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Neuer VerteidigungsministerDirekt nach dem Eid trifft Boris Pistorius seinen US-Kollegen

Lesezeit 4 Minuten
Boris Pistorius (r.) und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin

Boris Pistorius (r.) und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin

Kaum ist der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius im Amt, muss er sich auf der weltpolitischen Bühne bewegen. Er empfing den US-Verteidigungsminister.

Als ersten ausländischen Besucher nach seinem Amtsantritt hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Donnerstag seinen US-Kollegen Lloyd Austin empfangen. Beide sagten der von Russland angegriffenen Ukraine weitere Unterstützung zu. Die USA seien Deutschlands wichtigster Verbündeter, betonte Pistorius. „Putins entsetzlicher Angriffskrieg auf die Ukraine hat der Nato die Chance gegeben, sich als das zu erweisen, was sie ist, nämlich ein tragendes, ein stabiles Bündnis, das sich reaktions- und handlungsfähig gezeigt hat und weiter zeigen wird.“

Dafür sei er sehr dankbar, sagte Pistorius. „Wie so oft in der Geschichte, aber gerade auch jetzt in diesen Zeiten, stehen die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika dabei Schulter an Schulter.“ Auch in Zukunft werde Deutschland gemeinsam mit seinen Partnern die Ukraine in ihrem Kampf für die Freiheit, territoriale Unabhängigkeit und Souveränität unterstützen.

Boris Pistorius äußert sich nicht zu Leopard-Panzern

Zu der derzeit von vielen Seiten geforderten Lieferung von Leopard-Kampfpanzern äußerte sich Pistorius nicht. Diese hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) offenbar zuvor davon abhängig gemacht, dass auch die USA Kampfpanzer liefern. Der neue Verteidigungsminister verwies auf bereits gelieferte Waffen wie Panzerhaubitzen, den Flugabwehrpanzer Gepard und das Flugabwehrsystem Iris-T SLM.

Austin nannte Deutschland „einen der wichtigsten Verbündeten der USA“. Er dankte der Bundesregierung für die Unterstützung der Ukraine und für die schnelle Verstärkung der Nato-Ostflanke. Er freue sich auf die künftige Zusammenarbeit mit Pistorius.

Boris Pistorius erst am Donnerstagmorgen vereidigt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte Pistorius erst am Morgen in Berlin die Ernennungsurkunde überreicht. Die zurückgetretene Ministerin Christine Lambrecht (SPD) bekam ihre Entlassungsurkunde. Anschließend leistete der bisherige Innenminister des Landes Niedersachsen im Bundestag den Amtseid - ohne die Formel „so wahr mir Gott helfe“. An der kurzen Ernennungszeremonie im Schloss Bellevue nahm auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teil.

Steinmeier wünschte Pistorius „Durchhaltevermögen, gutes Gelingen und eine glückliche Hand“. Pistorius übernehme das Ministeramt in einer Bedrohungs- und Gefährdungslage, die Deutschland lange nicht mehr gekannt habe. Er müsse direkt loslegen. „Für all die kommenden Herausforderungen und notwendigen Reformen benötigen Sie jetzt kühlen Kopf, gute Nerven, Führungsstärke, klare Sprache und politische Erfahrung.“ Dass Pistorius all das habe, habe er in anderen anspruchsvollen politischen Ämtern gezeigt, sagte Steinmeier.

Steinmeier: „Müssen auf Bedrohungen reagieren, die auch auf uns zielen“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) und Boris Pistorius im Schloss Bellevue in Berlin.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) und Boris Pistorius im Schloss Bellevue in Berlin.

„Deutschland ist nicht im Krieg“, betonte der Bundespräsident. Für das Land beginne aber eine Epoche im Gegenwind. „Wir müssen auf Bedrohungen reagieren, die auch auf uns zielen.“ In diesem Umfeld neuer Bedrohungen und geopolitischer Veränderungen komme es jetzt entscheidend darauf an, die Bundeswehr abschreckungsfähig und verteidigungsbereit zu machen. „Und dafür braucht es eine modernere und umfassendere Ausrüstung, eine effizientere Beschaffung, eine solidere Personaldecke und Aufmerksamkeit und Respekt für die Truppe.“

Steinmeier betonte, es sei keine Zeit zu verlieren. „Als starkes Land in der Mitte Europas haben wir eine Verantwortung nicht nur für uns, sondern auch für andere.“ Deutschland stehe nicht allein, sondern im Bündnis mit Partnern. „Und diese Partner müssen und werden sich auf uns verlassen können.“

Der zurückgetretenen Lambrecht dankte Steinmeier für all das, was sie in 23 Jahren als Abgeordnete geleistet und als Bundesministerin in verschiedenen Positionen auf den Weg gebracht habe. Er dankte ihr auch „für die Bereitschaft, über so viele Jahre für unser Land, für unsere Demokratie einzustehen, sie zu verteidigen, wo sie angegriffen wird, ihre Probleme nicht nur zu beklagen, sondern auch lösen zu wollen“.

Olaf Scholz könnte Zustimmung zu Lopard-Lieferung geben

Zentrales Thema bei den Gesprächen mit Lloyd Austin dürfte der Krieg in der Ukraine und die weitere Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes sein. In den vergangenen Tagen ist der Druck auf Deutschland stark gewachsen, der Ukraine auch Kampfpanzer vom Typ Leopard zur Verfügung zu stellen. Kanzler Scholz ist nach übereinstimmenden Medienberichten nun dazu unter Bedingungen bereit.

Laut „Süddeutscher Zeitung“ und „Bild“-Zeitung stellte er in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden klar, Deutschland könne nur liefern, wenn die USA ihrerseits der Ukraine eigene Abrams-Kampfpanzer zur Verfügung stellen. (dpa)