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Alexander Graf LambsdorffDeutschland ruft Botschafter aus Moskau vorübergehend nach Berlin zurück

Lesezeit 3 Minuten
Alexander Graf Lambsdorff (FDP) reist auf Geheiß der Bundesregierung aus Moskau nach Berlin. (Archivbild)

Alexander Graf Lambsdorff (FDP) reist auf Geheiß der Bundesregierung aus Moskau nach Berlin. (Archivbild)

Die Bundesregierung will Alexander Graf Lambsdorff zu Konsultationen in Berlin sprechen. Hintergrund ist ein „sehr ernster“ Vorfall.

Die Bundesregierung ruft den deutschen Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, zu Konsultationen nach Berlin zurück. Diese Entscheidung gab eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin bekannt. Hintergrund ist demnach der Russland zugeschriebene Cyberangriff unter anderem auf die SPD.

Bundesregierung ruft Botschafter Alexander Graf Lambsdorff aus Moskau nach Berlin zurück

Alexander Graf Lambsdorff, der seit 2023 deutscher Botschafter in Russland an der deutschen Botschaft Moskau ist, soll sich demnach für eine Woche in Berlin aufhalten und dann nach Russland zurückkehren. Die Bundesregierung nehme den Vorfall „sehr ernst“, sagte die Sprecherin. Er reihe sich zudem ein „in weitere Ereignisse in den vergangenen Monaten“.

Eine Reaktion des Kreml blieb am Montagmittag zunächst aus. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria berichtete vom Rückruf des Botschafters aus Deutschland, einen Kommentar zu dem Schritt gibt es von Kreml-Seite bislang allerdings nicht. In einer Meldung hieß es zudem, dass kein Vertreter der Bundesrepublik Deutschland an den Feierlichkeiten zum Beginn einer weiteren 6-jährigen Amtszeit von Wladimir Putin teilnehmen werde. Die Zeremonie ist für den 7. Mai geplant. „Deutschland wird an dieser Veranstaltung nicht teilnehmen, auch nicht auf Botschaftsebene. Wir werden nicht vertreten sein“, zitiert Ria die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Katrin Deschauer.

Die Bundesregierung macht die Hacker-Gruppe „Fancy Bear“ (APT 28), die vom russischen Militärgeheimdienst GRU gesteuert werde, dafür verantwortlich, in der SPD-Parteizentrale seit mindestens März 2022 über einen längeren Zeitraum eine damals nicht bekannte kritische Sicherheitslücke in Microsoft Outlook ausgenutzt haben, um vor allem E-Mail-Konten zu kompromittieren.

Bundesregierung reagiert auf Hackerangriff aus Russland – Botschafter reist aus Moskau nach Berlin

„Wir können diesen Angriff vom letzten Jahr heute eindeutig der Gruppe APT28 zuordnen, die vom russischen Militärgeheimdienst GRU gesteuert wird“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am vergangenen Freitag. Die Regierung verurteile den Angriff „auf das Schärfste“, betonte Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner.

Die Cyberangriffe richteten sich demnach auch gegen Regierungsstellen und Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt und IT sowie gegen Stiftungen und Verbände. Es gibt keine offiziellen Statistiken über Cyberangriffe aus Russland, auch weil eine exakte Zuordnung des Ursprungs der Hackergruppen sehr schwierig ist. Es gibt aber zwei Themenkreise, die russische Hacker im Staatsauftrag immer häufiger dazu motivieren, im Westen aktiv zu werden: der Ukraine-Konflikt und die Aussicht, in westlichen Ländern Wahlen beeinflussen zu können.

Wie umgehen mit Hackerangriffen aus dem Ausland?

Wegen des Russland vorgeworfenen Hackerangriffs auf die SPD im vergangenen Jahr war der russische Geschäftsträger Ende vergangener Woche ins Auswärtige Amt in Berlin einbestellt worden.

Die deutsche Abwehr gegen großangelegte Hacker-Attacken hat nach Einschätzung der Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik gefährliche Lücken. Es ist bislang umstritten, ob und wie deutsche Sicherheitsbehörden bei Cyberangriffen aus dem Ausland zurückschlagen dürfen. Der ehemalige Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, fordert im Falle von Cyberangriffen aus dem Ausland sogenannte Hackbacks von deutschen Sicherheitsbehörden.

Es gehöre zum Selbstverständnis eines Staates dazu, dass er sich wehre, sagte Schindler am Montag im Deutschlandfunk. Beim „Hackback“ geht es darum, bei großangelegten Attacken in ausländische Server einzudringen, um diese lahmzulegen. Die Methode ist umstritten. (pst/afp/dpa)