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Die Geschichte von Julian AssangeWie es zur Festnahme des Wikileaks-Gründers kam

Lesezeit 4 Minuten
Julian Assange Protest

Ein Demonstrant hält ein Plakat für Julian Assange (Archivbild)

Julian Assange ist seit zwei Jahren im Hochsicherheitsgefängnis und seit bald zehn Jahren nicht mehr in Freiheit. Eine Chronik, wie es zur Festnahme kam.Oktober 2010: Die Domain wikileaks.org wird im Internet registriert, auf der Seite werden Dokumente von Regimekritikern und geheimen Quellen veröffentlicht. Einer ihrer Initiatoren ist Julian Assange.

April 2010: Wikileaks veröffentlicht das Video „Collateral Murders“, auf dem zu sehen ist, wie US-Soldaten von einem Hubschrauber aus im Irak zwölf Zivilisten, darunter zwei Journalisten, erschießen.

Juli 2010: Veröffentlichung eines afghanischen Kriegstagebuchs mit knapp 77.000 Dokumenten über den Krieg in Afghanistan.

August 2010: Wegen des Verdachts auf Sexualvergehen erlässt die Staatsanwaltschaft in Stockholm Haftbefehl gegen Assange. Dem Australier wird sexuelle Belästigung vorgeworfen. Der Haftbefehl wird später fallengelassen.

Oktober 2010: Wikileaks veröffentlicht 250.000 vertrauliche Diplomatenberichte, welche die US-Regierung in Schwierigkeiten bringen.

Dezember 2010: Wegen eines neuen Haftbefehls aus Schweden wird Assange in London festgenommen. Eine zweite Frau aus Stockholm wirft ihm sexuelle Belästigung und Nötigung vor. Nach einer Woche in Untersuchungshaft kommt er gegen Kaution unter Auflagen frei. Schweden fordert seine Auslieferung.

Februar 2011: Ein Gericht in London stimmt einer Auslieferung zu. Assange soll in Schweden befragt werden. Er geht in Berufung. Er befürchtet eine Auslieferung an die USA und eine Anklage vor US-Gerichten wegen der Veröffentlichungen bei Wikileaks.

Mai 2012: Das höchste britische Gericht, der Supreme Court, bestätigt die Auslieferung nach Schweden.

Juni 2012: Assange flieht am 19. Juni in die Botschaft Ecuador in London und beantragt dort politisches Asyl.

August 2012: Ecuador gewährt Assange Asyl, was zu diplomatischen Spannungen mit Großbritannien führt.

Juli 2013: Ein US-Militärgericht verurteilt die Wikileaks-Informantin Chelsea Manning zu 35 Jahren Haft. Die US-Soldatin hatte 2010 Geheimdokumente zum Irak- und zum Afghanistankrieg an Wikileaks weitergegeben.

September 2014: Eine Arbeitsgruppe der UN nimmt sich des Falls an, da Assange beklagt, er werde willkürlich festgehalten. Das Gremium wird später zu der Einschätzung gelangen, Assange werde willkürlich festgehalten.

August 2015: Die minderschweren Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Nötigung verjähren.

Januar 2018: Assange wird ecuadorianischer Staatsbürger und erhält den diplomatischen Status des Landes. Die britischen Behörden verweigern ihm die Ausreise nach Ecuador.

Februar 2018: Assange beantragt, dass der Haftbefehl gegen ihn aufgehoben wird, weil in Schweden nicht mehr gegen ihn ermittelt wird. Die Londoner Richterin lehnt seinen Antrag ab. Argument: Er habe gegen die Kautionsauflagen verstoßen, als er sich in die Botschaft flüchtete.

November 2018: Es wird bekannt, dass die US-Justiz im Geheimen eine Anklage gegen Assange vorbereitet hat.

April 2019: Ecuadors Präsident Moreno erklärt, Assange werde seinen Asylstatus verlieren, weil er gegen seine Asylbedingungen verstoßen habe. Kurz zuvor hatte Wikileaks über Korruptionsermittlungen gegen Moreno in Ecuador berichtet. Moreno sympathisiert mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump.

11. April 2019: Der Wikileaks-Gründer wird nach mehr als sechs Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London festgenommen. Die US-Justiz teilt mit, dass sie Anklage erhebt. Sie wirft ihm Verschwörung mit Chelsea Manning für einen Hackerangriff auf Pentagon-Computer vor.

1. Mai 2019: Assange wird in London zu einer Gefängnisstrafe von 50 Wochen verurteilt. Der Grund: Verstoß gegen Bewährungsauflagen.

9. Mai 2019: Nils Melzer, der UN-Sonderberichterstatter für Folter, besucht Assange im Gefängnis und übt heftige Kritik an den Haftbedingungen. Melzer spricht öffentlich von „psychischer Folter“.

23. Mai 2019: Die US-Justiz verschärft ihre Anklage gegen Assange. 17 weitere Anklagepunkte werden veröffentlicht. Nun werden ihm auch Spionage und Geheimnisverrat vorgeworfen. Theoretische Höchststrafe: 175 Jahre. Assanges Verteidiger nennen die Anklage politisch motiviert und sehen darin einen Angriff auf die Pressefreiheit.

24. Februar 2020: Die Anhörung zum Auslieferungsantrag der US-Justiz gegen Assange beginnt. In London wird darüber verhandelt, ob er an die USA übergeben werden soll.

22. September 2020: Ein Psychiater sagt vor Gericht aus, dass Assange akut suizidgefährdet sei. Der Wikileaks-Gründer habe Halluzinationen und höre Stimmen.

4. Januar 2021: Ein britisches Gericht lehnt die Übergabe von Assange an die USA ab. Die Richterin begründet ihre Entscheidung mit dem psychischen Gesundheitszustand Assanges und den Haftbedingungen, die ihn in den USA erwarten würden. Es sei damit zu rechnen, dass er sich in Isolationshaft das Leben nehmen werde.

9. Februar 2021: Wie sein Vorgänger Trump will auch der neue US-Präsident Joe Biden eine Auslieferung Assanges erreichen. Ein Sprecher des US-Justizministeriums erklärt, die neue Regierung wolle gegen die Entscheidung des britischen Gerichts Einspruch erheben.

12. November 2021: Assange bekommt die Erlaubnis, im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh die britische Anwältin Stella Moris zu heiraten. Das Paar hat zwei Kinder.

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10. Dezember 2021: Das Berufungsgericht in London billigt die Auslieferung Assanges an die USA.

14. März 2022: Das Oberste Gericht lehnt eine Berufung Assanges gegen seine Auslieferung ab.

23. März 2022: Julian Assange heiratet im Gefängnis seine Anwältin Stella Moris.

20. April 2022: Ein britisches Gericht erlässt den Auslieferungsbeschluss, über den die britische Innenministerin binnen zwei Monaten entscheiden muss.