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StudieChristliche Kirchen verlieren weiter an Bedeutung

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Ein Kruzifix ist beim Schlussgottesdienst des 102. Deutschen Katholikentags vor dunklen Wolken zu sehen.

Die christlichen Kirchen verlieren einer Studie zufolge bei anhaltend sinkenden Mitgliederzahlen weiter an gesellschaftlicher Bedeutung.

Die katholische und die evangelische Kirche verlieren dramatisch viele Mitglieder. Warum ist das so? Eine Umfrage schaut auf Bedeutung und Relevanz der christlichen Kirchen.

Die christlichen Kirchen verlieren einer Studie zufolge angesichts anhaltend sinkender Mitgliederzahlen weiter an gesellschaftlicher Bedeutung. Nach dramatischen Austrittszahlen für die evangelische und die katholische Kirche in den letzten Jahren spielen laut der Umfrage viele weitere Menschen mit dem Gedanken, der Institution den Rücken zu kehren.

Überproportional von Austrittserwägungen betroffen ist die katholische Kirche, wie der „Religionsmonitor 2023“ der Bertelsmann Stiftung ergab. Dafür hatte das Institut Infas 4363 Personen ab 16 Jahren bundesweit repräsentativ befragt. Nur 14 Prozent der Bevölkerung besuchen demnach mindestens einmal im Monat einen Gottesdienst, selbst bei Kirchenmitgliedern sind es lediglich 17 Prozent.

Katholiken fremdeln häufiger mit ihrer Kirche

Unter den Mitgliedern gab knapp jeder Vierte (24 Prozent) bei der Befragung im Sommer dieses Jahres an, in den vergangenen zwölf Monaten über einen Austritt nachgedacht zu haben. Parallel dazu antworteten 20 Prozent auf die Frage, ob ein Kirchenaustritt für sie „sehr“ oder „eher wahrscheinlich“ sei, mit „Ja“. Bei den 16- bis 25-Jährigen hatten sogar 41 Prozent feste Austrittsabsichten, hieß es in der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung.

Weit über 80 Prozent der Kirchenmitglieder meinen demnach aktuell, dass man auch ohne Kirche Christ sein kann. Besonders unter den passiven Kirchenmitgliedern könne sich die Frage stellen, ob ein Verbleib mit Blick auf Kirchensteuern und kritische Diskussionen noch gerechtfertigt sei, meinte die Religionsexpertin der Stiftung, Yasemin El-Menouar.

Unter den Gläubigen, die mit ihrer Kirche fremdeln, sind Katholiken deutlich häufiger vertreten als Protestanten. Hier schlage sich wohl die „geringe Reformbereitschaft der römischen Kurie“ nieder, so die Studienautoren. Und: „Die Missbrauchsskandale und der Umgang mit ihnen vor allem in der katholischen Kirche haben zu einem Vertrauensverlust geführt“, sagte El-Menouar der Deutschen Presse-Agentur.

„Die Bedeutung der beiden Kirchen schwindet. Sie werden in Zukunft nur noch einen kleineren Teil der Bevölkerung vertreten“, erläuterte sie. Der evangelischen Kirche gehörten 2021 noch 19,7 Millionen Menschen an, der katholischen Kirche knapp 21,7 Millionen. Eine Studie der Universität Freiburg prognostiziert, dass beide Kirchen bis 2060 zusammen noch etwa 22 Millionen Mitglieder haben - das entspricht rund einem Viertel der Bevölkerung. (dpa)