No Way to Say Goodbye“ (1969, aus dem Album „First Take“)
Und noch ein Lied aus ihrem Debütalbum: Roberta Flack war die erste schwarze Solokünstlerin, die mit ihrem ersten Album „First Take“ die Spitze der US-Album-Charts eroberte. Ein Highlight daraus ist diese großartige Interpretation eines Leonhard Cohen-Stücks, das aus seinem Klassiker-Album „Songs of Leonard Cohen“ stammt.
In poetischen Bildern beschreibt er hier eine vergangene Intimität – die Wärme der gemeinsamen Morgenstunden, das Haar der Geliebten wie ein „schläfriger goldener Sturm“ auf dem Kopfkissen und die Realität der Distanz, die zum Abschied zwingt. Das kann man auch nach dem Tod von Roberta Flack sagen, aber ihre vielen Lieder bleiben und machen den Abschied zumindest auf diese Weise leichter.