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„Nicht sagen kann, was er denkt“Thomas Gottschalk ist sauer und rechnet in WDR-Show „Kölner Treff“ ab

Lesezeit 5 Minuten
„Heute ist es so, dass ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage“, klagt Thomas Gottschalk im „Kölner Treff“. „Für mich ist das schlimm.“ (Bild: WDR)

„Heute ist es so, dass ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage“, klagt Thomas Gottschalk im „Kölner Treff“. „Für mich ist das schlimm.“ (Bild: WDR)

Showmaster Thomas Gottschalk übt heftige Kritik am Fernsehen: Man dürfe nicht mehr alles sagen, was man denke.

Thomas Gottschalk (74) hat viel Zeit. Mit dem Fernsehen läuft es nicht mehr so, und eigentlich ist er auch ganz zufrieden damit, sagt er am Freitagabend in der WDR-Talkshow „Kölner Treff“. Vieles habe sich im Fernsehen geändert, seit er Sendungen wie die „Telespiele“ präsentiert habe, klagt Gottschalk.

Schon in seiner letzten „Wetten, dass ..?“-Sendung im ZDF hatte er bemängelt, dass er nicht mehr so reden dürfe wie früher. Im „Kölner Treff“ erklärt er genauer, was er meint: „Ich habe festgestellt, dass ich oft merke, wenn ich zu Hause irgendetwas sage, denke ich, es sei gut, dass das keiner im Fernsehen gehört hat. Das sind Dinge, die ich früher nicht gedacht habe, dass ich sage, man hätte mir das falsch auslegen können.“

Heute dürfe man nicht mal mehr eine Fußballnationalspielerin mit dem falschen Namen ansprechen. Das sei dann ein Affront gegen Frauen oder den Frauenfußball, behauptet Gottschalk. „Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich nie jemandem in irgendeiner Form zu nahe treten wollte, oder nie in irgendeiner Form Frauen in einer ungebührlichen Form behandelt habe in meinen Shows. Das hat man mir immer wieder nachgesagt.“

Thomas Gottschalk setzt sich fürs „Zigeunerschnitzel“ ein

Seinem Unmut hat er nun in einem Buch Luft gemacht. „Ungefiltert: Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann“, so heißt es. Und darin schreibt er, was er alles seiner Ansicht nach nicht sagen darf. „Zigeunerschnitzel“ zum Beispiel. Und „Mohrenkopf“. Und noch ein drittes Wort. Das nennt er aber nicht. „Schalke 05“ vielleicht? Und er sagt auch nicht, warum er so großen Wert darauf legt, am laufenden Band das Wort „Zigeunerschnitzel“ zu sagen.

Thomas Gottschalk stellt sich im „Kölner Treff“ den Fragen von Micky Beisenherz (rechts). (Bild: WDR)

Thomas Gottschalk stellt sich im „Kölner Treff“ den Fragen von Micky Beisenherz (rechts). (Bild: WDR)

Nun will er sein Buch promoten. Das ist auch völlig richtig so. Und darum ist er in dieser Woche nicht nur in der WDR-Talkshow zu Gast. Auch in einem großen Nachrichtenmagazin hält er den Medien an diesem Wochenende den Spiegel vor. Dort wird er kritischer befragt als von Moderator Micky Beisenherz im „Kölner Treff“. Doch auch Beisenherz lässt hin und wieder ein wenig Zweifel an den Ausführungen durchblicken.

