Es handelt sich um eins der verheerendsten Massakers in einer Schule in der Geschichte der USA. Die Kaltblütigkeit des Amokläufers hat international zu Entsetzen und großer Anteilnahme geführt. Der Amoklauf befeuert die seit Jahren geführte Debatte um Waffengewalt und den freien Zugang zu Waffen in den USA.
Was ist passiert?
Der mutmaßliche Täter, ein 18-Jähriger, ist am Dienstagnachmittag mit einem Sturmgewehr des Typs AR-15 in die Robb Elementary School gestürmt. In einem Klassenraum der Grundschule eröffnete er das Feuer, 19 Schulkinder, eine Lehrerin und ein weiterer Erwachsener, dessen Identität noch nicht geklärt ist, kamen durch die Schüsse zu Tode.
Alle Toten seien in einem Klassenraum gewesen, in dem sich der Täter zuvor verbarrikadiert hatte, sagte Polizeisprecher Chris Olivarez am Mittwoch. Die Polizei soll laut US-Medienberichten den Klassenraum gestürmt und den Schützen erschossen haben.
Wer sind die Opfer?
Auch fast ein Tag nach der Tat waren immer noch Angehörige im Unklaren über den Verbleib einzelner Schüler. Eltern mussten laut „New York Times“ DNA-Proben abgeben, um ihre Verwandtschaft zu Opfern festzustellen.
Ein Todesopfer identifizierten Angehörige als Lehrerin. Details über die getöteten Kinder und Erwachsenen waren zunächst lange unklar. Medienberichten zufolge soll es sich um eine vierte Schulklasse handeln, eine Bestätigung steht allerdings noch.
Zahlreiche Kinder und Personen wurden bei dem Amoklauf verletzt und mit teils schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht, eine genaue Zahl ist noch nicht bekannt. Auch zwei Polizisten wurden bei dem Einsatz an der Robb Elementary School in Uvalde verletzt, bestätigte Polizeisprecher Olivarez.
Was ist über den Täter bekannt?
US-Medien zufolge soll der Schütze, dessen Name mit Salvador R. angegeben wird, die bei der Tat verwendete Waffe vor rund einer Woche kurz nach seinem 18. Geburtstag gekauft haben. R. soll bei seiner Mutter und zuletzt bei seinen Großeltern gelebt haben.
Vor dem Blutbad in der Grundschule schoss er wohl auf seine Großmutter, die Frau überlebte. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge flüchtete er dann mit einem Auto und verursachte einen Unfall nahe der Grundschule, von wo aus er bewaffnet die Schule stürmte.
Ehemalige Schulkameraden ordneten dem Schützen laut CNN ein Instagram-Profil zu, auf dem vor wenigen Tagen ein Foto von zwei Gewehren gepostet worden war. Das Verhalten des späteren Schützen habe sich zuletzt verändert, zitierte die „Washington Post“ einen Jugendfreund: Er habe sich in jüngster Vergangenheit sehr aggressiv verhalten.
Ein Manager des Schnellrestaurants, bei dem R. bis vor einem Monat gejobbt hatte, beschrieb ihn gegenüber CNN als jemanden, der anderen aus dem Weg gegangen und für sich geblieben sei. Seine Schule, die Uvalde High School, soll er laut einem früheren Klassenkameraden nur noch selten besucht haben. Die beiden hätten sporadischen Kontakt gehabt. Tage vor der Tat habe er ihm Fotos von einer Waffe und Munition geschickt. Er habe ihn gefragt: „Bro, warum hast du das?“, woraufhin R. „mach dir darüber keine Sorgen“, geantwortet habe.
Auf ihrem mittlerweile privaten Profil veröffentlichte eine Instagram-Nutzerin einen Chatverlauf - mutmaßlich mit dem Schützen. Beide hatten demnach miteinander geschrieben, nachdem er sie in einem Bild mit Waffen namentlich markiert hatte. Im Verlauf habe er angekündigt, ihr ein „kleines Geheimnis“ anvertrauen zu wollen. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Über das Motiv des mutmaßlichen Täters ist bislang nichts bekannt.
Was ist über Uvalde bekannt?
