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Scholz in SüdamerikaDeutschland und Chile wollen Gedenkstätte für Colonia Dignidad

Lesezeit 3 Minuten
Es sind Olaf Scholz und Gabriel Boric zu sehen, wie sie sich die Hände schütteln.

Olaf Scholz und Gabriel Boric stehen im Amtssitz des Präsidenten nach der Pressekonferenz zusammen.

Die von deutschen Siedlern gegründete Colonia Dignidad in Chile war über Jahrzehnte ein Ort des Grauens. Bald soll es dort eine Gedenkstätte geben.

Deutschland und Chile wollen mit einer Gedenkstätte an die Opfer der früheren Sektensiedlung Colonia Dignidad in dem südamerikanischen Land erinnern.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der chilenische Präsident Gabriel Boric sprachen sich am Sonntagabend (Ortszeit) nach einem Treffen in Santiago de Chile gemeinsam dafür aus.

Scholz in Chile: Unterstützung für Errichtung einer Gedenkstätte

Die Idee, auf dem fast 400 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt gelegenen Gelände eine Gedenkstätte zu errichten, „hat die Unterstützung unserer Regierung, und wir werden uns entsprechend beteiligen“, sagte Scholz.

Boric bedankte sich für die „Bereitschaft der deutschen Regierung, zur Suche nach der Wahrheit beizutragen. „Wir unterstützen das komplett. Der chilenische Staat kämpft unermüdlich für die ganze Wahrheit und Gerechtigkeit“.

„Die Geschichte der Colonia Dignidad ist schrecklich“

Die Colonia Dignidad hatte sich ab 1961 Jahren zu einem Ort des Grauens entwickelt. Der Laienprediger Paul Schäfer war damals mit seinen Anhängern von Deutschland nach Chile gezogen und hatte am Fuße der Anden die „Kolonie der Würde“ gegründet.

Jahrzehntelang ließ er die Sektenmitglieder dort ohne Lohn arbeiten, riss Familien auseinander und missbrauchte Kinder. Während der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet (1973-1990) wurden auf dem 17.000 Hektar großen Areal Regimegegner gefoltert und ermordet.

„Die Geschichte der Colonia Dignidad ist schrecklich“, sagte der Linkspolitiker Boric, der im Dezember 2021 zum jüngsten Präsidenten Chiles gewählt worden war.

Rundgang durch Museum zur Militärdiktatur

Mit dem damals 35-Jährigen zog auch eine neue politische Generation in den Präsidentenpalast ein, die die Militärdiktatur nicht mehr bewusst erlebte und sich von deren Erbe trennen will.

Auf Wunsch des Staatsoberhaupts begann der Chile-Besuch des Kanzlers mit einem gemeinsamen Rundgang durch das „Museum der Erinnerung und der Menschenrechte“, das an die Militärdiktatur unter Pinochet erinnert.

Im Präsidentenpalast besichtigten die beiden nach ihrem Gespräch dann den „Weißen Salon“, in dem sich der sozialistische Präsident Salvador Allende am 11. September 1973 das Leben nahm, als die Putschisten den Palast stürmten.

Scholz hat noch eigene Erinnerungen an Pinochet-Diktatur

Scholz hat an die Pinochet-Diktatur noch eigene Erinnerungen. Ende der 80er Jahre besuchte er Chile als Funktionär der Internationalen Union der Sozialistischen Jugend. Dieses Jahr jährt sich der Putsch zum 50. Mal.

Die Colonia Dignidad wurde 2005 von der chilenischen Regierung unter Zwangsverwaltung gestellt. Inzwischen befindet sich auf dem Gelände das Hotel „Villa Baviera“ (Villa Bayern), in dem noch ehemalige Mitglieder der Sekte tätig sind.

Beim Aufbau einer Gedenkstätte wolle Deutschland seinen Beitrag „als Partner“ leisten, betonte Scholz. „Wir wollen hilfreich sein. Wir wissen wie sensibel das ganze Thema ist, es gibt verschiedene Opfergruppen.“ Die Entscheidungen zur Gedenkstätte müssten in Chile fallen.

Rohstoffpartnerschaft vereinbart

Beim Besuch des Kanzlers ging es auch um die Ausweitung der Zusammenarbeit im Rohstoffbereich. Dazu wurde in Anwesenheit von Boric und Scholz eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Das deutsche Unternehmen Aurubis und der chilenische Kupferkonzern Codelco vereinbarten zudem, bei der Modernisierung der Kupferproduktion zusammenzuarbeiten.

Interessant sind für Deutschland auch die riesigen Vorkommen von Lithium in Chile, das für die Produktion von Elektroautos benötigt wird. Da ist derzeit aber vor allem China engagiert, das die Kapazitäten für die Weiterverarbeitung hat. (dpa)