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Eklat bei politischem TerminÜbergriffiger Kuss-Versuch auf Baerbock – Kroatiens Außenminister gibt Statement ab

Lesezeit 3 Minuten
Treffen europäischer Minister am Donnerstag: Beim Gruppenfoto versuchte Kroatiens Außenminister Gordan Grlic-Radman die deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock zu küssen.

Treffen europäischer Minister am Donnerstag: Beim Gruppenfoto versuchte Kroatiens Außenminister Gordan Grlic-Radman die deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock zu küssen.

Annalena Baerbock war sichtlich überrascht und unangenehm berührt von dem Übergriff. In Kroatien geriet der Außenminister in die Kritik.

Beim Treffen europäischer Innen- und Außenminister in Berlin ist es zu einem Eklat gekommen: Der kroatische Außenminister Gordan Grlic-Radman (65) versuchte offenbar während eines Gruppenfotos die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf den Mund zu küssen. Grlic-Radman beugte sich zu Baerbock herüber, die sich schnell wegdrehte und sichtlich unangenehm berührt war.

Der kroatische Außenminister wies am Freitag zunächst bei einer Pressekonferenz die Vorwürfe von sich, berichtet unter anderem die „Tagesschau“. Demnach habe er lediglich eine Kollegin auf „menschliche“ Weise begrüßen wollen: „Unter Ministern grüßt man sich immer herzlich“, der Außenminister.

Am Samstag allerdings gab Grlic-Radman gegenüber kroatischen Medien ein Statement und eine Art Entschuldigung an Baerbock ab: „Vielleicht war es ein unangenehmer Moment“, sagte er, „wenn jemand darin etwas Schlimmes gesehen hat, dann entschuldige ich mich bei demjenigen, der das so aufgefasst hat.“ Weil sein Flugzeug Verspätung gehabt hatte, konnte er Baerbock wohl erst beim Gruppenfoto begrüßen: „Ich weiß nicht, was das Problem war. Ich habe es nicht gesehen; ich war mir dessen nicht bewusst“, so Grlic-Radman.

Gordan Grlic-Radman: Außenminister in kroatischen Medien in der Kritik

Mehrere europäische Minister waren am Donnerstag in Berlin zusammengetroffen, um über Rahmenbedingungen für eine künftige EU-Erweiterung zu diskutieren. Derzeit streben neben der Ukraine und der Türkei mehrere Westbalkan-Staaten eine EU-Mitgliedschaft an, darunter Serbien und Albanien.

Nach dem Kuss-Vorfall geriet aber besonders in kroatischen Medien das Politische in den Hintergrund: „Unangenehm mitanzusehen“, „ein Fiasko“ und „unerfreulich“, kommentieren kroatische und bosnische Medien den Moment, in dem sich Baerbock augenscheinlich überrascht von den Lippen des Kroaten abwendet. Sie äußerten zudem Mitleid mit der deutschen Amtskollegin.

Die deutsche Ministerin habe sich „offensichtlich unwohl“ gefühlt, schreibt die Zagreber Zeitung „Jutarnji list“. In Sozialen Netzwerken, wo sich das Video rasant verbreitete, reagierten viele Kroaten entrüstet über den Politiker.

Annalena Baerbock reist nach Eriwan: Friedensgespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan angestrebt

Am Freitag reiste Baerbock ungeachtet des Kuss-Vorfalls nach Armenien in die Hauptstadt Jerewan. Sie forderte Armenien und Aserbaidschan zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf, um eine politische Lösung für ihren seit mehr als 30 Jahren dauernden Konflikt zu suchen.

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gedenkt bei ihrer Armenien-Reise in Jerewan den Opfern des Völkermords in Armenien.

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gedenkt bei ihrer Armenien-Reise in Jerewan den Opfern des Völkermords in Armenien.

Die Vermittlungsbemühungen von EU-Ratspräsident Charles Michel „sind eine Brücke, die den schnellsten Weg zum Frieden aufzeigen kann“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag nach einem Treffen mit ihrem armenischen Kollegen Ararat Mirsojan in der Hauptstadt Eriwan. „Darum ist es so wichtig, dass möglichst bald eine neue Verhandlungsrunde stattfinden kann“, ergänzte sie.

Mirsojan sagte mit Blick auf die Lage in der Konfliktregion Berg-Karabach, Aserbaidschan habe sein Versprechen gebrochen, keine Kriegshandlungen vorzunehmen. „Armenien hat den Willen, den Weg des Friedens in der Region zu gehen“, sagte er laut Übersetzung. Es gehe um die Anerkennung der territorialen Souveränität beider Länder. Armenien könne „zu einer Friedenskreuzung in der Region“ werden, nicht nur für seine Nachbarländer, sondern die ganze Welt.

Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, wurde jedoch mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Das Gebiet hatte sich in den 1990er Jahren in einem blutigen Bürgerkrieg mit Hilfe Eriwans von Baku losgelöst. Die Armee von Aserbaidschan hatte die Kapitulation der lokalen Armee in Berg-Karabach am 19. September erzwungen. Mehr als 100.000 ethnische Armenier sind aus der Region geflohen. (mab mit kna/dpa)