Die US-Kleinstadt liegt im südlichen Teil des Bundesstaat Texas, etwa 130 Kilometer Luftlinie entfernt von San Antonio. 2020 hatte Uvalde etwas mehr als 15.000 Einwohner. Die Robb Elemenaty School, an der das Massaker stattfand, ist eine von elf Schulen der Kleinstadt, es gibt außerdem ein Junior College. Die Stadt ist hispanisch geprägt. Der US-Schauspieler Matthew McConaughey wurde in der Stadt geboren und drückte seine persönliche Betroffenheit aus.
Welche Reaktionen gibt es auf die Tat?
Das Massaker in Uvalde hat international große Wut und Anteilnahme hervorgerufen. Es gilt als einer der tragischsten Amokläufe in einer Schule in der Geschichte der USA. In jüngerer Vergangenheit starben nur bei dem Amoklauf an der Sandy Hook Elemantary School 2012 mehr Menschen, 28 Personen, darunter 20 Kinder, wurden getötet.
Der gerade von einer Asien-Reise zurückgekehrte US-Präsident Joe Biden wandte sich in einer emotionalen Ansprache im Weißen Haus ans Volk. „Als Nation müssen wir uns fragen, wann in Gottes Namen wir der Waffenlobby die Stirn bieten werden“, sagte er. Die Vorstellung, dass ein 18-jähriger Jugendlicher in ein Waffengeschäft gehen und zwei Sturmgewehre kaufen könne, sei einfach falsch.
In einer emotionalen Ansprache vor dem Spiel seiner Golden State Warriors gegen die Dallas Mavericks hat auch Trainer Steve Kerr Stellung zum Attentat in Uvalde im US-Bundesstaat Texas bezogen. Der 56-Jährige attackierte dabei die Republikanische Partei um Ex-US-Präsident Donald Trump scharf. Das Video der Wutrede Kerrs wurde tausendfach in sozialen Medien geteilt, da der ehemalige Profi-Spieler offenbar das Gefühl von vielen ausdrückte.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz kondolierte angesichts des Massakers in den USA: „Furchtbare Nachrichten erreichen uns an diesem Morgen von der Schule in Uvalde. Unsere Gedanken sind bei den Verletzten und den Opfern dieses unvorstellbaren Verbrechens.“ Scholz adressierte Joe Biden in einem Tweet am Mittwochmorgen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach sein Beileid aus.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kondolierte ebenfalls und beklagte, dass auch „in Friedenszeiten“ Menschen erschossen würden. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Menschen in den USA sein Mitgefühl aus. „19 der Opfer waren jünger als zehn Jahre alt“, schrieb Macron auf Twitter. Die Kinder und ihre Lehrer seien „feige ermordet“ worden.
Zahlreiche Prominente wie Schauspielerinnen und Schauspieler oder Sportlerinnen und Sportler meldeten sich ebenfalls nach der Tat zu Wort und trauerten um die Getöteten.
Kritik an Einfluss der US-Waffenlobby und Gesetzen
In fast allen Kondolenzbekundungen schwang aber auch Wut mit und Kritik an der Macht der US-Waffenlobby. Seit Jahren wird über die Verfügbarkeit von Waffen in den USA gestritten. Ein wesentlicher Streitpunkt in der Debatte ist der sogenannte „Background Check“, eine Überprüfung von Personen, die eine Waffe beantragen wollen. Der republikanische Senat der USA lehnt diese Form ab.
Die Bundespolizei FBI legte am Montag aktuelle Zahlen für das zurückliegende Jahr vor, die einer etwas anderen Metrik folgen, aber nicht weniger deutlich sind. Demnach stieg die Zahl der Toten bei Schießattacken 2021 um die Hälfte gegenüber Vorjahr an. Bezogen auf 2017 verdoppelten sich die Fälle gar. Traurige Routine in einem Land, in dem es mehr Schusswaffen als Menschen gibt.
Erst recht in Texas, wo seit vergangenem Jahr das Tragen für das Tragen von Schusswaffen weder ein Waffenschein noch Training benötigt wird. Der erzkonservative Gouverneur Gregg Abbott, der das Gesetz unterzeichnet hatte, bietet wie andere Republikaner nach dem Massaker "Gedanken und Gebete für die Betroffen" an. Es sei eine "furchtbare Tragödie, die im Staat Texas nicht geduldet werden kann". Einen Grund für Änderungen am Waffengesetz sieht Abbott nicht. (mab mit dpa/rnd/afp)