Prozessauftakt nach HitlergrußDie Skandalakte Melanie Müller

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Melanie Müller

Melanie Müller

An diesem Dienstag soll ein Prozess gegen Reality-TV-Darstellerin und Ballermann-Sängerin Melanie Müller starten. Die ersten Vorwürfe gegen die 36-Jährige waren 2022 bekannt geworden. Es geht um das Zeigen des Hitlergrußes und den Besitz von Drogen.

Melanie Müller kannte man einst vom „Bachelor“, später als RTL-Dschungelkönigin oder von Mallorca, wo sie mit ihren Ballermann-Songs auftrat. Früher arbeite sie als Pornodarstellerin und als Prostituierte. Zuletzt sorgte die 36-Jährige mit Negativschlagzeilen für Aufmerksamkeit – die Rede ist von Verbindungen in die rechte Szene. An diesem Dienstag soll nun ein Prozess gegen Müller starten, nachdem er vor zwei Wochen wegen Krankheit verschoben wurde.

Vor dem Amtsgericht Leipzig muss sie sich verantworten, weil sie öffentlich den Hitlergruß gezeigt haben soll und außerdem bei einer Razzia in ihrer Wohnung Kokain und Ecstasy gefunden wurden.

Manche der Vorwürfe gehen bereits knapp zwei Jahre zurück. Die Ermittler beziehen sich auf einen Vorfall, zu dem es in der Nacht zum 18. September 2022 gekommen sein soll. Auf einer Veranstaltung in Leipzig soll Müller von der Bühne aus mehrfach den Hitlergruß Richtung Publikum gezeigt haben. Videomaterial des Auftritts schien den Vorwurf zu bestätigen.

Besucher von Müller-Konzert rufen „Sieg Heil“

In dem Video soll zu sehen gewesen sein, wie die Sängerin aus Leipzig auf einer Bühne umringt von Gästen war, die lautstark „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“ grölten – eine Parole, die zuvor immer wieder auf von den rechtsextremen Freien Sachsen unterstützten Demonstrationen ertönte. Im Rhythmus mit dem Sprechgesang der Besucher soll Müller insgesamt achtmal ihren rechten Arm schräg nach oben gehoben haben. Aufgetreten war Müller an besagtem Datum beim Oktoberfest des Leipziger Motorradclubs Rowdys Eastside, der seinen Sitz im ehemaligen KZ-Außenlager Hasag Leipzig im Leipziger Stadtteil Schönefeld hat, das als Szenetreffpunkt von rechtsextremen Gruppen gilt. Zuvor war bereits ein Video von dem Auftritt in Umlauf gekommen, in dem zu sehen ist, wie Besucher „Sieg Heil“ riefen sowie zum Teil ebenfalls den Hitlergruß zeigten.

Die Sängerin, für die bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt, hatte die Vorwürfe und jegliche Nähe zu „Rechtsradikalen oder nationalistischem Gedankengut“ zurückgewiesen. Die fragliche Geste sei eine Bewegung gewesen, um das Publikum anzuheizen, hatte sie stattdessen betont.

Erste Hausdurchsuchung bei Müller im Oktober 2022

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu dem Auftritt durchsuchte die Polizei bereits im Oktober 2022 Müllers Wohnhaus in Leipzig. Nach der Durchsuchung warf dann ein Youtube-Video erneut Fragen über Müllers politische Ausrichtung auf. Der Clip zeigte sie auf einem Boxkampf-Event, dessen Veranstalter Verbindungen in die Nazi- und Hooliganszene haben sollen, wie der „Spiegel“ damals berichtete.

Aufgezeichnet wurde das Video demnach bereits im August 2022, also vor den Hitlergruß-Vorwürfen, bei einem Boxkampf des Kampfsportzirkels Frontière – Respect of the Streets in Leipzig. Die Gründer von Frontière tragen Tattoos, die rechtes Gedankengut vermuten lassen. Ihre Teilnahme an dem Event erklärte Müller gegenüber dem „Spiegel“ später mit ihrer Leidenschaft für den Boxsport. Die Veranstaltung sei ihr und ihrem Management „als Charity-Veranstaltung verkauft“ worden, zitierte das Medium die Sängerin. Dagegen erklärte Frontière laut dem Magazin, dass Müller nicht eingeladen worden, sondern spontan vorbeigekommen sei. Außerdem distanziere sich Frontière von rechtsextremen Gruppen.

Müllers seltsamer „TV Total“-Auftritt im Jahr 2014

Auch Müllers Freund Andreas Kunz soll kein gänzlich Unbekannter in der rechten Szene sein, das sagte jedenfalls im Jahr des Hitlergruß-Vorfalls Müllers Ex-Mann Mike Blümer, mit dem sie zwei Kinder hat. Seine Nochehefrau sei durch ihren neuen Lebensgefährten in rechte Kreise abgerutscht, sagte er gegenüber RTL: „Ich habe sie diverse Male gewarnt. Aber sie ist momentan führungslos.“

Blickt man nochmal ein paar Jahre zurück, gab es auch da schon ein paar auffallende Vorfälle. 2014 machte Müller in Stefan Raabs Sendung „TV Total“ einen Hitlerwitz. Sie stellte damals ihr neues Buch vor („Mach‘s dir selbst, sonst macht‘s dir keiner – Vom Mauerblümchen zur Dschungelqueen“) und scherzte: „Ich wollte es eigentlich ‚Mein Kampf‘ nennen, aber ich habe mal gegoogelt – der Titel ist leider schon vergeben.“ 2017 zürnte sie bei Facebook, sie schäme sich für Deutschland und für „unsere Politik“, denn anders als „unsere alten Menschen“ hätten „unsere ausländischen Mitbürger ein neues Telefon und ewig finanzielle Unterstützung“.

Drogenfund bei Hausdurchsuchung im August 2023

Dass Müller nun nicht nur wegen des Zeigens des Hitlergruß angeklagt ist, sondern auch wegen Drogenbesitzes, liegt übrigens an einer weiteren Hausdurchsuchung aus dem vergangenen Jahr. Im August 2023 kam es zu einer Razzia durch das Finanzamt, diesmal ging es offenbar um Steuerangelegenheiten. Weil die Sängerin zu dem Zeitpunkt auf Mallorca verweilte, ließen die Beamten die Haustür aufbohren. Informationen der „Leipziger Volkszeitung“ zufolge handelte es sich bei dem Einsatz um die Vollstreckung eines Bescheids durch das Finanzamt. Jörg Herold, Sprecher des Sächsischen Finanzministeriums, verwies auf das Steuergeheimnis. Bei der Durchsuchung wurden laut Anklage aber 0,69 Gramm Kokaingemisch und eine Ecstasy-Tablette gefunden.

Die Anklage wirft Müller das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen und Drogenbesitz vor. Zwei Termine sind bisher für den Prozess eingeplant, der 2. Juli sowie der 10. Juli. Dann könnte bereits ein Urteil fallen. (mit dpa)

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