Köln/Essen – Starkregen, Gewitter, Sturmböen: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt am Dienstag vor möglichem Unwetter in Nordrhein-Westfalen. Das bedeutet aber nicht, dass der DWD bereits eine konkrete Unwetterwarnung ausgesprochen hat. Die verschiedenen Farbtöne auf der Deutschlandkarte (grün, gelb, orange, rot) sind sogenannte Vorabinformationen. Wir erklären, was es damit auf sich hat und wann der DWD konkret eine Warnung ausspricht.
Die verschiedenen Farben haben unterschiedliche Bedeuetungen: Es gibt beispielsweise eine Warnung vor markantem Wetter (orangefarbene Färbung) und eine Vorabinformation Unwetter (rote Schraffierung). Die Warnung gibt es, weil der DWD schwere Sturmböen erwartet, die Vorabinformation bezieht sich auf das angekündigte Gewitter. Aber warum gibt es zum Gewitter nur eine Vorabinformation und keine konkrete Unwetterwarnung?
Warnkatalog ist die Grundlage
Das zentrale Warnmanagement des DWD sitzt in Offenbach. Von dort werden die Außenstellen geleitet, die es in mehreren Bundesländern gibt. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche sitzen dort Warnmeteorologen, die entscheiden, ob, wann und wo eine Wetterwarnung herausgegeben wird. „Es steht immer ein Mensch dahinter, es gibt keine automatischen Unwetterwarnungen“, sagt Andreas Friedrich, Pressesprecher des DWD. Die Entscheidung für eine Warnung wird auf Grundlage eines mit den Katastrophenschutzeinrichtungen in Deutschland festgelegten Warnkatalogs getroffen.
Der Warnkatalog ist nach Wetterelementen aufgeteilt. Werden bestimmte Grenzen überschritten, gibt es eine Warnung, aufgeteilt nach Stufen. Bei Wind ist es zum Beispiel so: Von Windböen spricht man bei mehr als 50 Kilometern pro Stunde, ab dieser Grenze wird eine Wetterwarnung ausgesprochen. „Das ist aber noch lange kein Unwetter“, erklärt Friedrich.
Sturmböen sind noch kein Unwetter
Stufe zwei sei dann schon etwas gefährlicher, wenn auch immer noch kein Unwetter. Da spricht der DWD von Sturmböen oder schweren Sturmböen, wie sie am Freitag erwartet werden. Da fängt es an bei 65 Kilometern pro Stunde bis maximal 104 Kilometer pro Stunde.
Ab 105 Kilometer pro Stunde spricht der DWD von einem Unwetter, das sind dann orkanartige Böen oder Orkanböen. Wenn Orkanböen überörtlich mehr als 140 Kilometer pro Stunde erreichen, gibt es eine Warnung vor extremem Unwetter. „So ähnlich ist es dann auch abgestuft bei Hagel, Sturzregen in kurzer Zeit, bei Schneefällen im Winter etc.“, sagt Friedrich.
Vorhersage von Wettergefahren
Das Warnmanagement ist darüber hinaus auch zeitlich abgestuft. Das ist auch der Grund dafür, dass es bei Gewitter keine Unwetterwarnung, sondern zunächst nur eine Vorabinformation gibt. Der DWD veröffentlicht einmal am Tag eine Wochenvorhersage Wettergefahren. Die erfolgt aber in reiner Textform und gibt nur grob an, wann es wo in der kommenden Woche gefährlich werden könnte. Bis zu 48 Stunden vor einem möglichen Unwetter gibt es die Vorabinformation. Die ist zeitlich und räumlich noch grob.
Die letzte Stufe ist dann die Wetterwarnung. Wann genau die kommt, hängt aber vom Wetterelement ab. Großflächiger Dauerregen könne schon recht früh sicher vorhergesagt werden: „Beim Ahrtal im vergangenen Jahr konnten wir auch schon 24 Stunden vorher eine extreme Unwetterwarnung herausgeben“, erzählt Friedrich. Gewitter seien dagegen das am schwersten vorhersagbare Wetterelement. Eine lokale Eingrenzung sei erst kurzfristig möglich, Wetterwarnungen würden hier erst null bis drei Stunden vorher herausgegeben werden.
Seit den Neunzigern hat sich viel getan
Die Wettervorhersagen und Warnungen sind in den vergangenen Jahren deutlich genauer geworden. Seit etwa drei Jahren gibt der DWD auch Warnungen für Gemeinden und bei Großstädten auch für Stadtteile raus. „In den Neunzigern gab es Warnungen für ganze Bundesländer und das war es dann“, erinnert sich Friedrich. Aufgrund der verbesserten Vorhersagemöglichkeiten gebe es auch deutlich häufiger Warnungen als früher.
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Auch sonst entwickelt sich das Warnsystem des DWD weiter: Nach der Flutkatastrophe gebe es eine „Latte an Maßnahmen“, so Friedrich, um die Warnungen zu verbessern. So sollen künftig zum Beispiel auch Hinweise gegeben werden, welche Auswirkungen das vorhergesagte Unwetter haben könnte. Grundsätzlich gelte beim DWD auch lieber Vorsicht als Nachsicht: „Eine gewisse Überwarnung ist einkalkuliert, aber das muss im Rahmen bleiben“, sagt der DWD-Pressesprecher. Bei zu vielen Warnungen vor Unwettern, die dann doch nicht eintreten, würden die Menschen abstumpfen.