Köln – Der Chef des Textileinzelhändlers Kik beklagt die restriktive Haltung der Bundesregierung zu Lockerungen im Einzelhandel. „Deutschland ist das Land, das am längsten geschlossen hat und am dauerhaftesten“, sagt Kik-Geschäftsführer Patrick Zahn in „ekonomy mit K“, dem Wirtschafts-Podcast des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zahn führt die Firma in weiten Teilen aus dem Homeoffice in Köln.
„Der Handel, gepaart mit der Hotellerie und Gastronomie, sind übermäßig belastet“, sagt der Manager. Dabei sei der Handel kein Treiber der Infektionen. Bei geöffneten Lebensmittelhändlern etwa infizierten sich Mitarbeiter nicht verstärkt, so Zahn.
„Deutschland ist das schwierigste Land für uns“
Kik betreibt mehr als 3500 Filialen, drei Viertel davon in Deutschland, die restlichen in verschiedenen europäischen Ländern.
„Deutschland ist das schwierigste Land für uns“, sagt Zahn. Durch die Größe auf dem Heimatmarkt sei die Firma von vielen Hilfszahlungen hierzulande ausgenommen. Tausende Kik-Beschäftigte sind durchgehend in Kurzarbeit, für lange Strecken zu 100 Prozent.
Allein 13,5 Millionen Euro im Monat zahlt Kik in Deutschland an Miete für seine Geschäfte – und erhält laut Zahn eine Hilfe von maximal zwei Millionen Euro monatlich. In Österreich erhalte die Kik-Landesgesellschaft beispielsweise Unterstützung und sei relativ gut durch die Krise gekommen.
Podcast „ekonomy mit K“
Das komplette Gespräch mit Patrick Zahn können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Ergobag-Mitgründer Sven-Oliver Pink, KVB-Chefin Stefanie Haaks und Flossbach von Storch Co-Gründer Kurt von Storch.
Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch mit Patrick Zahn auch hier hören.
Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast
Seit Dezember 2020 haben viele Einzelhändler in Deutschland ihre Geschäfte fast durchgehend schließen müssen. In der Branche hat es bereits zahlreiche Insolvenzen von Modehäusern gegeben wie Adler, Esprit, Appelrath Cüpper oder Pimkie.
Für Kik fürchtet Zahn zwar keine Insolvenz. „Wir haben einen starken Gesellschafter im Rücken, der uns auch unterstützen wird“, sagt der Manager. Der Händler gehört seit dem Jahreswechsel zu 100 Prozent der Tengelmann-Gruppe. Außerdem ließe sich mit Kurzarbeit und Krediten eine längere Durststrecke überbrücken. Doch dies ginge zu Lasten der Zukunftsfähigkeit – wichtige Investitionen könnten nicht getätigt werden.
Ups and Downs – wie beim 1. FC Köln
Patrick Zahn ist Kölner „mit Leib und Seele“, wie er sagt. Er ist Mitglied des Karnevalsvereins Ehrengarde und engagiert sich im Hockeyverein Rot-Weiß Köln. Kik ist Sponsoring-Partner des 1. FC Köln. „Wir passen als Partner gut zusammen, weil wir viele Ups and Downs haben“, sagt Zahn über die Kooperation mit dem Fußballverein.
Seit 2016 leitet Zahn den Händler und hat von einigen Plänen Abschied nehmen müssen. Das damals ausgerufene Ziel von 5000 Filialen ist nicht erreicht und auch die Expansionspläne für die USA hat Zahn zurückgestellt. Der von Ex-Präsident Donald Trump Konfrontationskurs zu China hatte zum Stopp der Pläne beigetragen.
In der Heimat wächst bei Kik zwar während der Pandemie der Anteil des Online-Handels am Geschäft, doch auf niedrigem Niveau. Die niedrigen Durchschnittspreise und Bestellgrößen führen dazu, dass sich für Kik Online-Handel kaum lukrativ betreiben lässt. „Unser Kunde rechnet hart und möchte gerne stationär einkaufen“, so Zahn.
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Die Mietbelastung durch die Filialen sei im Lockdown kaum zu senken gewesen. Nur mit etwa 20 Prozent der Vermieter seien Einigungen erzielt worden, um die Mieten zu senken. Generell seien die Preisvorstellungen von Vermietern nach wie vor hoch, aber „auf der Hohe Straße hat man es schon teilweise gesehen, dass Mieten heruntergegangen sind“. Kik betreibt in Köln zwei Dutzend Filialen, allerdings nicht in Bestlagen.