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Corona-PandemieErste Öffnungen für Urlauber – wenig Einheitlichkeit, viel Optimismus

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Joggerin in Scharbeutz, Schleswig-Holstein.

Berlin – Die sinkenden Corona-Infektionszahlen lassen den Ruf nach weiteren Öffnungsschritten lauter werden - und nach einem koordinierten Vorgehen. Nicht nur der Städte- und Gemeindebund fordert dafür von der Politik ein Konzept.

„Im Hinblick auf die rasante Zunahme der Impfungen und den bevorstehenden Sommer mit vielen möglichen Aktivitäten im Freien sollten sich Bund und Länder bereits jetzt auf einen klaren Öffnungskatalog verständigen und festlegen, unter welchen Voraussetzungen welche Bereiche wieder öffnen dürfen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

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Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier warnt vor einem Flickenteppich unterschiedlicher Lockerungen. Der CDU-Politiker plädiert für abgestimmte Maßnahmen, auch wenn diese dann je nach regionaler Infektionslage unterschiedlich schnell greifen.

„Ich würde es für richtig halten, dass wir uns mit Bund und Ländern gemeinsam darauf verständigen. Und dass wir Schritt für Schritt die Öffnungen machen, und zwar so, dass im Sommer auch Urlaub in Deutschland möglich ist“, sagte er am Sonntag im ARD-„Bericht aus Berlin“. „Wir reden mit den Ländern und versuchen, ein einheitliches Vorgehen zu erreichen.“

Virologe Drosten ist optimistisch für den Sommer

Der Berliner Virologe Christian Drosten ist für die Zeit ab Juni zuversichtlich, denn zu dem Monat würden sich erstmals die Impfungen spürbar auswirken, sagte der Direktor der Virologie am Universitätsklinikum Charité im ZDF-„Heute Journal“. „Der Sommer kann ganz gut werden in Deutschland.“ Gerade im Außenbereich werde wieder vieles zugelassen werden können, erklärte er mit Blick auf Urlaub, Außengastronomie und Grillen mit Freunden.

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner lag laut Robert Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen bundesweit bei 119,1 - am Vortag hatte sie noch 118,6 betragen, am Montag der Vorwoche 146,9. Der Wert ist zwar immer noch hoch - der erste Lockdown wurde bei Werten um 50 ausgelöst -, aber zugleich wächst die Zahl der Impfungen.

Bis Sonntag waren knapp zehn Prozent der Bevölkerung vollständig durchgeimpft, mehr als 30 Prozent haben immerhin eine von zwei Impfungen erhalten. Und auch die Zahl der Covid-Patienten auf Intensivstationen geht zurück.

Wegen des zunächst rasanten Anstiegs bei den Fallzahlen seit Weihnachten waren die Kontaktbeschränkungen in den Regionen über der Inzidenz 100 - also quasi in allen - einheitlich verschärft und der Handel wieder in den Lockdown geschickt worden.

Spätestens die Einführung der Bundes-Notbremse machte dies flächendeckend nötig. Inzwischen lockern die Länder aber wieder, allerdings auf eigene Faust.

Tourismus wird Schritt für Schritt möglich

Mehrere haben eine Öffnung auch für Touristen angekündigt. In Schleswig-Holstein ist das in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 bereits der Fall, am 17. Mai landesweit geplant. Niedersachsen öffnet an diesem Montag regional für Urlauber aus dem eigenen Land.

In Bayern sollen Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Kreisen unter der Inzidenz 100 ab 21. Mai öffnen dürfen. Einige Länder haben dabei offensichtlich auch das Pfingstgeschäft von Hotels und Gaststätten über das lange Wochenende am 22. bis 24. Mai im Auge.

Warnung vor Virus-Varianten

Um den Erfolg der bisherigen Bemühungen nicht zu gefährden, fordern Mediziner aber besondere Vorsicht vor der Einschleppung von Virusvarianten aus anderen Ländern. Flugreisende sollten an den Flughäfen einen PCR- und einen Schnelltest machen müssen, empfahl der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, in der „Rheinischen Post“. „Ist der Schnelltest negativ, könnten sie zunächst nach Hause fahren und wären bei einem positiven PCR-Test schnell zu erreichen. Das brauchen wir, um die Ausbreitung möglicherweise gefährlicher Mutationen in Deutschland einzudämmen.“

Mit Blick auf die Situation von Schülern plädierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für Impfaktionen in den Schulen. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüft derzeit die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren, in Kanada ist die Zulassung bereits erteilt. Es müsse dann „massenhaft schon vor Schulbeginn Schul-Impfaktionen mit geschlossenen Gruppenimpfungen“ geben, sagte Söder im „Bild“-Talk „Die richtigen Fragen“. Dann könne das nächste Schuljahr ein ganz anderes werden als das laufende. (dpa)