Es ist eine filmreife Geschichte: Mehr als zwei Monate treiben ein Australier und seine Hündin im Pazifik. Nach der Rettung trennen sich die beiden Gefährten.
Vierbeiner Bella als „Lebensretterin“Schiffbrüchiger Segler berichtet von Überlebenskampf – und verschenkt Hündin
Über zwei Monate trieb der schiffbrüchige Australier Timothy Shaddock auf einem manövrierunfähigen Katamaran mitten im Pazifik – mit an Bord war nur seine Hündin Bella. Shaddock und Bella waren im April von der mexikanischen Küstenstadt La Paz zu einer 6000 Kilometer langen Reise nach Französisch-Polynesien aufgebrochen. Doch schon nach kurzer Zeit wurde sein Katamaran „Aloha Toa“ in einem Sturm beschädigt. Das Boot trieb fortan über den Pazifik – bis die Besatzung eines Thunfisch-Trawlers die beiden mehr als 2200 Kilometer von jeder Küste entfernt rettete.
Timothy Shaddock: Australier und Hündin Bella nach Monaten auf See gerettet
Am Dienstag hatte der Hobby-Seemann in der mexikanischen Hafenstadt Manzanillo dann erstmals wieder Land betreten – mager, mit zotteligem Bart und Haaren, körperlich aber erstaunlich fit sowie gut gelaunt. „Ich lebe noch“, sagte er vor Journalisten. Nachdem seine Vorräte auf dem Boot zur Neige gegangen waren, hatten Shaddock und Bella sich von Regenwasser und rohem Fisch ernährt.
„Natürlich sind das Leben auf einem Boot und das Segeln auf einem Boot zwei verschiedene Dinge, und das war eine größere Herausforderung“, erklärte Shaddock nun gegenüber der britischen Zeitung „The Guardian“.
Hündin Bella und Segler Shaddock: Gefährten an Land und auf See
Vor seiner Reise über den Pazifik hatte der Australier eigenen Angaben zufolge seinen Job gekündigt – und war nach Mexiko gezogen. Dort traf Shaddock auch auf Bella. Die schwarzbraune Streunerin wurde für die nächsten drei Jahre seine ständige Begleiterin. Eigentlich, so berichtet es Shaddock, habe er ein passendes Zuhause für die Hündin gesucht, dabei jedoch keinen Erfolg gehabt. Also habe er sich schließlich entschlossen, Bella mit auf den Segel-Trip zu nehmen.
Die Entscheidung entpuppt sich nun offenbar als nahezu lebensrettend. Denn nach wenigen Wochen auf See, Shaddock kann sich an den genauen Zeitpunkt nicht erinnern, änderte ein Sturm plötzlich alles für den Segler und seine tierische Begleitung.
Überlebenskampf auf dem Pazifik: Meditation, Bella und der Kampf gegen die Müdigkeit
„Irgendwie fühlt man sich plötzlich wie in einem Strudel“, berichtete der Australier nach seiner Rettung. „Sie treiben plötzlich im Kreis.“ Während des Sturms habe sein Boot das Segel verloren, auch die komplette Bordelektronik sei ausgefallen, berichtete Shaddock weiter.
Die folgenden langen Tage an Bord der „Aloha Toa“ schildert der Australier vor allem als Kampf gegen die Müdigkeit. Fortan beschäftigte sich Shaddock vor allem damit, Regenwasser aufzufangen und zu angeln. Roher Fisch wurde schließlich zur einzigen Nahrungsquelle für den Australier und seine Hündin.
Auch Meditation habe ihm geholfen, berichtete der Australier. Bella am Leben zu erhalten, habe ihn zudem motiviert, nicht aufzugeben. Irgendwann war sich Shaddock – so berichtet er es – dennoch sicher, dass Bella und er auf See sterben würden.
Thunfisch-Trawler rettet Timothy Shaddock und Hündin Bella aus dem Pazifik
Erst am 12. Juli folgte die Erlösung: Ein Hubschrauber, der eigentlich für den Thunfisch-Trawler „Maria Delia“ auf der Suche nach Thunfisch-Schwärmen war, entdeckte das Boot mit Shaddock und Bella – mehr als 2.000 Kilometer von der nächsten Küste entfernt.
Hubschrauber-Pilot Andres Zamorano, so berichtet es der „Guardian“, ist überzeugt, dass es die „moralische Verpflichtung“ war, Bella am Leben zu halten, die Shaddock dabei geholfen habe, die Zeit auf dem Ozean zu überleben.
Nach ihrer Rettung sind Shaddock und Bella nun in aller Munde – müssen aber dennoch getrennte Wege gehen. Der Australier schenkte die Hündin einem Tierliebhaber aus der Besatzung der „Maria Delia“, dem Thunfisch-Trawler, der die beiden gerettet hatte.
Schiffbrüchiger Australier verschenkt Hündin Bella nach Rettung – Quarantäneregeln verantwortlich
Angesichts der rührenden Geschichte von Bella und Shaddock sorgte die Trennung von Bella zunächst für Verwunderung. „Die australische Botschaft hat diese Entscheidung für mich getroffen“, erklärte Shaddock nun – und verwies auf die sehr strengen Quarantäneregeln in seiner Heimat.
Dorthin will der Segler nun zeitnah zurückkehren. „Meine Tochter will hierherkommen, mich holen und nach Hause bringen“, sagte Shaddock dem „Guardian“. Das Meer liebe er zwar noch immer, versicherte der 54-Jährige. Er sei sich jedoch noch nicht sicher, ob er jemals erneut so weit auf den Ozean hinaus fahren wolle. (das/afp)