„Heute ist es so, dass ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage. Für mich ist das schlimm.“

Gottschalk ist sauer. Er fühlt sich nicht ernst genommen. „Ich sage: Wenn einer mit 74 Jahren nicht das sagen kann, was er denkt, dann ist irgendwas schiefgelaufen“, so Gottschalk. Früher habe er relativ spontan reagiert. „Heute ist es so, dass ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage. Für mich ist das schlimm.“

Was Gottschalk sagt, wenn er nicht vorher nachdenkt, kann man in seinem Podcast hören. Da stellt er fest, dass viele junge Leute zwar Tokio-Hotel-Frontmann Bill Kaulitz kennen, Jimi Hendrix aber nicht. Der ist nun auch schon 54 Jahre tot, aber für Gottschalk gehört Hendrix zur Allgemeinbildung. Freddie Mercury von Queen irgendwie auch. Superstar Taylor Swift nicht. Mit dem, was heute so läuft, scheint der einstige Berufsjugendliche nicht mehr so viel anfangen zu können.

Er habe in seinen Shows nie Frauen „in einer ungebührlichen Form behandelt“, nimmt Thomas Gottschalk für sich in Anspruch. (Bild: WDR)

Er habe in seinen Shows nie Frauen „in einer ungebührlichen Form behandelt“, nimmt Thomas Gottschalk für sich in Anspruch. (Bild: WDR)

Nicht nur im „Kölner Treff“ wirkt Gottschalk verbittert, oder „onkelig“, wie es die Interviewer vom „Spiegel“ nennen. Er selber sagt über sich, er sei „verunsichert“.

Nie Frauen unsittlich berührt, um sich Vorteile zu verschaffen

Darum nutzt er vielleicht auch seinen Auftritt im WDR, um sein gedrucktes Interview zu korrigieren. Doch das gelingt nicht. Die „Spiegel“-Redakteure hatten ihn darin zu seinem Verhältnis zu Frauen in seinen Shows befragt. Er habe mal Tennislegende Steffi Graf ans Knie gefasst. Die Spice Girls auch. Und Micky Beisenherz kann sich noch daran erinnern, dass auch bei Cher eine Hand war, wo sie nicht hingehörte.

Er habe Frauen immer nur „rein dienstlich angefasst“, lässt er sich im „Spiegel“ abdrucken. Im WDR klingt das etwas anders: „Ich habe Frauen im Fernsehen immer nur angefasst, wenn es sein musste“, sagt er da. Und später: Er habe nie Frauen unsittlich berührt, um sich Vorteile zu verschaffen. Ein böser Mensch hätte nun die Frage gestellt: „Und warum dann?“

Wer länger über Gottschalks Auftritt im „Kölner Treff“ nachdenkt, wird sich irgendwann fragen: Hat die Showmaster-Legende wirklich recht? Ist es nicht vielleicht sogar besser, heute etwas korrekter zu formulieren als früher? Liegt das Problem vielleicht eher darin, dass Gottschalk eben mittlerweile eine „Legende“ ist?

Leserschaft von sehr weit rechts? Thomas Gottschalk stört es nicht

Dabei könnte der Showmaster damit ganz glücklich sein. Auf Instagram kündigte er vor Kurzem seinen Abschied an, ohne jedoch zu schreiben, wann es so weit sei.

Gottschalk hat eine steile Karriere hingelegt. Radiosendungen im Bayerischen Rundfunk und bei Radio Luxemburg, Fernsehen bei so ziemlich allen Sendern, die es in Deutschland gibt, von der Spielshow im Ersten, der Musikshow im Zweiten, der Late-Night-Show bei RTL+ bis zu der Show, die ihn zum Showmaster-Superstar machte: „Wetten, dass ..?“ im Zweiten.

Und auch sonst kann Thomas Gottschalk eigentlich nicht klagen. Seit Kurzem ist er mit seiner neuen Frau Karina verheiratet. Und er freut sich auch: „Es lohnt sich jeder Tag, den man glücklich verbringt.“

Auch sein neues Buch wird ein Erfolg werden. Dafür steht Thomas Gottschalk mit seinem Namen. Dass er mit seiner Kritik an angeblichen Sprachverboten möglicherweise Fans erreicht, die politisch sehr weit rechts stehen, stört ihn nicht. Er sagt: „Ich liebe alle Zuschauer, egal, ob sie schwarz oder weiß, arm oder reich sind.“ (tsch)